Draculas Brüder -ebup-
einem Schlag sämtliche Fenster der Hausfront aus den Rahmen geblasen.
12.
Der neutrale blaue Polizeiwagen stand mit ausgeschaltetem Motor am Straßenrand. Sanchez saß hinter dem Lenkrad und versuchte zu einem vernünftigen Entschluß zu kommen.
Was tun?
Es hatte keinen Sinn, blindlings durch die Gegend zu rasen; er würde niemals vor den Angreifern in Westhampton sein. Das war eine Sache, mit der Harmon irgendwie fertig werden mußte – mit oder ohne Hilfe. Kein Wunder, dachte er, als er einem unwiderstehlichen Gähnen freien Lauf ließ. Es war neun Uhr fünfundvierzig. Kein Wunder, daß sein Verstand träge und unkonzentriert arbeitete. Er hatte seit rund dreißig Stunden nicht geschlafen.
Wo mochte der andere alte Mann sein? Nicht der in der Höhle, der andere. Adrian Abelard. Wahrscheinlich auf dem Rückweg zur Höhle. Ja. Vielleicht kam der alte Mann ihm entgegengefahren, brauste mit Harmons Cadillac durch die Gegend und genoß die Fahrt in dem großen, teuren Wagen. Der Signalgeber, den die Polizisten irgendwo am oder im Cadillac versteckt hatten, mußte noch funktionieren, aber das konnte nicht viel nützen. Das Empfangsgerät...
War hier in diesem Wagen!
Aber Adrian hatte das Radio zerschlagen.
Immerhin könnte er das Empfangsgerät übersehen haben. Das Polizeigerät war kleiner als das, welches Sanchez gebaut hatte, und es war ins Armaturenbrett eingebaut. Vielleicht...
Es war intakt. Es war auch noch auf die richtige Frequenz eingestellt, wie Sanchez entdeckte, als er es einschaltete. Er suchte die richtige Position auf der Karte hinter dem beleuchteten Fenster, indem er das Koordinatenkreuz nach der Stärke des Signals einstellte. Als die dünnen Pieptöne optimal kamen, runzelte er angestrengt die Stirn. Etwas war nicht klar.
Der Cadillac fuhr auf der Long-Island-Schnell-straße nach Südwesten und war bereits im Stadtteil Queens. Wenn Adrian Abelard nach Haus zurückkehren wollte, durfte er nicht auf dieser Straße fahren, sondern wäre längst nach Norden abgebogen, um die Brücken von Throgs Neck oder Whitestone zu gewinnen. Das war die direkte Route, die einzige. Entweder hatte der alte Mann die Abzweigung verpaßt und sich verfahren, oder ...
Nein. Er hatte es vermutlich nach Westhampton geschafft, also durfte man erwarten, daß ihm der
Rückweg keine Schwierigkeiten machen würde. Darum wußte er, wohin er jetzt fuhr.
Es gab nur eine plausible Antwort auf die Frage nach seinem unmittelbaren Ziel: Manhattan. Blieb er auf der Schnellstraße, würde er in der Zweiundvierzigsten Straße herauskommen.
Wieder die Vereinten Nationen? Möglich. Aber es gab eine andere Möglichkeit. Einmal in Manhattan, würde er nicht lange fahren müssen, um in die Gegend des Rathauses zu gelangen.
So oder so, sein Ziel würde nicht lange verborgen bleiben.
Sanchez startete den Motor. Zurück nach New York.
Harmon hatte den Aufzug eben in seiner Position im ersten Stock blockiert, als er das explosionsartige Splittern von Glas hörte. Es kam aus seinem Arbeitszimmer schräg gegenüber. Nach der ersten schreckensstarren Sekunde langte er unter den Sitz des Rollstuhls und zog einen kurzläufigen Trommelrevolver hervor, eine Waffe, über die er gelacht hatte, als Sanchez vor Monaten darauf bestanden hatte, daß sie mit einer Klammer unter der Sitzfläche befestigt werde. Nun richtete er sie auf die halb geöffnete Tür und fragte sich, wer oder was dort zum Vorschein kommen würde.
Er brauchte nicht lange zu raten.
Drei schrill kreischende Höllendämonen kamen in den Korridor gesegelt, groß wie ausgewachsene Katzen und mit Flügeln, deren Spannweite über eineinhalb Meter betrug. Sobald sie den Mann im Rollstuhl ausgemacht hatten, stürzten sie sich auf ihn. Der kleine Revolver krachte zweimal, fehlte zweimal, dann riß Harmon beide Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen. Er hatte die scharfen Spitzen an den Flügelgelenken gesehen und wußte, was sie anrichten konnten. Aber bevor er seine Augen verbarg, sah er weitere Kreaturen aus dem Arbeitszimmer flattern. Er hatte keine Zeit, sie zu zählen, er
mußte handeln, aber wie? Drei Meter hinter ihm war die offene Aufzugtür. Wenn er hineinfahren und die Tür schließen könnte, wäre er gerettet.
Vielleicht, aber zuerst mußte er seinen Rollstuhl diese drei Meter rückwärts bewegen. Und dazu brauchte er seine Hände und Arme, die, wenn er sie senkte, Gesicht und Kehle schutzlos den Zähnen und Metalldolchen preisgaben. Schon jetzt bissen und stachen
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