Drachenwege
großer Bronzefarbener, und ein junger Bursche namens Matal wurde von ihm auserwählt. Matal war derjenige gewesen, der mich bei meiner Ankunft im Weyer als Erster begrüßte.«
Kindan merkte, dass er vor Spannung den Atem angehalten hatte, und nun blies er ihn langsam aus.
»Der Erfolg meines Freundes - nun heißt er M'tal -
versetzte mich in einen wahren Begeisterungstaumel.
Ich konnte nicht anders, ich stieß einen lauten Jubelruf aus.« Bei der Erinnerung daran rötete sich das Gesicht des Harfners ein wenig. »Wie du vielleicht weißt, ist eine Brutstätte angelegt wie ein Amphitheater, und mein Schrei muss sich vielfach an den Wänden gebrochen haben. Der Jungdrache erschrak und verhedderte sich mit einer Klaue in seiner Schwinge. Als er sich nicht sogleich befreien konnte, geriet er in Panik, und es dauerte eine geraume Weile, bis M'tal und die anderen ihn beruhigen konnten. Und dann sah ich, dass die Schwinge des Drachen arg zerfetzt war.«
Vor Entsetzen und Mitgefühl keuchte Kindan laut.
»Und es war allein meine Schuld, dass sich das Tier verletzt hatte«, betonte der Harfner erbittert.
»>Holt Hilfe!<, brüllte der Weyrführer. Ich rannte los, in der Hoffnung, den Heiler des Weyrs zu finden, doch in vollem Lauf prallte ich gegen jemand, der mir entgegen kam. Ich erkannt die Person nicht. Bei dem Zusammenstoß war ich gestürzt, und der Mann half mir beim Aufstehen. Er trug einen Beutel bei sich, der angefüllt war mit irgendwelchen Sachen. >Alles wird wieder gut werden<, tröstete er mich. >Du konntest nichts dafür. Wer hätte schon geahnt, dass der Drache so reagieren würde? Willst du mir helfen, seine Verletzung zu behandeln? <«
Der Harfner holte tief Luft und erzählte weiter: »>Ja, gern, wenn ich darf<, antwortete ich. Der Mann nahm mich beim Arm und bugsierte mich zur Brutstätte zu-rück. Dort begaben wir uns zu dem verwundeten Drachen - Gaminth - und M'tal. Der Mann gab mir einen Tiegel mit Taubkraut, mit dem ich die lädierte Schwinge einrieb. Er hatte alles dabei, was man für eine medizinische Versorgung brauchte - Verbandmaterial und das Gerät, um die zerfetzte Membran wieder zusammenzunähen. Er ging so geschickt vor, dass wir im Nu fertig waren.«
Abermals legte der Harfner eine Pause ein. »Danach behauptete der Mann, die Blessuren würden wieder völlig ausheilen. M'tal, der vor Gaminth kniete, hob den Kopf und wollte sich bei ihm bedanken, doch mitten in seiner Rede unterbrach er sich und schaute abwechselnd den Mann und mich an. >Ach, du bist es!<, rief der junge Drachenreiter erstaunt. Damals dachte ich noch, er hätte den Heiler erkannt, der für den Weyr zuständig war.«
Der Meister schwieg eine Weile, als fiele ihm das
Weitersprechen schwer. »>Ja, ich bin es wirklich, du darfst deinen Augen ruhig trauen<, entgegnete der Mann mit einem eigentümlichen Lächeln. >Und jetzt muss ich wieder gehen. < Als ich ihm folgen wollte, hob er abwehrend die Hand. >Ich finde den Weg allein, du bleibst hier<, erklärte er und entfernte sich raschen Schrittes.«
Wie gebannt hörte Kindan zu und wartete darauf, wie die Geschichte endete.
»Gaminths Verletzungen heilten wirklich sehr
schnell, und er behielt keine Schäden zurück. M'tal mauserte sich zu einem sehr tüchtigen Drachenreiter und hat es bis zum Weyrführer von Benden gebracht«, schloss Meister Zist.
»Wer war der Mann, der praktischerweise zur Stelle war und Gaminth unverzüglich behandeln konnte?«, wollte Kindan wissen. »Und was meinte M'tal, als er so erstaunt fragte: >Ach, du bist es?<«
Meister Zist setzte ein hintergründiges Lächeln auf.
»Nun ja, die Antworten auf diese Fragen findest du in einem Lied«, entgegnete er. Kindan hob verwundert die Brauen. »Ich werde es dir nicht vorsingen, aber ich verrate dir den Titel. Es heißt: >Eine Begegnung mit mir selbst. <«
Kindan wiederholte diese Formulierung und fasste
den Harfner scharf ins Auge. »Du bist dir selbst begegnet? Dann warst du der Heiler? Du hast dich gesehen, wie du viele Planetenumläufe älter warst? Wie ist das möglich?«
»Das ist ein Geheimnis«, erwiderte der Harfner.
»Aber den Drachenreitern ist es wohlvertraut.«
Kindan schürzte nachdenklich die Lippen. »Die Drachen können ins Dazwischen gehen und so von einem Ort zum anderen gelangen. Vermögen sie auch zwischen den Zeiten hin und her zu reisen? Gibt es ein Dazwischen, welches die Vergangenheit und die Zukunft mit der Gegenwart verbindet?«
Meister Zist lächelte listig und
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