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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nicht gut genug, um herauszufinden, worüber die beiden Männer in Streit geraten sind, oder?«
    » Meister Albrecht! Ihr erwartet doch nicht, dass ich fremde Gespräche belausche!«, rief Mila und fühlte sich ertappt.
    » Natürlich nicht, Comtesse, aber es ist doch viel leichter, wegzusehen, als wegzuhören, nicht wahr? Niemand könnte Euch unterstellen, Ihr würdet lauschen, nur weil Euer Gehör so ausgezeichnet ist. Jeder weiß doch, welchen Preis Ihr dafür zahlen müsst.«
    » Nein, Meister Albrecht, ich muss Euch enttäuschen. Bei dem Lärm, den die Männer hier rund um den Platz vollführen, fällt es selbst mir schwer, auch nur ein Wort zu verstehen. Allerdings gebe ich zu«, ergänzte sie lächelnd, » dass ich ungefähr weiß, worum es geht. Es ist aber auch nicht schwer zu erraten. Wie Ihr wisst, hat Don Hernando heute im Namen seines Bruders die Einladung Atahualpas angenommen. Anscheinend ist Don Francisco jedoch keineswegs mit seinem Bruder einer Meinung, wie dieser heute Mittag noch so vollmundig behauptet hat. Aber Ihr kennt Don Hernando, er wird keinesfalls zugeben, falsch gehandelt zu haben.«
    Der Alchemist seufzte. » Ich wollte Don Francisco gerade vorschlagen, nach Tanyamarka und nicht nach Caxamalca zu gehen, aber das wäre wohl jetzt ein ungünstiger Zeitpunkt.«
    » Die Stadt mit der Silbermine?«, fragte Mila überrascht.
    » Ganz genau, Comtesse. Ich muss einfach herausfinden, was es mit diesem Silber auf sich hat. Und das kann ich nur, wenn ich sehe, wo es aus der Erde geholt wird.«
    Mila dachte an die Warnung der Indio-Frau. Nabu hatte sie nicht ernst genommen, aber irgendwie hatte Mila ein ungutes Gefühl und war ganz dankbar, dass sie wohl nicht in diese Stadt ziehen würden. Aber dann dachte sie an Caxamalca, und auch da hatte sie ein schlechtes Gefühl. Ihr Onkel hatte die Einladung als Falle bezeichnet.
    Lautes metallisches Scheppern riss sie aus diesen Gedanken. Ein paar Männer überquerten den Platz, und einer von ihnen hatte offenbar etwas verloren.
    » Seid froh, dass Ihr das nicht sehen müsst, Comtesse«, sagte der Alchemist. » Diese Menschen haben für ihre Götter herrliche Dinge erschaffen, und nun werden sie davongeschleppt, mit Füßen getreten und eingeschmolzen.«
    » Es ist heidnischer Tand, geschaffen zum Götzendienst, ich hoffe, Ihr vergesst das nicht, Meister Albrecht!«, rief eine volltönende Stimme. Mila zuckte zusammen. Es war Pater Vicente de Valverde, und sie war so abgelenkt gewesen, dass sie ihn nicht hatte kommen hören.
    » Es sind auch Werke, die von ihrer Kultur zeugen, Pater«, widersprach der Alchemist.
    » Ihr wollt doch nicht etwa das Heidentum verteidigen?«, fragte der Pater streng.
    » Natürlich nicht«, murmelte der Gelehrte. Mila konnte seine Vorsicht gut verstehen. Der Pater war einflussreich, streng in allen Glaubensfragen, und er besaß die Rechte eines Inquisitors. Jetzt wandte sich Valverde an sie: » Und du, mein Kind? Lauschst du auf die Reden dieses Mannes, an dessen Glauben wir alle doch ernste Zweifel hegen müssen?«
    » Nein, Vater Valverde«, entfuhr es Mila. Sie konnte nichts dagegen tun – sie hatte einfach Angst vor diesem Mann.
    » Ich bin besorgt um dich, mein Kind. Du hast dich in ein Männerhandwerk verirrt, und allein das ist Sünde. Es ist doch sicher schon wieder Tage her, dass du deinen Beichtvater gesprochen hast, oder?«
    » Ja, Vater.«
    » Nun, ich werde mit Fray Celso ein ernstes Wort reden müssen. Es scheint, er vernachlässigt deine Aufsicht, mein Kind, und du bist doch in einem Alter, in der du dringend der geistigen Führung bedarfst, gerade in der zweifelhaften Gesellschaft, in der du dich befindest.«
    Das ging Mila zu weit. Sie wusste, mit der zweifelhaften Gesellschaft spielte er auf die Drachen an, und auch wenn sie aus unbestimmbaren Gründen Angst vor diesem Mann hatte, so wollte sie sich doch nicht alles gefallen lassen. » Sagt, Vater, kann ich Euch eine Frage stellen, die mir auf der Seele lastet?«, begann sie.
    » Natürlich, mein Kind«, erwiderte der Pater gönnerhaft.
    » In der Bibel steht, dass der Mensch nicht stehlen soll, doch nun sind hier unsere Männer und rauben Güter, die ihnen nicht gehören, Vater. Ist das nicht Sünde?«
    » Es wäre Sünde, wenn das, was sie nähmen, den Menschen gehörte, doch was sie aus den Tempeln tragen, ist doch alles falschen Göttern geweiht, und so kann man es nicht als Diebstahl bezeichnen.«
    » Und was sie nicht aus Tempeln, sondern aus den

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