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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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dringend nach Ruhe, dass er mit dem Rücken an die Reling gelehnt einschlief.
    Als am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont blitzten, ließ ihn ein Schrei aus dem Krähennest in die Höhe fahren: »Rauch! Dort ist Rauch!«
    Seld sprang auf – sein Blick raste über die Landfläche, die sich vor ihm erstreckte. Er war noch schlaftrunken, und er musste seine Augen anstrengen, um die Umgebung zu erkennen, die sich grell im Licht abzeichnete. Da sah er, was der Ausguck entdeckt hatte: Mehrere weiße Rauchfäden, die in die Höhe stiegen. Vor der Ambria befand sich eine Landzunge, und Seld schien es wie eine Ewigkeit zu dauern, bis diese umrundet war. Inzwischen versammelten sich immer mehr Hequiser und Matrosen auf dem Deck.
    Schließlich hatten alle auf der Ambria einen Blick in die Bucht, aus der der Rauch aufgestiegen war. Eine Siedlung befand sich am Strand, und abseits davon auf einer steinernen Klippe wartete der goldene Drache.

Kapitel 18 D as Osertem
    Verglichen mit Hequis war die Siedlung unscheinbar und schutzlos, sie mochte etwa halb so groß wie das Dorf im Nordostland sein. Ihre Häuser bestanden aus grauen Steinen, die von einem Fachwerk aus hellem Holz gehalten wurden, mit roten Ziegeln auf den Dächern. Die meisten Häuser waren einstöckig, aber im Zentrum der Siedlung konnte Seld ein breites, offenbar mehrstöckiges Gebäude erkennen. Direkt hinter der Siedlung begann der Wald, und am Horizont konnte Seld die Bergkette erkennen. Vorne am Strand ragte ein Steg in die Bucht hinaus, an dem kleine Fischerboote vertäut waren.
    Seld konnte nicht einen Menschen ausmachen, doch die Rauchfahnen, die aus den Kaminen stiegen, waren ein untrügliches Zeichen, dass hier jemand lebte.
    Langsam segelte die Ambria weiter in die Bucht. Ein Matrose maß am Bug die Wassertiefe, und als die Ambria noch etwa zehn Schiffslängen vom Steg entfernt war, gab er das Zeichen, den Anker zu werfen – der Tiefgang der Segelschiffe war viel größer als der der Fischerboote.
    Noch immer war kein einziger Mensch zu sehen. Seld blickte zu dem Drachen, der reglos zu den Schiffen herüberblickte, und er fragte sich, ob die Bewohner wegen des Drachen geflohen waren ... oder fürchteten auch sie die Dämonen und hatten ihre Heimat verlassen? Seld fühlte den Geist des Drachen, seine Gegenwart, doch der Drache sprach nicht zu ihm – er wartete.
    Seld, Mesala, Ark und Kapitän Wod bestiegen ein Boot und ruderten hinüber zum Anleger. Von der Valant wurde kein einziges Boot herabgelassen.
    Seld erklomm als Erster die Holzleiter am Steg, die anderen folgten ihm.
    »Vielleicht sind sie geflohen«, flüsterte Mesala. »Vielleicht haben sie Angst bekommen, als sie die Drachen gesehen haben.«
    »Nein, sie sind noch hier. Seht!« Die anderen folgten Selds Blick und entdeckten einige Menschen, die zwischen den Häusern auftauchten. Zunächst verharrten sie dort, blickten zu den Neuankömmlingen, doch dann schritt einer von ihnen vor, und weitere folgten ihm.
    Während sie herankamen, nahm Seld die Bewohner dieses Landes genau in Augenschein. Sie wirkten mit ihrem zielstrebigen Gang und ihrer hellen, einfachen Kleidung so gewöhnlich, dass sie in den Gassen von Hequis keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätten. Der Mann, der voranschritt, hatte langes, braunes Haar und trug eine eng anliegende Jacke aus einem weißen Stoff, die mit einem goldenen Muster bestickt war und wie eine Uniform wirkte, und eine Hose aus dem gleichen Material. Seld glaubte, die Umrisse eines Drachen in diesem Muster zu erkennen. Die hageren Gesichtszüge des Mannes drückten Misstrauen aus, doch seine Schritte waren schnell und ohne Angst. Er blieb in einigem Abstand vor den Neuankömmlingen stehen, und sofort verharrten auch die Menschen, die mit ihm gekommen waren. »Wer seid Ihr, und weshalb seid Ihr hier?« Die Stimme des Mannes hallte durch die Bucht.
    Seld machte einen Schritt nach vorne. »Mein Name ist Seld Esan. Wir kommen aus einem Land jenseits des Meeres und sind den Drachen gefolgt.«
    Sein Gegenüber nickte und deutete ein Lächeln an. »Dann seid willkommen. Mein Name ist Ker Utum.« Er trat zu Seld und streckte die Hand aus.
    Seld ergriff sie. »Was für ein Land ist das? Warum wussten wir nichts davon?«
    Ker Utum wies zu dem breiten Gebäude. »Holt alle Eure Leute von den Schiffen und versammelt Euch dort. Es gibt viel zu erzählen. Und es war eine lange Reise von Derod.«
    »Ihr kennt unsere Heimat?«
    Der Mann nickte.

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