Drachentempel 02 - Drachenfeuer
wesentlich kleiner als die Wartungsluke im Umkleideraum und hauptsächlich dazu gedacht, von außen an die Tanks und Rohre zu kommen, die WCs und Waschbecken versorgten. Er fand die größte und legte das Ohr daran, während er auf Bewegungen lauschte. Zwei Männer benutzten die Urinale – zumindest hörte es sich an wie Urinale. Einer blieb bei den Waschbecken stehen, um sich die Hände zu waschen, der andere ging geradewegs nach draußen.
Josep benutzte die Energieklinge, um den Rand des Paneels durchzusägen. Er wand und zwängte sich durch die Lücke in die Toilette und geriet fast in Panik wegen des Lärms, den er verursachte. Als er den größten Teil geschafft hatte, musste er sich auf eine gymnastische Weise verdrehen, die selbst seinen digital geschriebenen Gliedern Schwierigkeiten bereitete. Und alles nur, um sicherzustellen, dass er den Kopf nicht aus der teilweise geöffneten Tür streckte. Selbst in den Toiletten gab es Sicherheitskameras, und die Sicherheits-AS würde einen Großteil ihrer Rechenkapazität auf die Erkennung visueller Abnormitäten im Innern des Verwaltungsgebäudes richten.
»Erfindungsreich«, beobachtete Simon.
»Ich denke, wir waren ein wenig zu nachlässig bei der Jagd«, sagte Adul. »Und wir hätten es ihm in den Tunnels schwerer machen müssen.«
»Wir haben sein Gefühl von Überlegenheit gestärkt. Sehen Sie nur die Aktivität in seinem tiefen Thalamus. Er ist zuversichtlich.«
»Aber nur, solange die einfache Flucht ihn nicht misstrauisch macht.«
»Ich würde diesen Sprung wohl kaum einfach nennen. Ich dachte zuerst, er würde sich umbringen, bis mir die Beschaffenheit seiner Knochen einfiel«, sagte Simon. »Gib ihm eine einsichtige Körperform«, befahl er der AS.
Die Toilettentür öffnete sich. Josep spannte sich, während er darauf wartete, was der Mann tun würde. Schritte fanden ihren Weg zum ersten WC . Josep klopfte mit den Knöcheln an die Trennwand. Die Schritte zögerten.
»Hey!«, zischte Josep.
»Gibt es ein Problem?«
»Ja.«
Der Mann spähte um die Tür herum und sah Josep mit gesenktem Kopf auf der Toilettenschüssel sitzen. »Was ist denn?« Er kam näher.
Joseps linker Arm schoss hoch und packte den Mann am Revers. Er zerrte ihn ganz in den kleinen Raum, während gleichzeitig seine linke Handkante in den Nacken des Mannes krachte. Er schloss die Toilettentür. Wenn er sich nicht irrte, hatte die Sicherheitskamera gesehen, wie der Mann vor der ersten Toilette zögerte und dann in die zweite ging.
Nach dem Ausweis handelte es sich um Davis Fenaroli-Reece. Josep begann, ihn auszuziehen. Die Kleidung in der beengten Toilette zu wechseln war fast so schwierig wie im Wartungsschacht. Nachdem Josep den Anzug des anderen anhatte, setzte er den Leichnam von Davis Fenaroli-Reece auf die Toilettenschüssel und studierte sein Gesicht. Seine eigenen Züge veränderten sich erneut. Ohne Spiegel war er nicht imstande, die Ähnlichkeit so stark zu machen, wie er es gewollt hätte, doch seine wirkliche Sorge galt den Haaren. Davis Fenaroli-Reece besaß sehr dunkles Haar, während Andyl Pyne und Sket Magersan beide blond gewesen waren. Am Ende begnügte er sich damit, Wasser aus der Toilettenschüssel über den Haaren zu verteilen und es glatt nach hinten zu streichen in der Hoffnung, dass die Haare dadurch dunkel genug erschienen, um die AS zu täuschen. Er war zuversichtlich, dass die Auflösung der Kamera nicht ausreichte, um die Änderung der Struktur zu bemerken.
Er verbrachte eine weitere Minute mit den Werkzeugen und manipulierte das Schloss des WCs. Als er die Tür hinter sich zuzog, fiel der Bolzen in die Lasche, und das Besetztzeichen erschien. Josep wusch sich die Hände und ging.
Er marschierte über den Korridor in Richtung Treppenhaus. In der zweiten Etage saßen Zantiu-Braun-Leute und einheimisches Raumhafenpersonal. Die meisten standen am Panoramafenster und starrten hinunter auf die Skins, die das Gebäude umrundeten.
Es wurde zunehmend dunkler draußen. Die Sonne war bereits hinter den Bergen am Horizont versunken. Das bedeutete, dass er nicht länger als vierzig oder fünfzig Minuten bewusstlos gewesen sein konnte. Er war allerdings hungrig, als hätte er seit einem Tag nichts mehr gegessen.
Die Treppe brachte ihn hinauf in den vierten Stock, von wo aus eine Brücke direkt in das Terminalgebäude führte. Zwei Skins standen am anderen Ende und überprüften jeden, der den Verwaltungsblock verließ, als wäre die AS nicht
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