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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wenigstens sehen zu können, war schon lange zerstoben. Er stand vor einem Befehlshaber, dem dritten nun schon, der sich Huaxamacs Botschaft Wort für Wort aufsagen ließ.
    » Und er bringt wirklich nicht mehr Krieger?«, fragte der Hauptmann. Sein langes Haar war grau. Kemaq hielt ihn für einen Inka.
    » Nein, Herr«, wiederholte Kemaq und setzte ungeduldig hinzu: » Du wirst ihn bald selbst fragen können, Herr, denn in der Zeit, in der ich hier von einem zum anderen geschickt werde, könnte er eigentlich schon fast eingetroffen sein.«
    » Wo, sagtest du noch gleich, hast du diese sechs Männer getroffen?«, fragte der Hauptmann. Er ließ sich von Kemaqs Ungeduld offenbar nicht beeindrucken.
    » An einem Chaskiwasi, keine zwei Stunden von hier, Herr.«
    » Und es waren nur sechs? Waren vielleicht noch andere in der Nähe, vielleicht versteckt?«
    » Wenn, dann waren sie so gut versteckt, dass ich sie nicht sah, Herr«, antwortete Kemaq. Er hatte den fliegenden Gott noch mit keinem Wort erwähnt. Er musste an das denken, was die Krieger aus Huaxamacs Schar gesagt hatten: dass er nicht in der Gunst Intis, sondern in der der fremden Götter stehen würde. Er zog es vor, seine Rettung als das Werk Tamachocs zu betrachten. Aber auch das konnte er dem Hauptmann nicht sagen. Dieser hob eine Augenbraue. Kemaq war sich nicht sicher, ob er Missbilligung oder Belustigung im Antlitz des Inka las. Oder war es vielleicht beides? » Was denkst du über diese Krieger, Chaski?«, fragte der Hauptmann.
    Kemaq war verblüfft, denn bislang war er nach vielem, aber noch nicht nach seiner Meinung gefragt worden. » Ich weiß nicht, Herr«, antwortete er vorsichtig.
    » Ich habe dir auch nicht unterstellt, etwas zu wissen, ich will erfahren, was du über die sechs denkst, Läufer.«
    » Ich?«
    » Du hast sie gesehen, ich nicht. Also?«, fragte der Hauptmann.
    Kemaq zögerte – war es vielleicht eine Falle? Langsam sagte er: » Ich dachte erst, es wären Späher dieses Heeres, doch dazu schienen sie mir eigentlich zu schwer bewaffnet. Deshalb können sie wohl auch keine Späher eines Feindes sein. Und von welchem Feind auch? Atahualpas Bruder Huáscar ist besiegt und gefangen, wenn wahr ist, was man sich überall erzählt, und die Fremden reiten auf den Ankay Yayakuna, und die können fliegen. Warum sollten sie also Krieger zu Fuß schicken?«
    » Du hast die fliegenden Götter gesehen?«, fragte der Hauptmann und wirkte mit einem Mal beeindruckt.
    » Ja, Herr, in Chan Chan, bei der Schlacht, aber auch schon vorher«, erwiderte Kemaq vorsichtig.
    » Und ist es wahr, dass sie Feuer atmen und hundert Männer auf einmal verschlingen können?«
    » Nicht atmen, Herr, es ist eher, als würden sie es ausspeien. Und ich habe nicht gesehen, dass auch nur einer von ihnen einen Menschen gefressen hätte, Herr.«
    Der Hauptmann nickte zufrieden. » Ich hatte gehofft, dass es Übertreibungen sind, aber es ist gut, es von jemandem zu hören, der diese Götter mit eigenen Augen gesehen hat. Ich werde dafür sorgen, dass der Sapay Inka von dir erfährt, vielleicht hat er eine Belohnung für dich. Du kannst jetzt gehen, Chaski, einer meiner Unterführer wird dir ein Zelt zuweisen, in dem du ruhen kannst. Leider kann ich dir keine Stärkung außer Wasser anbieten, denn Atahualpa Inka hat ein allgemeines Fasten angeordnet.«
    » Ein Fasten?«, fragte Kemaq unglücklich.
    » Bis die Fremden hier sind. Es wird helfen, unsere Seelen zu reinigen.«
    Als Kemaq sich zurückziehen wollte, rief ihm der Inka hinterher: » Eines noch, Läufer. Diese sechs Männer: Ich will, dass du niemandem von ihnen erzählst, verstanden?«
    » Ja, Herr«, erwiderte Kemaq und fragte sich, warum das dem Hauptmann so wichtig war.
    » Es wäre ein Leichtes für uns, noch heute diese Stadt zu erreichen«, rief Nabu gegen den Wind.
    Sie waren in der Luft. Nergal flog voraus, Behemoth und Nabu bildeten die Flanken. Don Mancebo war auf Ianus nach Süden unterwegs, um sicherzustellen, dass in ihrem Rücken keine Gefahr drohte.
    » Wir haben unsere Befehle«, rief Graf Tassilo zurück, und sein Drache Nergal zischte dazu, als wolle er es unterstreichen.
    » Befehle«, brummte Nabu.
    » Du wirst die Stadt schon bald wieder zu sehen bekommen«, meinte Mila und klopfte ihm auf den Hals.
    » Ich frage mich, ob wenigstens dort ein paar Leute sind. Und damit meine ich nicht dieses Heer auf den Hügeln. Diese verlassenen Städte haben etwas Bedrückendes, Prinzessin.«
    » Du hast Recht«,

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