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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ebenso detailgetreu wie die Hand, die sie in Rickys Wohnzimmer gesehen hatten, das immer noch schlug, erfüllt von einem sonderbaren und bösartigen Leben. ‘ Nachdem er den Motor angelassen hatte, stellte er im Auto die Heizung an. Eine eisige Kälte hatte ihn ergriffen.
    Während Harry darauf wartete, dass ihm wärmer wurde, und er auf den schwarzen Erdhaufen auf dem dunklen Rasen starrte, erzählte er Connie von dem rachsüchtigen Monster aus Legenden und Folklore - dem Golem. Sie hörte kommentarlos zu und war angesichts dieser erstaunlichen Möglichkeit sogar noch weniger skeptisch, als sie am frühen Abend in ihrer Wohnung gewesen war, als er sich über einen Soziopathen mit übersinnlichen Fähigkeiten und der dämonischen Kraft, von anderen Leuten Besitz zu ergreifen, ausgelassen hatte.
    Als er fertig war, sagte sie: »Also macht er einen Golem und benutzt ihn zum Töten, während er selbst irgendwo in Sicherheit ist.«
    »Vielleicht.«
    »Macht einen Golem aus Erde.«
    »Oder aus Sand oder vergammeltem Unterholz oder wer weiß was.«
    »Macht ihn mit der Kraft seines Bewußtseins.«
    Er gab keine Antwort.
    Sie sagte: »Mit der Kraft seines Bewußtseins oder mit Magie wie in den Volksmärchen?«
    »Gott, ich weiß es nicht. Es ist alles so verrückt.«
    »Und du glaubst immer noch, dass er von Menschen Besitz ergreifen kann, sie wie Marionetten benutzen kann?«
    »Wahrscheinlich nicht. Dafür gibt’s bisher keinen Beweis.«
    »Was ist mit Ordegard?«
    »Ich glaube nicht, dass eine Verbindung zwischen Ordegard und diesem Ticktack besteht.«
    »Oh? Aber du wolltest doch zum Leichenschauhaus, weil du dachtest…«
    »Das stimmt, aber jetzt nicht mehr. Ordegard war nur ein gewöhnlicher Feld-, Wald- und Wiesenverstörter aus dem letzten Jahrzehnt dieses Jahrtausends. Als ich ihn gestern Nachmittag auf dem Dachboden umgepustet habe, hatte er’s hinter sich.«
    »Aber Ticktack ist hier bei Ordegard aufgetaucht…«
    »Weil wir hier waren. Irgendwie weiß er, wie er uns finden kann. Er kam hierher, weil wir hier waren, nicht weil er irgendwas mit James Ordegard zu tun hat.«
    Ein heftiger Strom heißer Luft kam aus den Öffnungen am Armaturenbrett. Er ergoss sich über ihn, ohne das Eis zu schmelzen, das er ganz unten im Magen zu spüren glaubte.
    »Wir sind halt innerhalb weniger Stunden auf zwei Psychopathen gestoßen«, sagte Harry. »Erst Ordegard, dann dieser Kerl. Es war ein schlechter Tag für die Heimmannschaft, sonst nichts.«
    »Ein rekordverdächtiger«, sagte Connie zustimmend. »Aber wenn Ticktack nicht Ordegard ist, wenn er nicht sauer auf dich war, weil du Ordegard erschossen hast, warum ist er dann auf dich fixiert? Weshalb will er dich umbringen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat er nicht, bevor er deine Wohnung nieder brannte, zu dir gesagt, du könntest ihn nicht erschießen und meinen, damit wäre es erledigt?«
    »Yeah, das hat er unter anderem gesagt.« Harry versuchte sich an den Rest von dem zu erinnern, was ihm der Landstreicher-Golem an den Kopf geknallt hatte, doch die Erinnerung war zu flüchtig. »Wenn ich es recht bedenke, hat er den Namen Ordegard nie erwähnt. Ich hab’ einfach angenommen… Nein. Ordegard war eine falsche Spur.«
    Er befürchtete, sie würde fragen, wie sie denn die eigentliche Spur aufnehmen könnten, die richtige, die sie zu Ticktack führen würde. Aber sie musste erkannt haben, dass er völlig ratlos war, denn sie setzte ihn damit nicht unter Druck.
    »Es wird zu heiß hier drin«, sagte sie.
    Er drehte die Heizung herunter.
    Die Kälte ging ihm immer noch durch bis auf die Knochen.
    Im Licht vom Armaturenbrett fielen ihm seine Hände auf. Sie waren mit Schmutz überzogen wie die Hände eines Mannes, den man lebendig begraben hat und der sich verzweifelt einen Weg aus einem frischen Grab gewühlt hat.
    Harry setzte den Honda rückwärts aus der Einfahrt hinaus und fuhr langsam die steilen Hügel von Laguna nach unten. Zu dieser späten Stunde waren die Straßen in solchen Wohngegenden praktisch leer. Die meisten Häuser waren dunkel. Nach allem, was sie wussten, hätten sie allerdings genauso gut durch eine moderne Geisterstadt fahren können, in der alle Bewohner wie die Mannschaft des alten Segelschiffs Mary Celeste verschwunden waren, leere Betten in verdunkelten Häusern, Fernseher, die in verlassenen Wohnzimmern vor sich hin strahlten, Mitternachtssnacks, die auf Tellern in stillen Küchen angerichtet waren, wo niemand mehr war, um sie zu essen.
    Er sah

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