Draculas Eisleichen
lautlos und vorsichtig wie möglich. Nur kein lautes Geräusch, nur nicht zu hastig bewegen. Das Schleifen der Kleidung in Grenzen halten…
Etwas baute sich vor mir auf. Es war ein Umriß, viereckig, in seiner Mitte ein Loch.
Dahinter flackerte der Kerzenschein.
Er schuf dunkle Schatten, die sich über den Boden bewegten wie böse, kleine Tiere. Seine helle Insel reichte kaum aus, um etwas erkennen zu können. Gewissen Personen allerdings schien das auszureichen.
Ich hörte das Flüstern.
Es waren Männerstimmen, das stand fest. Sie wehten mir wie ein Windhauch entgegen.
Und das Licht flackerte nicht mehr. Es verlor an Helligkeit.
Wahrscheinlich war eine der Personen an die Kerze herangetreten und hatte eine Hand um die Flamme gehalten.
Dann hörte ich Schritte.
Sie klangen normal laut, aber sie hörten sich für meinen Geschmack sehr unregelmäßig an.
Als wäre jemand dabei, das Laufen zu erlernen und würde zudem immer ein Bein hinter sich herschleifen.
Ich nutzte das Geräusch aus, bewegte mich schneller voran – und erreichte auch die Tür. Dort blieb ich, für die anderen im toten Winkel, stehen.
Gerade im rechten Augenblick, denn die künstliche Verdunkelung der Kerze verschwand.
Das Licht reichte nun aus, um mich alles Wichtige erkennen zu lassen.
Nein, mich trat kein Pferd in den Magen, aber die Wirkung war irgendwo schon die gleiche.
Ich entdeckte den bärtigen Mesrin, der dort stand, wo sich einige Kartons stapelten. Seine Pupillen schwammen in einem ungewöhnlichen Schein.
Er hatte den Kopf etwas nach rechts gedreht, um zu einer Person oder war es ein Wesen? – hinzuschauen, die oder das sich dort aufhielt. Helle Haut auf der einen Gesichtsseite, kaum Kleidung am Körper, nur einige Fetzen in Höhe der Hüfte, und an der rechten Gesichtshälfte sah die Haut aus wie ein dunkler Fleck, als wäre sie abgefressen oder verbrannt worden.
Eine Wette hätte ich nicht darauf angenommen, aber mich erinnerte die Person an eine lebende Leiche, an einen Zombie.
Meine Hand legte sich wie automatisch auf den Griff der Beretta.
Ich ließ sie allerdings stecken, weil ich gleichzeitig etwas anderes mitbekam. Das waren schleichende Schritte.
Und dann tauchte der dritte im Schein der Kerze auf.
Er war derjenige, der mir den Hammerschlag noch einmal versetzte.
Ich dachte nicht mehr über das ungewöhnliche Verhältnis zwischen dem Zombie und Mesrin nach, weil das Wesen dem Lagerchef nichts tat, nein, mir ging es um den dritten.
Den kannte ich.
Und wie ich ihn kannte.
Es war Stepanic, der verfluchte Zombiemacher!
***
Ich will nicht behaupten, daß meine Kehle austrocknete, aber einen trockenen Bissen hätte ich kaum schlucken können, denn mit jedem hätte ich hier gerechnet, nur nicht mit dieser verfluchten Bestie, die wir schon in der Zelle gehabt hatten, die dann durch ein magisches Kunstgeschöpf namens Cigam freigepreßt worden war. [2]
Dieser Vorgang lag noch nicht lange zurück und hatte zu einer unserer größten Niederlagen geführt, die noch immer in mir und auch in Suko wahnsinnig brannte.
Wo Stepanic sich aufhielt, konnte auch das Kunstgeschöpf Cigam nicht weit sein.
Ich hatte also die beiden und dazu einen tiefgefrorenen Vampir!
Wo bestand da die Verbindung?
Da der erste Schock vergangen war und sich vor mir nicht viel tat, nutzte ich die Gelegenheit, um nachzudenken.
Es hatte Zeiten gegeben, wo der Teufel versuchte, die Vampire mit ihrem Anführer Will Mallmann alias Dracula II auf seine Seite zu holen.
Die Allianz war nicht zustande gekommen, wahrscheinlich deshalb nicht, weil sich Mallmann von seiner schwarzmagischen Zukunft andere Vorstellungen gemacht hatte. Er ging seinen eigenen Weg, wollte herrschen, Verbündete suchen, über die er regieren konnte, und wollte sich vor allem nicht von der Hölle ins Handwerk pfuschen lassen.
Das hatte auch der Teufel bemerkt und war dementsprechend sauer gewesen. Auch er hatte reagiert. Da er selbst gern im Hintergrund blieb und auch keine eigentliche Gestalt besaß, sondern verschiedene annehmen konnte, faßte er ebenfalls einen Plan.
Er suchte sich Helfer aus.
Vor Jahren einmal hatte er sich auf die Mordliga verlassen und zudem eng mit Solo Morasso zusammengearbeitet, einem Londoner Mafiachef.
Die Mordliga lag aber schon lange zurück, obwohl das Prinzip ihrer Gründung noch immer im Kopf des Teufels umherspukte.
Er suchte neue Verbündete.
Und er hatte sie gefunden.
Das war zu einem Stepanic, ein verbrecherischer Arzt, der
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