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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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haben, wie ich hinzufügen möchte«, warf der Tressler ein.
    Natürlich richtete sich auch das gegen den Hochmeister, der die erneute Spitze aber gelassen nahm. » Pizarro wird kaum etwas dagegen haben, dass wir ihm die Arbeit abnehmen. Außerdem denke ich, dass sich unser Orden doch einen Rest Eigenständigkeit bewahren sollte. Mögen wir formell auch den Konquistadoren unterstellt sein, so gedenke ich doch auch weiterhin jeden Freiraum zu nutzen, den ich finden kann.«
    Beifälliges Murmeln der meisten Ritter zeigte, dass sie damit sehr einverstanden waren.
    » Auch wissen wir nicht«, fiel di Collalto nun ein, » ob uns die Indios bereits ihre ganze Stärke enthüllt haben. Ihr Reich ist riesig, und ihre Krieger sind tapfer, wenn auch vergebens gestorben. Und dann ist die Frage immer noch nicht geklärt, was es mit jenem Wesen, das sie Pachakamaq nennen, auf sich hat.«
    » Einer ihrer Götzen ist es, was sonst?«, polterte Balian von Wolfegg.
    » Möglicherweise ist er das«, erklärte di Collalto ruhig. » Doch lässt mich Euer Einwand glauben, dass Ihr die Bilder nicht gesehen habt.«
    » Welche Bilder?«, fragte Ritter Balian.
    » An ihren Tempeln. Es gibt viele Darstellungen von Pachakamaq. Habt Ihr nicht gesehen, dass dieser Gott die Gestalt eines Drachen hat?«
    Kemaq versuchte, die Schmerzen zu vergessen. Im Knie waren sie am schlimmsten. Er hatte sich bei seinem Sturz auch die Haut am ganzen Oberschenkel und über der linken Schulter aufgeschürft, und die Sonne brannte heiß auf den wunden Stellen, aber das rechte Knie war der Fluch dieses Laufes. Jede Belastung war schmerzhaft. Er humpelte. Er wusste, dass er jetzt sein unverletztes Bein zu sehr beanspruchte, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Diese Art zu laufen war kraftraubend. Er hatte geglaubt, dass er mit kluger Einteilung seiner Kräfte seinen Auftrag würde bewältigen können, aber damit war es jetzt vorbei. Seinen Kuka-Vorrat hatte er fast verbraucht, und er konnte das Ziel noch nicht einmal sehen. Das Gelände stieg hier noch einmal leicht an, zu einer niedrigen Hügelkette, die Chan Chan vor ihm verbarg, als wolle sie seinem Feind, dem Chimú, helfen.
    Er biss die Zähne zusammen und hinkte weiter. Immer noch lief er, noch war es kein Gehen. Darauf solltest du stolz sein, sagte er sich, aber das half ihm nur wenig. Er würde sein Ziel vielleicht erreichen, aber wie sollte er in der knappen Zeit den Weg zurück schaffen? Er wusste, dass jeder Schritt seine Verletzung im Knie verschlimmerte. Er versuchte, so gleichmäßig wie möglich zu laufen. Im unverletzten linken Bein spürte er eine bleierne Schwere, vielleicht den Vorboten eines Krampfes. Er trank, ohne anzuhalten, einen Schluck Wasser und dankte Tamachoc noch einmal, dass er ihn den heimtückischen Angriff des Chimú hatte überleben lassen. Er hatte noch Glück im Unglück gehabt, denn das nächste Chaskiwasi war jenes gewesen, in dem er selbst Dienst tat. Seine Gefährten hatten ihm sofort geholfen. Sie hatten ihm zunächst nicht glauben wollen, als er von dem Vorfall berichtet hatte, denn so etwas war in Friedenszeiten noch nie vorgekommen. Kemaq hängte sich den neuen Trinkbeutel, den er dort bekommen hatte, wieder über die Schulter und hinkte weiter. Der Beutel war schon fast leer.
    Schweiß und Staub brannten ihm in den Augen, als er sich hinkend weiterschleppte. An den letzten Botenhäusern hatte er gerastet, kurz, damit die Muskeln nicht kalt wurden, und ohne die Fragen der besorgten Chaski zu beantworten. So war er in die Ebene gelangt. Danach hatte er nur noch zerstörte Hütten gefunden, und er hatte sie gemieden, weil er die Toten nicht sehen wollte. Er war inzwischen schon lange in der Ebene unterwegs, und der Pfad war hier eine gerade Linie, die sich in der schnell zunehmenden Hitze des Tages durch die Wüste schnitt. Weit voraus ließ dunkles Grün erahnen, dass dort ein Fluss verlief. Die Straße, so hatten die Chaski des letzten Botenhauses erklärt, würde bald auf dieses Gewässer, den Frühlingsfluss, treffen und ihm dann bis nach Chan Chan folgen. Kemaq lief schon jetzt länger als je zuvor in seinem Leben, beinahe vier Stunden am Stück. Wenn stimmte, was die Chaski gesagt hatten, hatte er mehr als vier Fünftel des Weges hinter sich, sobald er erst am Fluss angekommen war. Dort würde er rasten, vielleicht sogar ein Bad nehmen. Die Vorstellung war verlockend. Kemaq schüttelte den Kopf. Erschrocken bemerkte er, dass er nur noch ging, statt zu laufen. Er

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