Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Lawrence. Es war ein guter Block. Sie hatte ganz offensichtlich viel zu viele psychologische Selbsthilfe-Handbücher studiert.
»Ja«, sagte sie ernst. »Ja, das wäre es. Das wäre es wirklich. Wir müssen zuerst über das reden, was wir miteinander machen. Auf diese Weise lernen wir uns besser kennen.«
Es gelang ihm, bei dem Gedanken daran nicht zu erschauern. Sex sollte spontan sein und Freude machen und nicht vorher klinisch analysiert werden. Doch wenn es bedeutete, dass er dieses Thema damit beenden konnte … »Also gut, dann.« Er beugte sich vor und gab ihr einen raschen, verlegenen Kuss.
»Möchtest du jetzt anfangen? Wir könnten ein paar Stellungen von heute Nacht wiederholen, wenn du mir sagst welche.«
»Nein, äh, ich glaube, im Augenblick wäre ein Frühstück für uns beide gar nicht schlecht.« Es ist keine Feigheit, sagte er zu sich. Es ist einfach nur höflich und praktisch obendrein.
Lawrence hatte ein entschiedenes Déjà vu, als sie die Küche betraten. Joona hing schon wieder an ihm wie eine Klette, lachte und lächelte und gab ihm jede Minute den einen oder anderen Kuss. Berührte ihn, um sich zu versichern, dass er noch da war.
Plötzlich fragte er sich, ob ihre Familie katholisch war. Roselyn hatte immer gesagt, dass niemand orthodoxe Katholiken schlagen konnte, wenn es um Schuldgefühle wegen der Freuden der Sexualität ging.
Vergiss Roselyn, schalt er sich entschieden. Er erwiderte Joonas Küsse und wurde mit einem strahlenden, schmachtenden Lächeln belohnt.
»Ihr beide, also wirklich!«, schalt Jackie lächelnd. »Sieh gefälligst weg!«, sagte sie zu Samson.
Es war ein sonniger Morgen, und als Lawrence die Wettervorhersage aufrief, bestätigte sie ihm für den Rest des Tages klaren Himmel. Sie radelten in die Stadt, doch sobald sie aus dem Waldland rings um das Cottage hervorkamen, trat Lawrence so fest in die Bremse, dass das Rad fast unter ihm weggerutscht wäre. Der Ben Nevis lag direkt vor ihm und beherrschte ein Viertel des Horizonts. Sein Gipfel war noch immer von Schnee bedeckt, der über den massiven, nach Norden zeigenden Graten aus graubraunem Fels abschmolz. Lange glitzernde Sturzbäche schossen die nahezu senkrechten Felswände hinunter. Am Fuß des Berges breiteten sich Schutthalden über die grasbewachsene Ebene aus wie eine Flutwelle.
»Das ist wirklich beeindruckend«, sagte Lawrence, und er war tatsächlich beeindruckt. Die Sonne wurde vom Schnee reflektiert, und er musste blinzeln wegen der Helligkeit. Die Größe des verdammten Berges war einschüchternd und herausfordernd zugleich. Er verspürte den Wunsch herauszufinden, wie es war, dort oben zu stehen und nach unten zu sehen. »Wahrscheinlich sieht man von dort oben halb Schottland.«
»Wir können hinaufgehen, wenn du möchtest.«
»Du machst Witze. Ich würde es niemals ohne ein Muskelskelett dort hinauf schaffen. Diese Klippen sehen aus, als hätten selbst geübte Freikletterer ihre Probleme damit. Selbst die Geröllhänge sind noch steil.«
»Man geht auch nicht von dieser Seite hinauf, Dummerchen. Es gibt einen Fußweg, der aus der Ebene auf den Berg hinauf führt. Es dauert nur ein paar Stunden.«
»Ach so.« Er musterte den Berg ein letztes Mal, bevor er sich wieder auf das Fahrrad schwang.
Jackie hatte ihnen eine Liste von Dingen mitgegeben, die sie aus der Stadt benötigte. Er hegte den Verdacht, dass es nur Beschäftigungstherapie war, damit sie zusammen durch die Gegend spazieren konnten. Es störte ihn nicht.
»Hübsche Stadt«, sagte er, als sie durch die Fußgängerzone spazierten. Die Gebäude mit den kleinen Läden im Erdgeschoss datierten entweder mindestens vier Jahrhunderte zurück, oder sie waren verdammt gut nachgebaut.
»Ja, heute«, sagte sie. »Die Verwaltung hat eine Menge alter und bedeutender Gebäude restauriert. Heutzutage gibt es genügend Geld für Stadtsanierung.«
»Hey, heißt das vielleicht, dass du mir endlich Recht gibst? Dass die großen Companys gut sind für die Ökonomie? Sie sind schließlich diejenigen, die das Geld heranbringen.«
»Ich wusste, dass du das sagen würdest. Fort William ist sehr sauber und ordentlich geworden, seit es gegenüber der Unikultur resigniert hat. Genau so, wie du es am liebsten hast.«
»Und das soll schlecht sein? Ich habe Städte gesehen, die viel schlimmer aussehen als diese hier, und ich bin erst seit fünf Jahren auf der Erde.«
Sie erreichten das südliche Ende der Hauptstraße, die von dort aus
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