Dracula II
Täler legen zu können. Im Wald herrschte ein unsicheres Zwielicht, das ein normales Sehen nicht zuließ.
Suko war auf den VW zugegangen und umschlich ihn wie jemand, der den Wagen stehlen wollte. »Was suchst du?«
Am Heck blieb erstehen. »Eigentlich nichts. Es… es war nur so ein Gefühl, verstehst du?«
»Eigentlich nicht.« Suko bückte sich. »Verdammt, John, die Motorklappe ist nicht ganz geschlossen.«
»Na und?«
Ich hatte mir nichts dabei gedacht, sah zu, wie Suko sie anhob und einen Fluch ausstieß. »Komm her, sieh es dir an. Verdammt, da hat jemand den guten Marek reingelegt.«
Ich schaute ebenfalls hin und mußte mit Schrecken feststellen, daß nichts mehr so war, wie es sein sollte. Jemand hatte mit einer wahren Brachialgewalt den Motor zertrümmert.
»Und Marek?« flüsterte ich, wobei ich mir selbst die Antwort gab. »Ich könnte mir vorstellen, daß er noch nicht von seinem Pech erfahren hat. Was meinst du?«
»Keine Ahnung.« Suko hob die Schultern.
Flüsternd oder normal konnten wir uns kaum unterhalten, denn in der Nähe hörten wir das gewaltige Rauschen und Donnern eines mächtigen Wasserfalls. Wir hatten die breite Flut auch schon gesehen, die wie ausgespuckt aus einem breiten Loch in der Felswand strömte. Der Wasserfall beherrschte mit seinem Krach die gesamte Umgebung. Er war wie ein brüllendes Ungeheuer, das davor warnen wollte, ihm zu nahe zu kommen. Vampire würden sich daran halten, für sie war fließendes Wasser absolut tödlich.
Ich suchte den Boden nach Spuren ab, und Suko half mir dabei. Wir fanden einige Abdrücke im Boden, wobei keiner von uns sagen konnte, ob sie tatsächlich von Mareks Schuhen stammten.
Mit gerunzelter Stirn schaute ich Suko an. »Es wird keinen Sinn haben, wenn wir hier stehenbleiben und darüber nachdenken, was geschehen sein könnte. Wir müssen zum Kloster.«
»Dafür bin ich«, stimmte Suko zu. »Aber ein bißchen schnell, Alter, sonst kommt die Dunkelheit.«
»Okay denn.«
Wir machten uns auf den Weg. Daß er so beschwerlich werden würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Wer diesem Kloster damals einen Besuch abgestattet hatte, der wußte wirklich, was hinter ihm lag. Wir kamen ins Schwitzen, während die Dämmerung immer mehr zunahm und sich der Wald um uns herum veränderte.
Es gab kaum noch helle Stellen, alles wurde von dem geheimnisvollen Mantel der Finsternis umschlungen. Das Unterholz, auch das Dickicht und die Baumstämme.
Nur durch ihre Kronen lugte ab und zu der blasse, gräuliche Himmel, auf dem sich der Mond wie ein runder Fleck abgezeignet hatte und sein silbriges Licht verstreute.
Ich hatte die Führung übernommen. Der Wasserfall lag hinter uns. Wir waren auch an einer gefährlichen Stelle vorbeigegangen und hatten eine spitze Felsnase Umschriften.
Dann war es soweit.
Beinahe schon zu plötzlich, um es fassen zu können. Vor dem Hintergrund der abendlichen Finsternis hoben sich die Mauern des Klosters gemeinsam mit denen der Kirche ab, die auch einen Turm besaß, der sich dem Himmel entgegenschob.
Wir waren beide stehengeblieben, überwältigt vom Anblick dieses einsamen Bergklosters.
»Da haben sie nun gelebt«, flüsterte Suko.
»Und jetzt gehört es Mallmann.«
Suko räusperte sich. »Solltest du recht haben, hätte er sich keine andere oder bessere Basis aussuchen können. Das Ding ist wie eine gewaltige Trutzburg, von der man herrschen kann.«
»Kein Licht«, murmelte ich.
»Brauchen Vampire Licht?«
Da hatte Suko recht. Ich schaute zum Himmel. Okay, er war dunkel, hatte aber durch den Mond eine gewisse Helligkeit bekommen, so daß er schon kitschig wirkte, als hätte jemand eine Fimkulisse für einen Gruselstreifen gemalt.
Wenn wir geradeaus weitergingen, führte uns der Weg direkt aul das Kirchenportal zu. Natürlich hatten wir auch das Heiligenbild nicht vergessen. Sein Standplatz konnte durchaus in dieser Klosterkirche gewesen sein.
Wir waren sehr vorsichtig, denn ein Wetter wie dieses reizte Vampire zu einem plötzlichen Überfall. Mallmann befand sich zudem im Besitz des Blutsteins, der hatte ihm sogar die Resistenz gegen geweihtes Silber gegeben.
Er konnte rücksichtslos vorgehen, und erging auch so vor. Gnade kannte er nicht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, bestünden die Bewohner der Welt fast nur aus Vampiren. Er hatte vor, sich ein gewaltiges Reich aufzubauen, Rumänien als Basis kam ihm da gerade recht, besonders deshalb, weil die herrschende Kaste das Land fast abgeschottet hatte. Wer
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