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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Roose
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gekocht hat, aber die Zutatenauswahl war sehr eingeschränkt. Meistens gab es Früchte und Pilze.«
    »Du kannst mit Boris Pilze sammeln gehen, wenn du möchtest. Jetzt ist die beste Jahreszeit.«
    Bernhard nickte. »Ja, können wir machen.«
    Lena setzte sich zu den Männern an den Tisch, schenkte sich Kaffee ein und nahm einen langen Schluck, bevor sie wieder das Wort ergriff. »Nächste Woche geht ein Bote nach Mühlenau. Ich werde ihm einen Brief für Rosa mitgeben, damit sie weiß, dass du heil bei uns angekommen bis. Hoffentlich bekomme ich auch Nachricht von ihr.«
    Boris griff ihre Hand. »Das werden wir bestimmt, Liebes.«
    »Kann ich euch was fragen?«, sagte Bernhard mit belegter Stimme.
    »Aber sicher, mein Junge. Nur zu!«, antwortete Boris.
    »Ich meine ... es war doch mein Vater ... seid ihr nicht böse ... auf mich?«
    Lena griff seine Hände. »Aber nein, Bernhard! Ganz bestimmt nicht!«
    »Aber mein Vater ist ein Monster und ich bin ein Drachenbär.«
    »Zuallererst bist du Bernhard, Rosas Sohn und unser Enkelsohn. Du gehörst zu uns. Für das, was dein Vater ist, kannst du nichts.«
    »Ich habe blaue Augen. Jeder sieht, dass ich einen Drachenvater habe. Ich konnte deswegen nicht bei Emilia bleiben.«
    Boris legte seinen Arm um Bernhard. »Aber hier kannst du bleiben. Keiner der hier lebenden Bären hat einen Drachenangriff erlebt. Sie kennen es höchstens aus alten Erzählungen. Deine Augen sind außergewöhnlich und wunderschön. Die anderen Bären werden sich schnell daran gewöhnen. Du wirst sehen.«
    Bernhard nickte stumm.
    Boris stand auf. »Lass uns in den Wald gehen. Ich habe gehört, dass du sehr forstkundig bist. Dann zeig mal, was du kannst.«
    Das ließ Bernhard sich nicht zweimal sagen. Von Boris bekam er einen schwarzen Ledergürtel, steckte sein Schnitzmesser hinein und setzte die von Lena gereichte Baskenmütze auf.
    »Na, wenn das nicht standesgemäß ist«, sagte Lena bewundernd und küsste Bernhard zum Abschied auf die Stirn.
    »Lass uns aber bitte nicht durch das Dorf gehen, ja?«
    Boris runzelte die Stirn, sagte aber nichts und nickte nur stumm.
    Beim Abendessen saßen sie wieder beisammen. Die Pilzausbeute war reichlich. Bernhard wusste, wo man suchen musste. Lena brachte die Hälfte bei ihrer Nachbarin vorbei.
    »Ich staune, Bernhard. Du weißt wirklich, wo man Pilze findet. Damit hast du schnell Freunde im Dorf. Für uns ist das eine Delikatesse«, sagte Boris genüsslich kauend. Lena nickte zustimmend.
    »Wenn du willst, können wir morgen wieder in den Wald gehen«, schlug Boris vor. »Es ist toll, dir zuzuhören. Ich habe heute viel gelernt.«
    Bernhard grinste breit.
    »Aber was ist mit der Schule? Wenn ich richtig gerechnet habe, müsstest du sechzehn Jahre alt sein, auch wenn du viel älter aussiehst. Ich würde dich gerne morgen dort anmelden«, wandte Lena ein.
    Bernhard schüttelte den Kopf. »Die Schule habe ich schon fertig.«
    »Wie meinst du das, du hast die Schule fertig? Das ist doch gar nicht möglich«, fragte Boris kopfschüttelnd.
    »Doch, das geht. Mama hat uns unterrichtet. In der Drachenhöhle. Sie sagte immer, anständige Bären müssen lesen, schreiben und rechnen können. Später durften wir dann in die Schule. Aber nur einmal in der Woche.«
    »Ich staune«, antwortete Lena. »Aber du warst doch viel zu klein für die Schule?«
    »Ne, war ich nicht. Ich war sogar einer der Besten.«
    »Unglaublich«, sagte Lena.
    »Nun, wenn du in der Schule nichts mehr lernen kannst«, schlug Boris vor, »wie wäre es, wenn du im Nachbardorf auf die Forstschule gehst und Förster wirst?«
    Bernhard bekam große Augen. »Was? Geht denn das?«
    »Natürlich nur, falls du da noch etwas lernen kannst«, grinste Boris.
    »Klar will ich. Das wäre toll.«
    »Aber nicht gleich morgen«, wandte Lena ein. »Du bist ja gerade erst angekommen.«
    »Fühl mich schon wie zu Hause«, sagte Bernhard und schob sich einen großen Bissen in den Mund.
    Die Forstschule nahm Bernhard auf.
    Der Oberförster, ein alter, grauer Bär, mit stämmigem Körperbau und mürrischem Gemüt, zog die Augenbrauen zusammen und musterte Bernhard eingehend. »Warum sieht er aus wie fünfundzwanzig, wenn er erst sechszehn ist?«
    »Er hat es von seinem Vater geerbt«, antwortete Boris ruhig.
    »Und warum hat er blaue Augen? Auch von seinem Vater geerbt?«, fragte er argwöhnisch weiter.
    Bernhard schaute schnell auf den Boden.
    »Genau so ist es«, ließ Boris sich nicht beirren.
    »Muss ja ein toller

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