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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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gegenwärtigen Lage zu. Meine festliche Stimmung verflog, und ich wurde ganz niedergeschlagen.
     »Nicolae, ich habe getan, worum du mich gebeten hast«, sagte ich mit einem kleinen Seufzer. »Ich habe mich vom Professor hypnotisieren
     lassen und versucht, die Männer von deiner Fährte abzulenken. Doch ich fürchte, ich habe dir damit keinen Gefallen getan.«
    »Du hast dich wunderbar geschlagen, meine Liebste. Ich bin es, der versagt hat. Ich habe meine Feinde unterschätzt. Mein Plan
     war fehlerhaft. Aber das macht nichts. Wir haben trotzdem ein wenig Zeit gewonnen. Die Jagdgesellschaft hat nicht die Absicht,
     das Land sofort zu verlassen, habe ich recht?«
    »Nicht in den nächsten ein, zwei Wochen. Sie meinten, es würde mindestens drei Wochen dauern, bis die
Zarin Katharina
Varna erreicht. Die vier Männer wollen den schnelleren Landweg einschlagen und denken, dass sie nur fünf, sechs Tage für die
     Strecke benötigen.«
    »Die vier Männer?«
    »Der Professor besteht darauf, dass Jonathan hierbleibt und bei mir Wache hält – eine Vorstellung, die Jonathan sehr zu quälen
     scheint. Er möchte mich beschützen, aber er ist genauso begierig darauf, sich an dir zu rächen.«
    »Das nehme ich ihm nicht übel, wenn ich bedenke, was er für dich empfindet und was für ein Wesen ich seiner Meinung nach bin.«
     Lange saßen wir da und schauten einander im Feuerschein an. Dann fuhr Nicolae fort: »Du hast mir vorhin |392| eine Frage gestellt. Du wolltest wissen, wer ich zu meinen Lebzeiten war und wie ich zum Vampir geworden bin.«
    »Ja.«
    »Ich sagte, ich würde antworten. Leider ist es keine schöne Geschichte, und sie ist so lange her, dass sie mir heute beinahe
     bedeutungslos vorkommt. Bist du sicher, dass du sie hören willst?«
    »Ja. Du hast gesagt, dass du nicht Vlad Tepes warst – oder Vlad der Pfähler, wie ihn viele genannt haben.«
    »Das stimmt.« Er hielt inne und sah mich dann an. »Vlad war mein Bruder.«
    »Dein Bruder?«, fragte ich erstaunt.
    »Mit Ausnahme von Vlad kann ich voller Stolz auf das Erbe meiner Familie zurückblicken. Ich stamme von einer langen Ahnenreihe
     von Fürsten ab. Unser Vater war der Herrscher der Walachei.«
    »Dann bist du ein Fürstensohn?«
    »Das bin ich … vielmehr war ich es. 1859 wurde die Walachei mit dem Fürstentum Moldau zum Staat Rumänien vereinigt. Doch früher,
     als mein Vater Fürst der Walachei war, lag unser Heimatland unmittelbar zwischen zwei mächtigen Reichen, zwischen Ungarn und
     dem ottomanischen Reich. Die Herrscher der Walachei waren gezwungen, mit beiden Nachbarn gute Beziehungen zu pflegen. Um überleben
     zu können, mussten sie Bündnisse mit dem schließen, der ihren Interessen jeweils am besten diente. Ich war das jüngste von
     sieben Kindern. Ich hatte drei ältere Brüder und drei ältere Schwestern. Zudem wurde ich spät im Leben meiner Mutter geboren,
     erblickte wenige Monate, nachdem mein Vater und mein ältester Bruder Mircea einem Attentat zum Opfer gefallen waren, das Licht
     der Welt.«
    »Oh!«
    »Du siehst, auch ich habe meinen Vater nie kennengelernt, genauso wenig wie du den deinen. Meine Brüder und Schwestern waren
     alle so viel älter als ich, dass ich beinahe ein Einzelkind |393| war. Ich war sechzehn Jahre jünger als Vlad. Als ich geboren wurde, hielt man ihn und meinen Bruder Radu gerade als Geiseln
     in Adrianopolis fest. Dorthin hatte mein Vater die beiden geschickt, um den türkischen Sultan mild zu stimmen.«
    »Dein Vater hat deine Brüder bewusst als Geiseln eingesetzt?« Ich war bestürzt.
    »Ja. Radu blieb drei Jahre dort. Vlad wurde freigelassen, aber ich habe ihn trotzdem kaum zu Gesicht bekommen. Den größten
     Teil meiner Kindheit habe ich allein verbracht. Erzogen hat mich meine Mutter, eine intelligente und gutherzige Frau aus Transsilvanien.
     1453, als ich sechs Jahre alt war, fiel Konstantinopel an die Ottomanen, was ein schwerer Schlag für die Christenheit war.
     Nun befand sich die ganze Region im Kriegszustand. Vlad nutzte diese Wirren aus, riss die Krone der Walachei an sich und begann
     seine Gewaltherrschaft.«
    »Stimmt es, dass er Zehntausende umgebracht hat?«
    »Bis zu seinem Lebensende wohl eher mehr als Hunderttausend«, antwortete Nicolae verbittert. »Vlad hat es genossen, die Geschichten
     von seinen unmenschlichen Grausamkeiten bis in die blutigste Einzelheit wieder und wieder zu erzählen. Als ich noch ein kleiner
     Junge war, weckte er mich eines Morgens früh und zwang

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