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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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der feindselige Nergal wirkte beunruhigt. Alte Magie? Was meinen sie damit?, fragte sich Mila, während sie sich die Hände am Feuer wärmte.
    Sie versuchte, sich abzulenken, und lauschte auf die Gespräche an den anderen Feuern. Die Stimmung im Lager war viel besser als zuvor, denn die Stadt Caxamalca lag nicht mehr fern. Morgen würden sie dort eintreffen. Mila fand die Hochstimmung seltsam. Die Stadt schien für die Männer ein lang ersehntes Ziel zu sein, dabei hatte sie noch im Ohr, dass ihr Großonkel und auch andere Atahualpas Einladung für eine Falle hielten. Und sie schickten sich nun an, fröhlich hineinzumarschieren. Sie hörte die vertraute Stimme ihres Onkels herüberklingen. Er stritt sich leise mit dem Tressler, wie so oft. Mila nahm an, dass sie sich deshalb etwas abseits der anderen hielten. Sie hörte den Hochmeister sagen: » Ich werde meine Meinung in diesem Punkt nicht ändern, Tassilo. Euer Neffe sollte seine Ambitionen endlich begraben.«
    » Der Orden hat meiner Familie viel zu verdanken, oder nicht?«, entgegnete der Tressler mit viel Bitterkeit in der Stimme. » Habe ich nicht selbst mein ganzes Leben dem Orden geweiht? Und auch Balian ist zu Opfern bereit. Glaubt Ihr etwa, dass er gerne auf die Segnungen der Ehe verzichtet hätte? Nein, er tut das für den Orden!«
    Mila lauschte gebannt.
    » Er tut das, weil sein Herz mehr von Ehrgeiz als von Liebe erfüllt ist, Tassilo, wie Ihr sehr wohl wisst. Und ich werde ihn nicht als nächsten Marschall empfehlen.«
    » Das Großkapitel in Augsburg ist für ihn!«, zischte der Tressler.
    » Das Kapitel ist weit, und die Drachen sind gegen ihn, und unsere Ritter in der Mehrzahl leider auch. Nein, er wird di Collalto nicht beerben, so leid es mir für Euch tut, Tassilo.«
    » Und an wen habt Ihr stattdessen gedacht? An Eure Nichte vielleicht?«, fauchte der Tressler.
    Der Hochmeister seufzte. » Bitte, Tassilo, Ihr wisst sehr wohl, dass ich keineswegs begeistert war, als Nabu meine Nichte in den Sattel hob. Aber Ihr werdet zugeben, dass sie sich ganz gut hält.«
    Mila bekam rote Ohren, aber sie konnte nicht anders, sie musste weiter zuhören. Sie wusste, dass die Ritter des Ordens keineswegs zur Ehelosigkeit verpflichtet waren, war sie doch selbst das Kind eines Ritters. Wer jedoch den Rang eines Ordensmeisters erreichen wollte, der musste allen anderen Bindungen abschwören und im Zölibat leben.
    » Habt Ihr dann die Güte, mir zu sagen, wen Ihr als Collaltos Nachfolger vorschlagen wollt? Oder wollt Ihr das wieder den Drachen überlassen?«
    » Ich denke, es wird Zeit, den jungen spanischen Zweig stärker an den alten Stamm zu binden, Tassilo.«
    » Ihr wollt einen der Spanier zum nächsten Marschall machen? Wen, etwa den Morisco?«, zischte der Tressler.
    » Don Mancebo wäre sicher nicht die schlechteste Wahl«, gab der Hochmeister ruhig zurück, » aber ich dachte eher an Don Gómez. Ihr werdet zugeben, dass er ein würdiger Kandidat ist.«
    » Gómez? Ich habe es schon für einen Fehler gehalten, dass Ihr ihm die Verantwortung für Chan Chan übertragen habt. Er ist ein wenig zu ruhig für dieses Amt, findet Ihr nicht? Oder wollt Ihr ihn deshalb? Weil Ihr jemanden sucht, der Euch nicht widerspricht, wenn Ihr im Irrtum seid?«
    Einen Augenblick schwieg der Hochmeister, dann sagte er: » Zum einen werde ich dann nicht mehr Hochmeister sein, Tassilo, sondern di Collalto, zum anderen frage ich Euch, als Tressler und Ritter dieses Ordens – wem würdet Ihr eine so verantwortungsvolle Aufgabe wie die des Marschalls übertragen? Don Gómez oder Eurem Neffen Balian, der doch meist schneller handelt, als er denkt?«
    Der Tressler sagte darauf lange nichts. Mila hatte inzwischen gemerkt, dass der Tressler zwar Familiensinn hatte, dass er aber das Wohl des Ordens dennoch im Blick behielt. Schließlich seufzte er und sagte: » Nun gut, ich habe es versucht, der Herr ist mein Zeuge. Aber wenn Ihr schon Balian nicht geben wollt, was er so begehrt, werdet Ihr dann wenigstens noch dafür sorgen, dass Konrad bald in den Ritterstand erhoben wird? Meinethalben auch ohne Drachensattel.«
    » Ich bin inzwischen nicht mehr sicher, dass er diese Würde wirklich verdient, Tassilo«, antwortete der Hochmeister bedächtig.
    Mila spitzte die Ohren – sollte ihr Onkel ihren Verdacht doch ernster nehmen, als er es gesagt hatte? Sie war gespannt, was der alte Tressler darauf antworten würde, doch dann wurde am Nachbarfeuer laut gelacht, und sie konnte nichts mehr

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