Drachenzauber
Er war noch kein sicheres Reitpferd, aber ich freute mich dennoch, ihn zu sehen. Die Anwesenheit von Feder überraschte mich jedoch.
»Du hast eine Stute mit dem Hengst mitgebracht, Penrod?«, fragte ich. Feder zuckte träge mit dem Ohr in meine Richtung, als Ciarra auf ihren breiten Rücken stieg. Ciarra war die Einzige, die ich auf Feder reiten ließ.
Penrod lachte leise und schnallte den Gurt an seinem muskulösen Wallach fester. »Blümchen weiß, dass Sattel und Zaumzeug Arbeit bedeuten. Er ist schon öfter mit Stuten unterwegs gewesen und kann sich benehmen. Feder wäre unruhig geworden, wenn wir sie zurückgelassen hätten. Niemand hier ist gut genug, um sie zu reiten. Wenn dabei ein Fohlen herauskommt, ist das nicht schlecht.«
Es brauchte einige Zeit, um Pferde und Menschen zusammenzubringen. Oreg zum Beispiel hatte noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen - etwas, womit Penrod nicht gerechnet hatte, als er die Tiere ausgewählt hatte. Schließlich sattelten wir eins der Packpferde, ein etwas ruhigeres Tier, und Oreg ließ sich auf seinem Rücken nieder. Bastilla konnte - den Göttern sei Dank - reiten.
Es war unmöglich, die Spuren von so vielen zu verbergen, also versuchte ich es nicht einmal. Wir brauchten unseren Vorsprung nötiger als Geheimhaltung.
»Wohin reiten wir?«, fragte Penrod, der sich neben mir hielt.
»Nach Süden«, antwortete ich. »Zunächst nach Tyrfannig. Wenn wir schnell weiterkommen, könnten wir am Morgen dort sein. Ich denke, dann werde ich uns die Überfahrt auf einem Frachter kaufen, der einen der größeren Häfen in Seefurt anläuft, vielleicht Neurod. Von dort können wir nach Oranstein weiterreiten und sehen, was uns erwartet.«
Als wir weiterritten, spürte ich, wie die Magie, die Hurog durchdrang, immer mehr verebbte. Es war ein trostloses, deprimierendes Gefühl. Und ich wusste, es würde noch schlimmer werden, bevor es besser wurde; so geschah es immer, wenn ich Hurog verließ. Ich glaube nicht, dass es meinem Vater ebenso gegangen war, wenn er fortgeritten war - vielleicht lag es daran, dass ich mit Magie zur Welt gekommen war und er nicht. Aber ich fühlte mich wie ein Säufer, dem man sein Bier weggenommen hatte. Nach einer Weile würde ich mich wieder daran gewöhnen, aber es war immer unangenehm, besonders jetzt, da ich tief im Herzen nicht einmal sicher war, ob ich je nach Hause zurückkehren würde.
»Habe ich richtig gehört - sagtet Ihr Oranstein?«, fragte Axiel und trieb sein Pferd an, um Schulter an Schulter mit mir und Penrod zu reiten. »Warum Oranstein?«
»Dort wird es zum Krieg kommen«, sagte ich.
»Und ich denke, das ist meine beste Gelegenheit, Hurog zurückzuerwerben. Du brauchst dich mir nicht anzuschließen.«
Zu meiner Überraschung brachte Axiel, der Leibdiener meines Vaters, der in zahllosen Schlachten an Vaters Seite gestanden hatte, keins von den Argu-menten vor, die Oreg gegen meinen Plan gehabt hatte. Stattdessen grinste er, sodass ich seine weißen Zähne im Dunkeln sehen konnte. »Es wäre mir eine Ehre, Euch zu begleiten.«
»Wenn wir nach Oranstein gehen«, fragte Penrod,
»sollten wir dann nicht einen Hafen weiter südlich als Neurod anlaufen? Die Straße von Neurod nach Oranstein führt über mehrere Bergpässe, und es wird Spätherbst sein, bis wir sie erreichen. Ich habe das einmal getan, und um ehrlich zu sein, Herr, möchte ich es nicht noch einmal tun müssen.«
Ich nutzte das Gespräch, um mich von dem wachsenden Unbehagen abzulenken, das mich befiel, je weiter wir uns von Hurog entfernten. »Ich habe nicht vor, wirklich den Seeweg zu nehmen. Wir werden eine Überfahrt kaufen und Garranon das Schiff jagen lassen, während wir tatsächlich über Land weiterzie-hen, durch Tallven bis nach Estian und von dort aus südlich direkt nach Oranstein.«
5
WARDWICK
Ich weiß nicht, ob diese Flucht das Richtige war. Menschen sind gestorben, und das wären sie vielleicht nicht, wenn ich geblieben wäre. Menschen, die ich liebte. Aber es schien die einzige Möglichkeit zu sein.
Was im Dunkel der Nacht vernünftig und
abenteuerlich erschienen war, wirkte im Morgenlicht erheblich dümmer. Aber uns fiel kein besserer Plan ein.
Als wir durch die Bergausläufer kamen, lag Tyrfannig vor uns. Die weit verstreuten Gebäude, rosig im Morgenlicht, waren mir so vertraut wie die narbi-gen Mauern von Hurog.
Ich wandte mich Oreg zu, der neben mir ritt, und murmelte: »Kannst du von hier aus erkennen, was in Hurog los ist?«
»Von
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