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Draculas Brüder -ebup-

Draculas Brüder -ebup-

Titel: Draculas Brüder -ebup- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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breiten Schultern und einem fremdländischen Akzent. Ich denke, Sie können mir vielleicht Auskunft geben ...«
    Ein unheimliches Licht glomm in den Augen der Frau auf. Proctor verstummte, als er es sah. Vielleicht die Scheinwerfer, dachte er, die von ihren Pupillen reflektiert werden. Aber ...
    »Nein, er ...«
    » Miß, fehlt Ihnen etwas ?«
    Das Glimmen war verschwunden, ihr Blick leer und geistesabwesend.
    »Miß ?«
    Die grünen Augen schlossen sich, öffneten sich wieder. Bis auf ihre blaßgrüne Farbe waren sie normal.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Proctor. Was sagten Sie eben?«
    Proctor lachte gezwungen. Eine Gänsehaut überlief ihn. »Ich fragte – aber lassen wir das. Sie fühlen sich nicht wohl, oder? Eben sahen Sie aus, als lauschten Sie jemandem, der aus einer anderen Welt zu Ihnen sprach.«
    »Einer anderen Welt? Mr. Proctor, ich fürchte, Ihre Phantasie hat Ihnen einen Streich gespielt.«
    Aber er war nicht weit von der Wahrheit entfernt. Die große schwarze Gestalt, die sich vor dem Haus lautlos weiter in die Dunkelheit zurückzog, war zwar ein Teil dieser Welt, aber auch ein Geschöpf anderer Regionen.
    Das Kaminfeuer war niedergebrannt. Die klamme Kälte, die sich widerwillig aus dem Arbeitszimmer des alten Herrenhauses in Westhampton zurückgezogen hatte, begann wieder durch die Steinwände in den Raum einzusickern.
    Damien Harmon, in seinem Rollstuhl vor dem eichenen Schreibtisch sitzend, bemerkte es nicht. Er schlief.
    Der Mann, der ihn durch die halbgeöffnete Tür beobachtete, schlief nicht.
    Ein Lächeln grimmiger Befriedigung lag auf Hank Navarres fleischigem Gesicht, als er sich leise ins Treppenhaus zurückzog. Er wußte, daß dieses Unternehmen riskant war, aber irgendwo in dem alten Haus mußte der Beweis sein, den er suchte. Beide Wagen waren aus der Garage verschwunden, nachdem die seltsam aussehende Frau den Kombiwagen genommen hatte und zum Haus des Bürgermeisters gefahren war. Harmon war also allein. Eine günstige Gelegenheit, die es zu nützen galt. Natürlich, wenn der alte Mann aufwachte und ihn entdeckte ...
    Dann würde es einen gewaltigen Stunk geben, soviel war klar. Harmon hatte mächtige Freunde. Und was noch mehr war, mit seiner Anwesenheit hier verstieß Navarre gegen seine Anweisungen. Der Polizeipräsident persönlich hatte die Dienstanweisung unterschrieben, daß der Vollzug des Haftbefehls gegen Sanchez einstweilen auszusetzen und die Überwachung des Harmonschen Hauses einzustellen sei. Natürlich steckte Proctor dahinter.
    Navarre schüttelte grimmig den Kopf. Macht. Einem ehrlichen Polizisten wurde es zunehmend unmöglich gemacht, seine Arbeit zu tun. Die Ermittlungen brauchten bloß in die Nähe von jemand zu führen, der einen Verwandten oder Freund von politischem Gewicht hatte, und schon wurde man zurückgepfiffen, mit anderen Aufgaben betraut oder, wenn es sich um einen besonders brisanten Fall handelte, kurzerhand versetzt.
    Aber nicht diesmal. Nein. Proctor mochte glauben, die Sache sei in seinem und Harmons Sinne geregelt. Wenn er merkte, daß die Dinge ein wenig anders liefen, und wieder mit seinen Manövern hinter den Kulissen anfing, war es für gesichtswahrende Maßnahmen zu spät. Dann hatte Navarre Harmon und seinen Handlanger Sanchez, diesen verkrachten Expolizisten, am Schlafittchen.
    Er wußte sogar, wo er zu suchen war, und in einem
    Haus mit mehr als zwanzig Räumen war das ein guter Anfang. Wer sich mit Schlössern auskannte, konnte die Tür unten in der Eingangshalle nicht übersehen. Nach ihrem Aussehen war es die Kellertür, und das Schloß war wirklich sehr ungewöhnlich für eine Kellertür, ein schweres Schnappschloß, keine kommerzielle Einheit, sondern handgemacht, wahrscheinlich von dem Puertoricaner.
    Sein Blick fiel auf eine zweite Tür, drei Meter weiter rechts. Die Knöpfe daneben zeigten ihm, was es war. Ein Aufzug. Natürlich; damit der Alte in seinem Rollstuhl von einem Stockwerk zum anderen gelangen konnte.
    Navarre überlegte, ob er den Aufzug benützen solle, und verwarf die Idee. Der Mechanismus würde wahrscheinlich ein summendes oder schnurrendes Geräusch machen, und Geräusche konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er hatte die Telefonkabel draußen aus ihren Anschlüssen gerissen, um Ruhe zu haben – und um sicherzustellen, daß es im Fall seiner Entdeckung keine hastigen Telefongespräche mit den Machtzentren gab, die ihm den Fall entziehen wollten, bevor er ihn darlegen konnte.
    Hank Navarre mochte die Mächtigen nicht.

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