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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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sitzen. Er kam ihr entgegen, als er sie mit den Kindern kommen sah. Rosa hob die Augenbrauen, als sie ihren alten Mantel sah.
    »Riecht nach dir«, sagte Bodo nur kurz und nahm Bernhard auf seine Schultern. Der sah fragend zu Rosa und sie nickte zustimmend. Bodo bot Letizia seinen Arm. Sie ließ sich gerne hochnehmen. Rosa strahlte Bodo an und ihre Blicke berührten sich sanft.
    »Ich trage euch, soweit ich mitgehen kann«, sagte Bodo und marschierte vorwärts.
    »Kommt, Kinder«, sagte Rosa, »heute schaffen wir es vor Sonnenuntergang. Dann ist Papa auch nicht wütend.«
    Bodo stach es ins Herz.
Ich helfe ihr auch noch, zu dem Drachen zu gehen,
dachte er. Aber dann schüttelte er den Kopf.
Nein, ich helfe ihr, am Leben zu bleiben.
    Sie marschierten stramm durch. Bodo trug abwechselnd immer ein anderes Kind. Sie kamen an Eschagundes Versammlungsplatz vorbei und schließlich zu der Stelle, wo der Bärenweg in den Drachenweg überging. Hier war der Zeitpunkt, an dem Bodo umkehren musste, damit er noch bei Tageslicht nach Hause kam. Sie schenkten sich einen langen Blick zum Abschied. Rosa lächelte und in ihre Augen trat ein bisschen von dem Glanz vergangener Tage.
    Die Sonne stand schon tief im Westen, aber war noch deutlich am Himmel, als sie die Drachenhöhle erreichten. Tumaros wartete am Eingang. Rosa sah ihm direkt in die Augen. Schweigend beschnupperte er die Kinder, Rosa und wieder die Kinder. Er zog die Augenbrauen zusammen, schaute Rosa ausgiebig an, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Dann ließ er von ihnen ab und ging wortlos zu seinem Schlafplatz. Rosa drohten die Knie zu versagen, während einer riesiger Stein von ihrem Herzen fiel.
Danke Bodo,
war alles, was sie noch denken konnte, bevor sie auf ihre Betten fielen und in einen tiefen Schlaf sanken.
    Bodo lief zurück, machte vor Jakobs Hütte Halt und klopfte an. Jakob öffnete nicht. Aus der Hütte schien Licht.
    »Jakob. Ich bin es, Bodo. Ich wollte dir nur Rosas Mantel zurückgeben.« Bodo wartete. Keine Reaktion. Er seufzte. »Gut, dann leg ich ihn vor die Tür. Danke noch mal.«
    Er hing den Mantel an den Türknauf und ging zum Gartentor. Dort drehte er sich um und sah Jakob in der Tür stehen, den Mantel im Arm. Die beiden Männer sahen sich an. Jakob nickte kurz und ging wieder hinein. Bodo hörte noch, wie sich der Schlüssel in der Tür drehte.
    Bei Emilia fand er die Tür offen. Sie wartete gespannt auf seine Rückkehr.
    »Wie ich gesehen habe, hat Rosa deine Hilfe angenommen. Wie weit bist du mitgegangen?«
    »So weit, wie ich noch nie in diesem Wald war. Irgendwann endet der Bärenweg und eine Verwüstungsspur wird sichtbar. Anders kann ich es nicht beschreiben. Die Bäume sind einfach herausgerissen. Aber es ist ein Weg und er führt zur Drachenhöhle.«
    »Womöglich hat Tumaros selbst diesen Weg geschaffen. Verwüstung ist seine Handschrift.«
    »Das wäre allerdings erstaunlich. Der Drache ebnet den Weg, dass die Kinder zur Schule können. Wenn Rosa das geschafft hat, mach ich einen Kniefall vor ihr.«
    »Ich hoffe, ich werde das erleben«, lachte Emilia, wurde gleich wieder ernst. »Leider können wir sie nicht fragen.«
    »Noch nicht, Emilia, noch nicht.«
    Emilia nickte und schaute nachdenklich in das Kaminfeuer. »Ich hoffe nur, dass es gut für sie ausgegangen ist und unsere Hilfe unbemerkt blieb. Sie hat übel ausgesehen. Er muss sie schrecklich misshandelt haben.«
    »Es war entsetzlich, sie gehen zu lassen.« Bodo schaute Emilia an. »Aber lass uns hoffen, dass sie nächste Woche wieder kommen kann. Dann wissen wir, dass wir zumindest einen kleinen Sieg errungen haben.«
    »Ja«, sagte Emilia, »einen winzig kleinen Sieg. Bis Eschagunde wiederkommt. Dann greifen wir an.«
    »Auf Eschagunde bin ich wirklich gespannt. Ich hatte ja noch nicht das Vergnügen.«
    »Ein Vergnügen ist es in der Tat. Eine zierliche Frau, aber ihre Ausstrahlung ist majestätisch. Sie ist wahrlich eine Königin.«
    »Wenn sie Rosa helfen kann, stehe ich für immer in ihrer Schuld.«
    »Warten wir es ab.«
    Bodo und Emilia blickten schweigend ins Feuer, rührten ihren Tee und ließen den Abend an sich vorüberziehen, bis es Zeit war, schlafen zu gehen und Bodo sich verabschiedete.
    Tumaros lag in seiner Höhle, eingerollt, den Kopf zur Wand gedreht und regte sich nicht, strafte alles Geschehen mit Missachtung. Man könnte meinen, es interessierte ihn nicht. Aber Rosa wusste es besser und war stets auf der Hut. Die Tage wurden länger. Das

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