Dracula II
Merkmal auf. Die Löcher oder tiefen Wunden in den Oberkörpern, und zwar dort, wo bei einem Menschen das Herz schlägt.
Auf meinen Handflächen sammelte sich der Schweiß. Die Luft kam mir dick vor, als hätte jemand zusätzlich eine gewaltige Glocke über meinen Schädel gestülpt.
Suko sprach meine Gedanken aus. »Marek war hier. Das ist seine Arbeit. Er hat sich gewehrt.«
»Klar. Schau dir die Toten an. Sie tragen Mönchskutten. Demnach muß Mallmann es geschafft haben, die Besatzung eines ganzen Klosters in seine Klauen zu bekommen.«
»Leider. Wo sind die anderen?«
Ich räusperte mich. »Man kann Marek viel zutrauen, aber ich glaube einfach nicht, daß er sie auch geschafft hat. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
»LJnd wer hat geläutet, John?«
»Ich habe geläutet!«
Wir schraken unter dem harten Klang der Stimme zusammen, die von oben her über uns fiel. Im Gebälk des Glockenturms mußte der verdammte Blutsauger hocken, und es war kein geringerer als Will Mallmann oder Dracula II…
***
Wir reagierten synchron. Unsere Arme bewegten sich in die Höhe, ebenso die scharfen Lichtstrahlen der beiden Lampen. Sie schnitten in die Schwärze hinein, zeichneten helle Striche, erreichten aber kein Ziel, weil der Glockenturm einfach zu hoch war.
Mallmann hatte sich einen sehr guten Platz ausgesucht. Er konnte uns beobachten, wir jedoch sahen ihn nicht. Da allerdings unsere Lampen brannten, standen wir zu sehr im Licht oder wie auf dem Präsentierteller. Wieder handelten wir, ohne uns abgesprochen zu haben. In verschiedene Richtungen tauchten wir weg und knipsten auch die Lampen aus. Sackartig senkte sich die Dunkelheit über uns. Ich zog meine Waffe mit den Bolzen. Vielleicht hatte ich Glück mit einem Zufallstreffer. Suko ahnte meine Bewegungen mehr, als er sie sah. Ich hörte sein leises Lachen, ein akustischer Beweis, daß auch er einverstanden war.
Im nächsten Augenblick erwischte uns das Gelächter. Es fiel auf uns herab wie aus einem Schacht, hüllte uns ein, und wir hörten aus ihm Mallmanns großen Triumph heraus.
»Willkommen in meinem Reich, meine ehemaligen Freunde. Ja, seid mir herzlich willkommen im Land der Vampire, des Mondes, der Dunkelheit und des Schreckens.«
»Noch was?« rief ich hoch.
»Sicher, Sinclair. Du weißt, daß ich kein undankbarer Mensch bin, und deshalb wollte ich mich bei dir recht herzlich dafür bedanken, daß du mir die entsprechende Macht gegeben hast, dies alles in die Wege leiten zu können.«
»So? Habe ich das?«
»Natürlich. Denke nur an den Blutstein, Sinclair. Du hast ihn mir doch gegeben.«
Das hatte ich tatsächlich. Damit war es mir gelungen, das Leben meiner Mutter zu retten, die sich wochenlang in der Hand des Blutsaugers als Geisel befunden hatte. [3]
»Willst du ihn sehen?« fragte er höhnisch.
Unwillkürlich schaute ich in die Höhe.
Dort leuchtete für einen Moment etwas auf wie ein rotes Auge. Das war es nicht, sondern der verfluchte Blutstein, der seine Kraft und Magie an diese Bestie weitergab.
Ich schoß.
Der Blutstein war ein Ziel. Ich hielt dicht darunter, hörte das leicht puffende Geräusch und den Fluch des Vampirs.
Hatte ich ihn erwischt?
Das Leuchten verschwand. Suko und ich preßten uns gegen die Wand, hörten einen gurgelnden Laut, und einen Augenblick später löste sich ein Schatten aus der Finsternis des Turms, der mit einem atemberaubenden Tempo in die Tiefe raste.
Ich sah noch, wie sich die Kleidung aufblähte, dann knallte er zwischen uns zu Boden.
Für einen Moment überkam mich tatsächlich die wahnwitzige Idee, daß Mallmann vor unseren Füßen liegen konnte.
Ich riskierte es und leuchtete ihn an.
Es war ein Mönch!
Zufall oder nicht. Jedenfalls hatte ihn mein Geschoß genau zwischen die Augen getroffen.
Ich ballte die freie Hand zur Taust. Klar, daß Mallmann so nicht zu überwinden war. Ich ärgerte mich jetzt, daß ich mich zu dieser Aktion hatte hinreißen lassen.
Und Mallmann freute sich. »Wolltest du tatsächlich die Aktion D stoppen, Sinclair? Durch ein lächerliches Druckluftgeschoß? Nein, das ist nicht dein Ernst gewesen. Oder solltest du vergessen haben, wie stark ich tatsächlich bin?«
»Es war nur eine kleine Warnung, Mallmann. Die größeren Geschütze fahren wir später auf.«
»Das weiß ich, ihr werdet alles versuchen, doch an mir beißt ihr euch die Zähne aus. Ich habe euch schon einige Male ins Leere laufen lassen. Dieses Kloster gehört mir, es steht unter meiner Kontrolle,
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