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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Verteilt im Schilf warteten weitere Krieger. Der eine oder andere nickte ihm stumm seinen Dank zu. Ein heftiges Zittern befiel Kemaq, und darunter meldete sich ein Schmerz, der von Krämpfen in seinen Beinen ausging. » Habt ihr Pitumi gesehen?«, fragte er.
    » Wen?«
    » Eine Heilerin, sie hat mir geholfen.«
    Jatunaq runzelte die Stirn. » In meinen Befehlen wurde keine Heilerin erwähnt. Allerdings fanden wir eine neue Schilfhütte, ganz in der Nähe. Sie war jedoch verlassen. Du siehst nicht gut aus, kleiner Bruder.«
    » Das geht vorüber. Wo ist meine Tasche?«
    » Ich weiß es nicht, ich habe mich damit begnügt, dich aus dem Wasser zu ziehen. Nach deiner Tasche habe ich nicht gesucht.«
    Kemaq war bestürzt, denn damit war auch der Kuka-Brei der Chachapoya verloren. Wie sollte er es ohne schaffen?
    » Ich glaube, du solltest dich noch etwas ausruhen, kleiner Bruder. Es ist noch nicht Mittag, und wir werden nicht vor dem Abend in die Stadt gehen können.«
    Kemaq nickte. Eine bleierne Müdigkeit lag in seinen Knochen. Sein Bruder sagte noch etwas, aber das hörte er nicht mehr, denn er schlief wieder ein.
    » Das reicht«, meinte Mila.
    » Ich glaube auch, dass sie hinreichend beeindruckt sind«, sagte Nabu und schickte sich an, wieder Höhe zu gewinnen.
    Die Schreie der Menschen wurden rasch schwächer.
    » Das behagt mir ganz und gar nicht«, meinte Mila. Das Gebrüll Nabus klang ihr immer noch in den Ohren.
    Der Drache brummte zustimmend, dann sagte er: » Wir haben unsere Befehle, und es erscheint mir immer noch besser, sie nur zu erschrecken, als mit Feuer und Schwert über sie zu kommen.«
    » Kannst du sehen, was da unten geschieht, Dietmar?«, fragte Mila.
    » Sie sind in heller Aufregung. Kreuz und quer rennen sie durcheinander. Wie in dem Dorf vorher auch. Sie können einem fast leidtun«, antwortete Dietmar.
    » Glaubst du, dass wir unser Ziel erreicht haben?«, rief Mila nach vorn.
    Nabu stieg immer noch höher. Schwer atmend antwortete er: » Ohne Zweifel haben wir sie sehr erschüttert, und sie werden an ihren Göttern zweifeln. Es sei denn natürlich, sie hätten bereits einen Drachen gesehen.«
    » Du denkst an Pachakamaq?«
    » Ich denke vor allem an die Bilder von Drachen, die wir am Tempel gefunden haben. Sie sahen uns zwar nur entfernt ähnlich, aber wie kamen diese Menschen auf die Idee, ihrem Gott diese Gestalt zu geben? Das ist die Frage, die ich mir stelle, und die meisten meiner Brüder ebenfalls.«
    » Jedenfalls fürchten sie euch.«
    » Auch die Menschen in der Alten Welt fürchten uns, Prinzessin, und die wissen, dass wir keine Götter sind.«
    » Aber wenn dieser Gott oder Drache irgendwo hier wäre, dann hätte er sich doch längst gezeigt, oder?«
    » Wer kann das wissen, Prinzessin? Aber ich glaube auch nicht, dass wir ihn hier am Meer finden. Ich frage mich jedoch, was sich hinter der Kette dieser hohen Berge im Osten verbirgt. Ich hörte von riesigen Urwäldern, die jenseits davon liegen sollen.«
    » Und würden einem Drachen solche Wälder eher zusagen?«
    Nabu schnaubte auf eine Art, die Mila für den Ersatz eines Schulterzuckens hielt, und antwortete: » Das kommt auf den Drachen an, Prinzessin. Ich bin ein Sohn der Wüste, andere Drachen kamen aus den Bergen, von fernen Inseln oder aus dichten Wäldern, und so wie ich mich hier an meine Heimat erinnert fühle, so zieht es andere eben zu Landschaften, die ihrem Geburtsort ähneln. Es ist also möglich, dass auch dort hinter den Bergen Drachen wohnen.«
    Mila bemerkte die tiefe Nachdenklichkeit in Nabus Stimme. Sie verstand sehr gut, dass ihn das beschäftigte. Es gab nicht mehr viele Drachen auf dieser Welt. » Wenn du willst, könnten wir nachsehen«, bot sie an.
    Nabu lachte plötzlich laut auf und erwiderte dann: » Ich danke dir für dein Angebot, Prinzessin, aber diese Berge sind hoch, sehr hoch. Ich bezweifle, dass ich sie einfach so überqueren könnte.«
    » Sie sind höher, als du fliegen kannst?«, fragte Mila völlig verblüfft.
    » Das sind sie möglicherweise, aber wenn du erlaubst, werde ich auf dem Weg nach Norden Ausschau halten, ob es nicht irgendwo dort eine Lücke oder einen Pass gibt. Nicht heute, denn wir haben unsere Befehle, aber irgendwann. Doch genug davon für den Augenblick, ich sehe ein weiteres Dorf dort unten. Haltet euch fest.«
    Es war schon später Nachmittag, als Kemaq wieder erwachte. Einer der Krieger nickte ihm zu und rief leise nach Jatunaq.
    » Ausgeschlafen?«, fragt dieser.
    Kemaq

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