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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nicht ungestört mit Nabu reden können. Also verschob sie das auf später. Weiterer schwerer Flügelschlag kam vom Himmel herab.
    » Ich glaube, es ist Behemoth«, meinte Dietmar.
    » Er ist es ganz sicher«, sagte Mila, denn von allen Drachen klang Behemoth am schwerfälligsten und war im Flügelschlag leicht von anderen zu unterscheiden. Mila hatte wenig Lust, gemeinsam mit ihrem Ritterbruder Balian zum Hochmeister zu gehen. Sie dankte Dietmar für sein Angebot und auch Nabu für den Flug. » Ich hoffe, wir finden später Gelegenheit, uns zu unterhalten, Nabu«, fügte sie hinzu.
    » Möglich«, sagte Nabu ausweichend, und Milas Laune verschlechterte sich weiter. Er war es doch, der sie auserkoren hatte, eine Drachenreiterin zu werden, und jetzt sah es beinahe so aus, als wolle er ihr aus dem Weg gehen. Sie verstand es einfach nicht. Der Boden bebte, Behemoth war gelandet. Mila drehte sich um und machte sich auf den Weg. Einer der Waffenknechte, die vor dem Eingang zum Palast Wache hielten, bot ihr an, sie zu führen, aber sie lehnte dankend ab. Sie lief die Treppe hinauf, und ihr langer Stab strich über die Stufen, auf der Suche nach einem unerwarteten Hindernis. Wie oft hatte sie diesen Weg schon in der nachtschwarzen Finsternis ihrer Blindheit zurückgelegt, oft, ohne überhaupt daran zu denken, dass sie blind war? Aber nun musste sie wieder an das flüchtige Bild denken, das ihr Nabu gezeigt hatte und das zu sehen er ihr jetzt verweigerte. Als sie über die Treppe zum Palast hinaufging, spürte sie die letzten Sonnenstrahlen auf der Haut. Die Sonne ging unter. Sie lief weiter. Fackeln brannten an den Wänden. Sie konnte sie flackern hören, aber sie konnte sie nicht sehen.
    » Die Dämmerung ist die beste Zeit, denn wenn diese Götter wirklich von den Sternen herabkamen, dann sehen sie des Nachts wohl besser als im Zwielicht«, sagte Jatunaq.
    » Sie sehen aber auch bei Tage recht gut«, erwiderte Kemaq zweifelnd.
    » Dennoch sollten wir aufbrechen«, meinte sein älterer Bruder, und Kemaq stimmte ihm zu. Die Dämmerung schritt rasch voran. Sie schlichen am Rande des Schilfgürtels entlang, bis zur Biegung des Flusses. Kemaq und sein Bruder wateten als Erste durch das brusthohe Wasser auf die andere Seite und suchten Deckung hinter einigen Büschen.
    » Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Jatunaq.
    Kemaq spähte über das Gebüsch. Vor ihnen lag eine weitere der verlassenen Festungen der Stadt. Jederzeit konnte einer der Ankay Yayakuna über ihnen auftauchen. » Die Böschung des Flusses versteckt uns vor den Blicken der Wachen. Aber dort drüben sah ich Götter Lamas fressen, also müssen wir uns beeilen, bevor sie vielleicht wieder dorthin fliegen und uns hier überraschen.«
    » Sobald alle auf dieser Seite sind«, stimmte Jatunaq zu.
    » Glaubst du wirklich, es ist gut, den Chimú mitzunehmen?«, fragte Kemaq, während sie zusahen, wie zwei Krieger den strampelnden Läufer durchs Wasser zogen.
    » Er kennt die Stadt besser als du, kleiner Bruder, aber wir werden ihn nur im Notfall fragen, so habe ich entschieden. Und ich erwarte, dass du mich unterstützt.« Kemaq nickte.
    Sie folgten dem Frühlingsfluss und überquerten dann den Seitenarm des Mochica. Sie waren sehr auf der Hut, aber der rote Himmel über ihnen blieb leer. Dann entdeckte Kemaq die Insel, der bald der Kanal folgen würde. Als er geschwommen war, war ihm der Weg viel weiter erschienen. Sie hielten an. » Dort drüben trifft der Graben auf die Mauer der Mondfestung, die ist jedoch bewacht«, erklärte Kemaq.
    » Nun, es ist dunkel genug. Zur Not werden wir schwimmen«, verkündete Jatunaq. Dann schickte er die Krieger einzeln über die Felder zu den Büschen, die für Kemaq bei seiner Flucht so schwer zu erreichen gewesen waren. Dort warteten sie, bis das Zwielicht in Dunkelheit übergegangen war. Zwei Fremde mit Fackeln wanderten auf den Mauern auf und ab. Kemaq sah ihre Helme im Feuerschein glänzen. Nichts deutete darauf hin, dass sie Verdacht schöpften. Kemaq und Jatunaq waren wieder die Ersten, die hinüber zum Kanal huschten und leise ins Wasser glitten. Die Zikaden waren erwacht und übertönten jedes Geräusch des Wassers, als sich die beiden Brüder zur Mauer vorantasteten. Am Gatter warteten sie. Der Mond war noch nicht aufgegangen. Nach und nach erschienen die Köpfe der Krieger im Graben. Jatunaq schickte sie unter den Mauerbogen, und wortlos gehorchten sie. Der Chimú kam wieder in Begleitung zweier Krieger und als Letzter. Er

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