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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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machte einige Schritte. Er fühlte nun die Kälte der Nacht in jedem Knochen, und seine Lippen waren taub. »Es ist nur wenige Generationen her, als den Drachen im Nordostland noch Menschenopfer dargeboten wurden.«
    Mesalas Augen wurden groß. »Davon habe ich noch nie gehört!«, entfuhr es ihr.
    »Junge Frauen wurden in die Drachenhöhlen gestürzt, damit sich die Drachen an ihrem Blut laben konnten. Es war ein alter Brauch, der noch aus der Zeit stammt, als sich die ersten Menschen im Nordostland bei den Drachen niederließen. Schon viele Jahre war er nicht mehr ausgeübt worden.
    Als es die vermeintlichen Drachenangriffe gab, erhob sich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder das Wort, man solle den Drachen ein Opfer bringen – zuerst leise, dann immer lauter, bis schließlich einige brüllten.«
    Mesala schüttelte den Kopf. »Sag, dass nicht wahr ist, was ich fürchte.«
    Seld wich ihrem Blick aus. »Sie kamen mitten in einer Nacht. Es war eine Gruppe von etwa einhundert Leuten, die aus verschiedenen Teilen des Nordostlands stammten.«
    Mit zwei Schritten war Mesala bei Seld. Ihre Fäuste schlugen gegen Selds Brust. »Ihr Barbaren!«, rief sie. »Wie konntet ihr nur? Bei den Göttern, mein Vater hatte Recht – du hast sie getötet!«
    Seld packte ihre Handgelenke, und es war, als wich alle Kraft aus Mesala. Sie sank auf das Deck des Schiffes und schluchzte. Mit ihr setzte sich Seld, und leise sprach er weiter: »Wir schliefen. Plötzlich schwang die Tür auf, und fünf oder sechs Männer stürmten herein. Mich schlugen sie zusammen und ließen mich blutend auf dem Boden zurück, Alema zerrten sie aus der Hütte. Ich war blind und taub vor Schmerzen.
    Sie hatten Fackeln, schleppten Alema in Richtung der Berge. Ich konnte ihre Schreie hören. Sie rief meinen Namen. Niemand stellte sich den Leuten in den Weg, niemand hielt sie auf. Ich rannte ihnen hinterher, so schnell es mein geschwächter Körper zuließ, doch sie ritten auf Lif und waren schneller.
    Einige Male brach ich zusammen und kam nach einiger Zeit wieder zu mir. Erst im Morgengrauen begann ich, den Berghang zu erklimmen, und ich sah Alemas Entführer weiter oben auf den Plateaus. Sie waren schon bei den Eingängen zu den Drachenhöhlen angekommen.
    Ich lag gerade erschöpft auf einem Felsvorsprung, als ich klar Alemas Stimme hörte. Kurz tauchte sie auf einem Plateau weit oben auf. Unsere Blicke begegneten sich, und ich glaube, sie lächelte mich an. Ihre Lippen formten Worte, doch ich verstand sie nicht. Dann wurde sie zurückgezerrt, und ich hörte nur noch ihren Schrei ... der leiser wurde. Alema war in eine der Höhlen hinabgestoßen worden.«
    Inzwischen hatte Mesala ihren Kopf an Selds Brust gelehnt, und sie weinte leise. Seld bemerkte nicht, dass auch aus seinen Augen Tränen flossen.
    »Die Mörder stiegen wieder den Berg hinab, ganz in meiner Nähe. Sie beachteten mich nicht. Dann kam mir ein Gedanke: Vielleicht lebte Alema noch! Ich legte das letzte Stück zum Eingang der Drachenhöhle zurück und blickte in die schwarze Tiefe.
    Es war nichts von ihr zu sehen. Ich rief ihren Namen, aber es kam keine Antwort. Ich musste hinabsteigen.
    Einige Male bin ich fast abgerutscht, und der Sturz wäre mein sicherer Tod gewesen. Es war ein steiler Tunnel, voller spitzer Felsen. Ich entdeckte frisches Blut auf den Steinen. Als ich so weit hinabgeklettert war, dass kein Licht mehr zu sehen war, flachte der Tunnel ab, und ich konnte aufrecht gehen. Ich tastete den Boden ab, doch von Alema fand ich keine Spur. Es zweigten weitere Tunnel ab, und ich irrte weiter, rief immer wieder Alemas Namen. Dann fand ich Drachen.
    Ich sah nicht mehr als ihre glühenden Augen in der Dunkelheit. Und sie beobachteten mich. Hätten sie mich auf der Stelle getötet – ich glaube fast, ich wäre dankbar in den Tod gegangen. Dann stürzte ich in eine Ohnmacht.«
    »Wie lange warst du in den Höhlen?«
    »Ich weiß es nicht. Am Tag, nachdem Alema getötet worden war, kam Ark zurück nach Hequis. Er ging sofort mit einigen Männern in die Koan-Berge, um mich zu suchen. Nach drei Tagen fanden sie mich auf einem Plateau vor dem Eingang einer Drachenhöhle. Ich war mehr tot als lebendig. Ark und die Männer schleppten mich nach Hequis zurück und pflegten mich.
    Danach gab es keine Feuer mehr im Nordostland, keine Drachenangriffe. Es war, als habe das Menschenopfer die Drachen beruhigt.«
    »Hast du die Mörder gefunden?« Mesalas Stimme klang erstickt.
    »Als ich wieder bei

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