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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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stand groß dazwischen, und Kemaq entnahm seinem Stand, dass diese Nacht noch lange dauern würde. Er fragte sich, ob sie alle den nächsten Morgen erleben würden.

14 . Tag

    Am Morgen wurde Mila vom schweren Rauschen von Drachenflügeln geweckt. Sie brauchte einen Augenblick, um wieder zu wissen, wo sie war. Sie hörte Marduk landen, und dann auch Nergal. Ianus und Nabu begrüßten die Neuankömmlinge mit kurzen Rufen. Aber irgendetwas schien sie zu stören. Ein beinahe feindseliger Unterton lag darin. Mila erhob sich von ihrem Nachtlager, strich sich die Haare aus dem Gesicht, tastete nach der Augenbinde und streifte sie über. Sie schob den Vorhang zur Seite und trat in die Hauptkammer des Hauses, das nur zwei Räume hatte.
    » Es ist Frühstück da, Condesa«, begrüßte sie Ruiz.
    » Danke, aber ich will erst die Neuankömmlinge begrüßen«, erwiderte sie.
    » Soll ich Euch in Eure Rüstung helfen, Condesa?«
    » Nein, Ruiz, das ist jetzt noch nicht nötig.«
    Sie trat vor die Tür. Die Missstimmung unter den Drachen war deutlich spürbar. Über der Stadt kreiste ein Drache. Es war Behemoth, wie sie an seinen Rufen erkannte. Aus irgendeinem Grund schien er nicht sehr willkommen zu sein.
    » Mila!«, rief der Hochmeister. » Warum trägst du deine Rüstung nicht?«
    » Guten Morgen, Onkel«, grüßte sie verstimmt. » Ich trage doch den Waffenrock, den mir Don Mancebo freundlicherweise überlassen hat.«
    » Der schützt jedoch nicht vor Kugeln!«
    » Und wer sollte hier auf mich schießen, Onkel?«, fragte sie. Nach allem, was sie wusste, bot selbst ein guter Harnisch zudem nur begrenzt Schutz gegen Kugeln aus Arkebusen oder Musketen.
    » Und deinen Helm trägst du auch nicht.«
    » Die Stadt ist verlassen, ruhig und friedlich. Jedenfalls war sie das bis eben«, gab sie verstimmt zurück.
    » Ich glaube, im Augenblick droht ihr hier wirklich keine Gefahr, Don Maximilian«, sprang ihr Don Mancebo bei.
    » Dennoch solltet gerade Ihr darauf drängen, dass sie mehr auf ihre Sicherheit achtet, Don Mancebo«, gab der Hochmeister zurück. » Sie steht doch unter Eurem Schutz.«
    » Und sie war vollkommen sicher, Onkel!«, rief Mila, die lieber erfahren hätte, warum die Drachen so unruhig waren, als sich hier mit ihrem besorgten Großonkel zu streiten. » Und nach dem Frühstück werde ich meine Rüstung anlegen, wenn du darauf bestehst.«
    » Seid Ihr gut heraufgekommen?«, fragte Don Mancebo. » Aufwinde können Euch so früh doch kaum geholfen haben.«
    » Es hätte nicht viel gefehlt, und wir hätten laufen müssen«, brummte Marduk, und seine Schuppen rasselten, als er mürrisch den Kopf schüttelte. » Wenn es noch höher geht, werden wir bald wie die Eidechsen über den Berg kriechen.«
    Mila hörte, wie der Hochmeister seinem Drachen freundschaftlich gegen die Brust klopfte. » Das war eine stolze Leistung, alter Freund«, sagte er.
    » Ich weiß nicht, wie hoch wir noch steigen müssen«, meinte Marduk, » aber jedenfalls werde ich nie so tief sinken wie gewisse andere Drachen.«
    » Was meinst du, Marduk?«, fragte Mila verwundert.
    Das Oberhaupt der Drachen senkte seine Stimme. » Behemoth hat den Stinker mitsamt seinen Gerätschaften über den Berg getragen.« Er schüttelte sich noch einmal, und dann rief er: » Lasst ihn dennoch landen, Brüder, bevor er uns, benebelt vom Gestank dieses Menschen, noch herunterfällt.«
    Kemaq war froh, dass sie den Pass endlich hinter sich gelassen hatten. Die Nacht war die kälteste seines Lebens gewesen, und am Morgen hatte sich gezeigt, dass nicht alle der Alten dieser Kälte gewachsen waren. Drei Männer und eine Frau waren ihr erlegen, und die Priester hatten den Trauernden erlaubt, die Toten mitzunehmen, um sie später den Riten entsprechend zu bestatten.
    Jetzt waren sie auf dem Weg in die weite Hochebene zwischen den beiden Gebirgsketten der Anden, und irgendwo vor ihnen musste bald die Straße kommen, die Huamachuco und Caxamalca miteinander verband.
    » Wie eine Herde Lamas lassen wir uns durch die Berge treiben«, meinte Mocto.
    » So war es doch schon immer«, antwortete ein kahlköpfiger Chimú, der vor ihnen lief. Die strenge Ordnung, die noch gestern die verschiedenen Gemeinschaften getrennt hatte, war über Nacht zerfallen. Yunga liefen neben Marachuna, Inka neben Chimú, und kein Vorsteher machte sich die Mühe, dieses Durcheinander zu unterbinden.
    » Nur weil es schon immer so war, heißt das ja nicht, dass es gut ist«, erwiderte Mocto.
    » Aber der

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