Draculas Eisleichen
Peitsche räumten furchtbar auf, und die beiden Männer merkten sehr bald, daß die Untoten ein bestimmtes Ziel anvisierten.
Es war ein düsteres Gebäude, das nicht einmal vom Schein einer Laterne erreicht wurde.
Aber es war fester gebaut worden als die anderen, bestand aus Stein und besaß eine Metalltür.
»Die Energiezentrale«, sagte Wladimir keuchend. »Das muß einfach die Zentrale sein. Die Menschen haben sich dort hineingeflüchtet, weil sie hoffen, daß die Zombies die Mauern nicht überwinden können.«
»Die nicht«, sagte Suko.
»Aber?«
»Schau nach links!«
Wladimirs Gesichtsmuskeln erstarrten. Auch er sah den gewaltigen Schatten, den der Riesenhund warf, als er sich ausgerechnet diesem Bau näherte.
»Verdammt!« keuchte Suko. Der Schnee stob unter den übergroßen Pfoten des Tieres auf. Es spielte keine Rolle, daß er bei seinen Sprüngen auch Zombies aus dem Weg schaufelte. Er schleuderte sie auf den weißen, harten Boden, wo sie sich sofort wieder erhoben und auf ihr Ziel zuschwankten.
Suko hatte keine Kugel mehr im Magazin. Aber er mußte das Tier vernichten.
Wladimir wollte ihm noch etwas nachrufen, aber der Inspektor war nicht zu stoppen.
Er hatte die Peitsche und damit die Macht.
Er schrie den Hund an, um ihn abzulenken. Zwar waren die Mauern des Baus stabil, das Dach war es nicht. Es konnte leicht von der Wucht der Pranken eingeschlagen werden. Suko vernichtete noch einen Untoten, als dieser sich gegen ihn fallen lassen wollte. Die drei Riemen drehten sich um die Gestalt, bevor sie den Zombie zu Boden rissen.
Suko löste die Peitsche und schrie gegen den Riesenhund. Das Tier war schon bereit, sich mit seinem gesamten Gewicht auf das Dach zu stürzen, um es einzurammen.
Der Schrei erreichte den Hund. Als er den Kopf drehte, schlug Suko bereits zu.
Der Hund war größer als er. Sein Maul schaffte es, Menschen zu verschlingen, und die drei Riemen der Dämonenpeitsche erwischten den Hund unter dem Bauch.
Ein furchtbarer Laut drang aus dem Maul. Ein irres Schmerzgeräusch, wie es ein Mensch niemals hätte ausstoßen können. Der Hund krachte in sich zusammen. Seine Beine bewegten sich hektisch, die Krallen zuckten über den Schnee und rissen die Fläche auf, so daß die Wolken wie Nebelbänke in die Höhe stoben.
Suko war zur Seite gewichen. Er wollte nicht unter dem stürzenden Körper begraben werden.
Und der Hund verging. Die Magie der Peitsche brannte ihn förmlich aus, sein Fell nahm eine andere Farbe an, so daß es irgendwann aussah wie kalte Asche.
Die Knochen fielen zusammen, begleitet von den Tönen einer knackenden Melodie.
Er drehte sich um.
Der Russe war bereits auf die Eisentür zugelaufen. Dort standen drei Zombies etwa einen halben Schritt von dem Eingang entfernt. Sie taten allesamt das gleiche, hoben die Arme in einem bestimmten Rhythmus an und hämmerten mit ihren flachen Händen gegen das Metall. Jeder Aufprall klang wie ein dumpfer Glockenschlag.
Suko sah auch die Waffe in Golenkows Hand. Er hatte etwas dagegen.
»Nein, nicht schießen!« Wladimir drehte sich.
Beim Näherlaufen winkte Suko mit der Peitsche. Der KGB-Mann verstand das Zeichen und trat zurück.
Die Zombies ließen sich nicht stören. Sie sahen aus wie sich immer gleich bewegende Schatten, die nichts anderes vorhatten, als dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen.
Da konnten sie noch drei Tage schlagen, es würde nicht reichen. Die Eisentür hielt.
Um die Beute kümmerten sie sich nicht. Suko hatte sich in ihrem Rücken aufgebaut.
»Ja?« sagte Wladimir, wobei er seine Waffe nachlud. »Mach sie fertig. Sie dürfen nicht an die Menschen heran.«
Seine Stimme war gehört worden. Der mittlere Zombie drehte sich um.
Es war eine nackte Frau mit zerfetztem Gesicht, an dem die Haut herabhing wie dicke Haarsträhnen.
Sie erwischte Suko als erste.
Die drei Riemen trafen sie auf einmal und rissen sie von den Beinen. Sie fiel strampelnd in den Schnee. Ihre Lippen zuckten. Sie sah aus, als wollte sie nach Luft schnappen, und Suko schlug bereits zum zweitenmal.
Der Untote wurde durch die Wucht des Treffers nach vorn geschleudert.
Mit dem Gesicht klatschte er gegen das Eisen. Es hörte sich an, als hätte jemand mit einem Pfannkuchen dagegengeschlagen.
Den dritten Zombie erwischte es in der Drehung. Er wurde beinahe hochgehievt, so hart umwickelten die Peitschenarme seinen Körper. Erst jetzt sahen Suko und Wladimir, daß seine Hände bluteten. Es mußte das Blut eines Opfers sein, und es
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