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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gehört, allerdings erzählten mir Überlebende der Schlacht von Chan Chan, dass diese Wesen halb Tier und halb Mensch waren. Du sagst, es sind zwei Wesen?«
    » Ja, Herr. Ich sah, wie die vierbeinigen Tiere an Land gebracht wurden. Die Männer haben sie dort erst bestiegen.«
    » Und ihre Rüstungen und Waffen sind aus Silber?«, fragte Rumi-Nahui weiter.
    » Ich weiß es nicht, Herr. Die Klingen schimmern hell, doch nicht so hell wie Silber, und sie sind viel härter.«
    » Ja, ich habe gehört, dass sie sogar unsere Schilde damit leicht zerschlagen können. Diese Waffen werden ein großer Gewinn für uns sein, und ich kann es kaum noch erwarten, sie in die Hand zu bekommen.«
    » Vergiss nicht die Ankay Yayakuna, Herr«, wandte Huaxamac vorsichtig ein.
    Der Krieger warf dem Hohepriester einen Blick voller Verachtung zu und sagte: » Glaubst du nicht an die Macht Intis, Priester?«
    » Doch, natürlich, Herr«, antwortete Huaxamac und wirkte verlegen.
    » Hast du nicht das Orakel befragt und erfahren, dass uns ein großer Sieg bevorsteht?«
    » Ja, Herr, das war jedoch schon vor der Schlacht, die wir verloren haben«, gab Huaxamac zurück.
    » Die Weissagungen sind immer schwer zu verstehen, das solltest gerade du doch wissen, Priester. Natürlich habt ihr eine Niederlage erlitten, denn euer Glaube war nicht stark genug, und ihr hattet keinen Heerführer in euren Reihen, der diesen Namen auch verdient hätte«, sagte der Feldherr.
    Huaxamac erbleichte, und Kemaq blickte zu Boden, um sich seine Genugtuung nicht anmerken zu lassen. Der Hohepriester selbst hatte doch die Krieger gegen alle Warnungen in die Schlacht geführt – es war höchste Zeit, dass ihm das jemand so deutlich sagte.
    » Dennoch war die Weissagung richtig, denn sie sagt uns einen großen Sieg voraus, und wir werden ihn hier, auf den Feldern von Caxamalca, erringen. Schon bald werden wir diese weißhäutigen Menschen in unserer Gewalt haben, und ihre mächtigen Waffen werden dann uns gehören«, fuhr Rumi-Nahui fort.
    Huaxamacs Gesicht war eine starre Maske. Der Tadel des berühmten Befehlshabers machte ihm offensichtlich schwer zu schaffen. Er sagte langsam: » Dennoch, großer Rumi-Nahui: Der Feind kommt nicht nur mit gefährlichen Waffen, er wird auch von fliegenden Göttern begleitet.«
    » Für wie einfältig hältst du mich, Priester? Auch ich habe das Orakel befragt. Es sagte mir, dass der Feueratem dieser fliegenden Götter versiegt ist.«
    » Ein Orakel?«, fragte Huaxamac zweifelnd. » Ich habe mit den Priestern im Heer gesprochen, die wussten nichts von einer Weissagung, Herr.«
    Rumi-Nahui schnaubte verächtlich. » Nicht nur die Diener der Sonne verstehen sich auf diese Kunst. Ich habe einige Zauberer unter meinen Chachapoya, die haben mir verraten, dass die Lebenskraft der – wie nennt ihr sie, Ankay Yayakuna? Dass deren Lebenskraft schwindet.«
    Kemaq, der sich ganz klein gemacht hatte und hoffte, dass die beiden Männer ihn vergessen hatten, blickte auf. Unter Rumi-Nahuis Kriegern waren Chachapoya? Warum hatte er die noch nicht gesehen?
    Huaxamac starrte den Feldherrn mit großen Augen an. » Was genau haben die Zauberer gesagt, Herr?«, fragte er.
    » Sie beschrieben mir diese fliegenden Wesen schon, bevor die Überlebenden der Schlacht von ihnen berichteten. Sie sagen, es seien keine Götter, ihre Kraft nehme täglich ab, sie seien kaum noch in der Lage, zu fliegen oder gar Feuer zu atmen. Und unsere Zauberer sagen, dass sie in unseren Bergen ihr Ende finden würden.«
    Mila saß am Feuer. Sie spürte die Wärme, aber sie konnte die Flammen nicht sehen, und ihre Blindheit wurde ihr wieder einmal schmerzhaft bewusst. Nabu lag mit den anderen Drachen etwas abseits des Lagers, eine Regelung, die sich bewährt hatte, denn die Pferde fanden in der Nähe der Drachen keine Ruhe. Im Moment spürte sie wenig Lust, zu Nabu zu gehen. Er behauptete immer noch, die Ereignisse der vorigen Nacht – der Wald und der Boden, der unter ihren Füßen lebendig geworden war – wären nur eine Folge von Einbildungen und Zufällen. Sie war deswegen verstimmt, auch weil sie genau wusste, wie viele Gedanken er sich in Wirklichkeit machte. Er hatte bei einer mittäglichen Rast abseits der Menschen mit Marduk und Ianus darüber gesprochen und wohl vergessen, dass sie über ein ausgezeichnetes Gehör verfügte. Sie hatte nicht jedes Wort, aber doch genug verstanden, um zu wissen, dass die Drachen sehr besorgt waren. Sie raunten von Alter Magie, und selbst

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