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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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jemand, der hinter den Matrosen stand. Seld erkannte die Stimme sofort. Die Soldaten machten Platz, und Talut Bas kam nach vorne. Der Herrscher trug seine Königsrobe über einem schwarzen Anzug aus feiner Seide. Er wirkte, als sei er gerade die Stufen seines Throns herabgestiegen, und nicht wie jemand, der mit knapper Not der Zerstörung seiner Stadt entkommen konnte.
    »Du lebst«, sagte Seld.
    Talut Bas lächelte. »Ich werde länger leben, als du denkst.«
    Seld schüttelte den Kopf. »Als die Dämonen kamen, konntest du unmöglich so schnell von deinem Palast hinab zum Schiff fliehen. Du hast es vorher gewusst, und du bist davongerannt, ohne deine Untertanen zu warnen. Du hast ihr Todesurteil gesprochen. Und mich wolltest du im Kerker sterben lassen.«
    Talut runzelte die Stirn. »Du solltest mehr Respekt vor deinem Herrscher zeigen.«
    »Herrscher? Wir sind weit weg von deinem Königreich. Dieses unbekannte Meer wird von niemandem beherrscht.«
    »Diese ganze Welt gehört den Dämonen, und sie werden nicht aufhören, bis sie alles besitzen.«
    Seld macht einen Schritt nach vorne, seine rechte Hand fuhr in den schweren Stoff der Robe, und er zog so heftig daran, dass Talut fast fiel. »Bist du mit ihnen im Bunde, Talut? Welches Spiel treibst du?«
    Die Soldaten auf Deck sprangen nach vorne, doch der Herrscher gebot ihnen mit einem Handzeichen Einhalt. Mit unendlicher Sanftheit umschloss er Selds Handgelenk und führte die Hand von sich weg. »Wenn wir uns das nächste Mal berühren, wird es dein Ende sein«, sagte Talut.
    In den Augen des Herrschers glaubte Seld das Flackern von Wahnsinn zu erkennen, doch es war mehr als das. Da war ein uraltes Wissen in diesem Blick – etwas, das auch Seld berührt hatte. »Du siehst sie in deinen Träumen«, flüsterte Seld. »Und manchmal auch am Tag. Was zeigen sie dir, Talut? Was zeigen dir die Dämonen?«
    Als brenne plötzlich Selds Handgelenk, ließ Talut es fahren. Er wirbelte herum und schritt an den Soldaten vorüber. »Entfernt sie von meinem Schiff«, befahl er Tebis im Vorübergehen. An der Luke hielt er inne, blickte zu Seld. »Meine Empfehlungen an Mesala Cohm.« Dann verschwand er im Unterdeck.

    Seld suchte nach der Kabine, in der sich Mesala aufhielt. Er fand sie schlafend in einer Koje liegen, allein in der Kabine. Leise trat er an sie heran, ging bei ihr in die Knie und betrachtete ihr Gesicht.
    Im Schlaf sah sie ihrer Schwester so ähnlich, dass Seld der Verlust seiner Frau mit einem Mal wieder so bewusst wurde, als hätte er gerade ihren Schrei gehört, mit dem sie in die Drachenhöhle gestürzt war. Der Schwung ihrer Augenbrauen, das Zucken ihres Mundes – einen Augenblick war sich Seld sicher, dass es Alema war, die vor ihm lag.
    Da öffnete sie die Augen, blinzelte, und der Moment war vergangen. »Was gibt es?«, fragte Mesala. Sie rollte auf den Rücken und streckte sich.
    »Talut Bas ist an Bord der Valant«, sagte Seld.
    Mesalas Körper versteifte sich, dann drehte sie sich wieder zu Seld. »Ich dachte, er wäre im Palast getötet worden, aber ich hätte wissen müssen, dass er einen Weg findet, der Vernichtung zu entgehen.«
    »Es ist ihm bekannt, dass du hier an Bord bist.«
    Sie stützte sich auf den Ellenbogen. »Ich fürchte, er weiß mehr über uns, als wir über ihn je erfahren werden.«
    Selds Mahlzeit bestand aus wenigen Bissen getrockneten Fleisches und einigen Schluck faden Wassers. Er stand in einer fernen Ecke des Ober decks und fragte sich, wie viele Vorräte an Bord der Valant waren ... und was Talut Bas wohl aß. Zuvor hatte Seld kontrolliert, ob Wod –
    Drachenklauen bohrten sich in die Erde. Durchsichtige Schwingen falteten sich ein. Heißer Atem stieß aus Nüstern. Langgezogene Köpfe schauten sich um. Und goldene Drachen ließen sich auf den Boden nieder, blickten auf das Meer zurück, über das sie gekommen waren. Sie standen zwischen den Ruinen von Steinhäusern, die schon vor langer Zeit zu Staub zerfallen sein mussten.
    Die Drachen richteten ihre Köpfe in den Himmel und spien Feuer, das sich in den Himmel wie eine brennende Wolke erhob. In dem Rauch entfalteten sie wieder ihre Schwingen, schlugen mit ihnen und erhoben sich wieder vom Boden. Und sie flogen landeinwärts.
    Nur ein goldener Drache blieb an der Küste zurück. Es war der Drache, den Seld schon in Hequis gesehen hatte.
    Seld hustete. Er hatte gerade einen Bissen Fleisch gekaut, als ihn diese Geistesreise überkommen hatte.
    Die Drachen hatten Land

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