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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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berichtet, wie sehr du mir geholfen hast«, meinte Kemaq unsicher.
    » Vielleicht«, meinte der Yunga mit einem Schulterzucken, als sei es nicht wichtig. » Vielleicht komme ich noch rechtzeitig, um Vater und Mutter auszulösen.«
    » Sie haben für dich gebürgt?«, fragte Kemaq betroffen.
    Der Yunga wich einer Antwort aus: » Du hast einen neuen Auftrag, Chaski?«
    Kemaq fiel plötzlich ein, dass er noch den Beutel des Yunga trug. » Hier, die Chachapoya hat ihn mir gegeben. Er gehört dir«, sagte er unsicher und hielt dem anderen den Beutel hin.
    » Behalte ihn nur«, sagte der Yunga. Unschlüssig hielt Kemaq den Beutel weiter in der Hand.
    » Du solltest dich jetzt aber beeilen, Chaski, denn ich sehe, dass du in wichtigem Auftrag unterwegs bist«, meinte der Yunga.
    Kemaq nickte dem anderen stumm zu, dann trennten sich ihre Wege. Der Yunga schritt schneller aus, und jetzt verschwand er im tiefen Schatten eines vorspringenden Felsens.
    Die kurze Begegnung drückte Kemaq aufs Gemüt, und er ließ die düsteren Gedanken erst hinter sich, als er endlich das Chaskiwasi am Fuß der Gebirgskette vor sich sah. Es war viel heller geworden, und die langen Schatten der Berge zogen sich bereits aus der Wüste zurück.
    » Du?«, fragte der wachhabende Chaski ungläubig, als Kemaq herangelaufen kam.
    » Die Krieger. Wann waren sie hier?«, fragte Kemaq und lehnte sich erschöpft an die Wand der Hütte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt zu rasten, aber die Schmerzen im Knie waren stärker geworden, und er fühlte, dass es geschwollen war.
    » Nicht ganz drei Stunden. Soll ich ihnen eine Nachricht von dir bringen?«
    Kemaq war sich nicht sicher, ob der Mann es gut meinte, oder ob reine Neugier ihn zu dieser Frage verleitet hatte. Er schüttelte den Kopf. » Wasser«, bat er.
    Der Chaski brachte ihm das Verlangte. Kemaq nahm einen Schluck, dann ließ er das kühle Nass über sein geschundenes Knie fließen.
    » Mit dem Bein schaffst du es nie«, meinte der Chaski zweifelnd.
    » Natürlich schaffe ich es«, knurrte Kemaq ungehalten. » Ich werde eine kurze Weile hier rasten, wenn du erlaubst.«
    » Du willst durch die Wüste?«
    Kemaq nickte, es erschien ihm sinnlos, das zu leugnen.
    » Die Sonne geht bald auf, und bei Tag ziehen böse Schatten über die Ebene«, meinte der andere.
    Kemaq rechnete nach. Wenn die Krieger schnell waren, konnten sie jetzt schon am Fluss sein, aber sie hatten schon einen Gewaltmarsch hinter sich.
    » Ihr aus Tikalaq seid nicht sehr gesprächig, oder?«, brummte der Chaski.
    Kemaq gab den Krug zurück.
    » Du willst schon weiter, Chaski?«, fragte der andere verwundert.
    Kemaq erhob sich. » Ich muss, denn ich spüre, dass meine Beine kalt werden. Und ich will so weit wie möglich kommen, bevor die bösen Schatten, die du erwähnt hast, über der Wüste aufsteigen.«
    Die Pause hatte Kemaq nur wenig erfrischt. Er aß etwas von Pitumis Paste, aber irgendwie schien die Wirkung viel schwächer zu sein als zuvor. Grimmig biss er die Zähne zusammen und hinkte weiter. Sein Blick wanderte unablässig über den Himmel. Dort hinten lag die Stadt, noch verborgen durch die leichte Unebenheit der Wüste. Wenn die Ankay Yayakuna kommen würden, dann von dort. Warum nur hatte es wieder ihn getroffen? Es ist besser, du führst die Männer hinein, als irgendein anderer, dem dein Bruder nicht so am Herzen liegt wie dir, sagte eine innere Stimme. Dennoch verfluchte Kemaq die Stunde, in der Qupay den Hohepriester auf den Einfall gebracht hatte, ihn mit dem Lauf nach Chan Chan zu beauftragen, nun schon zum zweiten Mal. Offenbar wusste der heilige Mann nicht, wie kräftezehrend so ein langer Lauf war. Vielleicht war es ihm aber auch gleich. Was war nur so wichtig, dass es so schnell getan werden musste?
    Am Himmel zeigte sich immer noch keiner der tödlichen Schatten, und Kemaqs Gedanken begannen zu schweifen. Wenn sie die tapfersten Krieger schickten, würde es einen Kampf geben. Aber der Hohepriester konnte nicht annehmen, dass eine Handvoll Männer all diese Fremden oder gar die Götter töten konnte. Er trabte weiter. Dann glaubte er, in der Ferne einen schwarzen Punkt im wolkenlosen Blau des Morgenhimmels zu sehen, und seine Gedanken stockten. Er starrte angestrengt hinüber, aber dann verlor sich der Punkt wieder im Morgendunst. Er lief etwas schneller. Was immer die Krieger vorhatten, sie würden es in der Nacht tun müssen, denn bei Tag konnte er sie nicht ungesehen in die Festung bringen. Das hieß, er würde

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