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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sagen, dass ich mich ebenso freue, Don Maximilian«, rief Hernando Pizarro mit offenkundig schlechter Laune, » aber mir steckt die Mühsal, diesen Berg zu erklimmen, noch zu sehr in den Knochen, und Eure verdammten Drachen machen uns die Pferde scheu.«
    » Die Berge sind in der Tat eine Herausforderung«, erwiderte der Hochmeister, und Mila hörte ihm an, dass er sich anstrengen musste, höflich zu bleiben. Auch sie spürte einen Widerwillen gegen diesen Mann, sobald sie nur seinen stets überheblichen Tonfall hörte.
    » Was wisst Ihr von unserem Mühen, Don Maximilian? Ihr seid doch auf dem Rücken dieser Kreaturen hier herübergetragen worden.«
    Die Drachen zischten, und der Hochmeister mahnte den Konquistador: » Es ist nicht klug, sie so zu nennen, Don Hernando, denn sie empfinden es als beleidigend.«
    » Sollen sie denken, was sie wollen, es sind Eure Schoßhunde, nicht meine, und ihre Meinung ist mir von Herzen gleich.«
    Wieder zischten die Drachen.
    » Ihr habt Glück, Don Hernando, dass sie Euch gegenüber ähnlich gleichgültig sind«, entfuhr es Mila.
    Der Kastilier schnaubte verächtlich: » Ich bin nicht hier, um mich mit Drachen oder mit einer armen Blinden zu streiten, Condesa. Mein Bruder Francisco hat uns vorausgesandt, um zu sehen, ob Eure Drachen uns nicht doch bei den Kanonen helfen können.«
    Die Ritter schwiegen auf diese Anfrage hin äußerst vielsagend. Dann meldete sich Marduk zu Wort: » Bestellt Eurem Bruder einen Gruß von mir, Hernando, und richtet ihm aus, dass wir keine Packesel sind. Wenn er glaubt, dass er Kanonen braucht, dann kann er sie auch selbst den Berg hinaufschaffen.«
    » Wer entscheidet eigentlich in Eurem Orden, Don Maximilian, Ihr – oder diese Drachen?«, rief der Konquistador.
    » In diesem Fall sind Marduk und ich einer Meinung, Don Hernando«, erklärte der Hochmeister trocken.
    » Ich werde das nicht vergessen, Don Maximilian«, sagte Hernando Pizarro. Er machte dann jedoch keinerlei Anstalten, zu seinem Bruder zurückzukehren, sondern schickte nur einen Boten. Er selbst nahm mit seinen Reitern unweit von Milas Unterkunft zwei Häuser in Beschlag.
    Etwas später meldete Ianus, der auf dem Tempel Wache hielt, dass sich aus den Bergen ein Indio näherte. » Er läuft recht schnell, vielleicht bringt er eine Nachricht«, fügte der Drache hinzu.
    » Vielleicht sollten wir die Drachen bitten, den Platz zu räumen. Sie machen den Indios Angst«, sagte Mila.
    Ihr Großonkel schien geneigt, dem Vorschlag zuzustimmen, aber dann erschien Hernando Pizarro und verlangte genau das Gleiche, wenn auch aus anderen Gründen: » Ich will diesen Wilden vom Rücken meines Pferdes aus begrüßen, doch das geht nicht, wenn Eure Kreaturen unsere Tiere scheu machen. Schafft sie also fort.«
    Der Hochmeister bedauerte, dieser Forderung nicht nachkommen zu können, und verwies darauf, dass er, in Abwesenheit Francisco Pizarros, den Oberbefehl innehatte. Das wollte Don Hernando aber nicht zugeben. Die beiden Männer stritten immer noch, als Ianus sie mit einem Ruf darauf hinwies, dass der Indio den Platz gleich erreicht haben würde.
    » Ihr Herren, bitte einigt Euch«, versuchte Mila zu vermitteln. Sie war natürlich auf Seiten ihres Großonkels, aber sie befürchtete auch, dass dieser Streit das angespannte Verhältnis zwischen Drachenrittern und Konquistadoren nur noch weiter belasten würde, und das hielt sie nicht für klug. Also fügte sie lächelnd hinzu: » Bedenkt bitte auch, dass ich es bin, die mit dem Indio reden wird, es sei denn, einer von Euch ist inzwischen der Sprache dieser Menschen mächtig. Und ich werde ganz bestimmt nicht auf einem Pferd sitzen.«
    Hernando Pizarro fluchte, ihr Großonkel drückte ihr jedoch unauffällig, aber sehr warm die Hand.
    Während sie also auf den Boten warteten, fiel Mila auf, dass der Alchemist gar nicht zugegen war. Sein Quechua war zwar bescheiden, aber Don Hernando hätte zur Not auf ihn zurückgreifen können. Dann fiel ihr auf, dass sie auch den sonst so lauten Graf Balian lange nicht gehört hatte. Balian und der Alchemist – je länger sie darüber nachdachte, desto merkwürdiger fand sie diese Verbindung, denn der Ritter war sicher nicht mit dem Gelehrten zusammen, weil er etwas über die Kultur der Indios lernen wollte.
    Der Indio erreichte den Platz, und Mila hörte, dass seine schnellen Schritte stockten. Dann hastete er mit hörbarer Unruhe über den Platz und blieb schließlich vor ihnen stehen. Sein Atem ging

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