Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Karat).“
Carina hatte gesagt, den hätten
sie leider nicht im Angebot, denn Milliardäre wären nur noch selten unter den
Kunden — dann hatte sie mit Robert den Abflug gemacht. Und Albert war in sein
Schlafzimmer gegangen, um nun doch ein Nickerchen zu machen. In höherem Alter
ist das viermal täglich Pflicht.
Allmählich fand Tim Verenas
Vorstellung langweilig. Wie ein Location-Scout arbeitet, war kein Geheimnis
mehr.
Er zog Gaby beiseite, während
Verena einen Raum ablichtete, der Salon genannt wurde, möbliert war wie in den
20er Jahren und rundum bestens erhalten.
„Schluss mit der Schonzeit. Wir
müssen sie löchern, Gaby. Ist ihr Vonlipp auf die Pelle gerückt? Hängt sie
deshalb so schief in der Wäsche? Droht ihr Gefahr? Ob die Beute von damals noch
vorhanden ist, wird sie uns nicht gleich auf die Nase binden. Aber sie kann uns
sagen, was Vonlipp denkt. Ich möchte wetten, er setzt sie irre unter Druck.“
Gaby nickte. „Aber warte noch,
bis sie hier fertig ist. Sonst verwackeln ihr die Fotos.“
„Okay“, nickte Tim. „Aber
dann!“
*
Carina kam erheblich zu spät.
Aber sie war befreundet mit Elke, ihrer Kollegin — die sowohl Goldschmiedin als
auch Verkäuferin war — , und da nahm keiner dem anderen was krumm. Normalerweise
war — wegen durchgehender Geschäftszeit — um 13.30 Uhr fliegender Wechsel.
Am Wertheimer Platz hatte sich
Carina von Robert getrennt. Jetzt stürmte sie hinein in das kundenleere
Geschäft des Juweliers Glonke.
Elke, eine schmale Blondine,
hatte schon ihre Umhängetasche an der Schulter und trommelte mit lackierten
Nägeln auf den Verkaufstresen, eine Vitrine aus Panzerglas.
„Entschuldige!“ Carina war
außer Atem. „Aber bei mir war was los. Bist du in Eile?“
„Ludwig wartet im Venezia und
er hat um drei eine Vorlesung in der Uni.“
„Gut, dann erzähle ich’s
morgen.“
Elkes Liebster war um acht
Jahre älter als Robert und um genauso viel weiter, beruflich, nämlich bereits
Dozent für Mediävistik (Erforschung des Mittelalters).
Elke nickte. „Da wäre noch was.
Nachher kommt ein Kunde. Er holt die zweifarbige Goldkette ab. Ich hab’ sie in
den Tresor gelegt. Gott sei Dank, dass die nun endlich verkauft ist. Der Kunde
hat auch schon bezahlt. Mit Kreditkarte.“
Carina hob die Brauen. „Warum
hat er die Kette nicht gleich mitgenommen?“
Elke verzog das Gesicht. „Am
Verschluss war was nicht in Ordnung. Da haben wir sie nun zigmal in der Hand
gehabt, aber erst der Kunde merkt’s. Ich habe sie heute früh repariert.“
„Wie heißt er?“
„Vierhaus. Der Leistungsbeleg
von der Kreditkarte liegt noch ganz oben.“
Carina war innerlich
zusammengezuckt. Fast immer passierte ihr das bei dem Namen Vierhaus. Es war
eine Herzenswunde aus der Teenagerzeit. Walter Vierhaus, ihre erste große
Liebe. Er war deutlich älter gewesen und hatte sie ausgenutzt nach Strich und
Faden. Viel zu spät erfuhr sie, dass er außer ihr noch drei andere Freundinnen
hatte. Von allen borgte er sich Geld, aber an Rückzahlung dachte er nie.
Seinetwegen hatte Carina ihr Sparkonto geplündert — und die Scham über sich und
ihre Dummheit bis heute nicht überwunden.
Als Elke gegangen war, öffnete
sie das Schubfach neben der Kasse. Die Kreditkarten-Belege! Und ganz oben,
richtig, lag der von diesem Vierhaus. Der Vorname lautete Hans-Dieter. Sie
atmete auf. Auch diesmal nicht Walter. Es wäre die Hölle gewesen, ihm zu
begegnen.
Sie wollte die Schublade
schließen, als es ihr einfiel.
Klar doch! Vorige Woche hatte
sie das Gleiche durchlebt. Auch da ein Kunde namens Vierhaus. Der Name hatte
die Erinnerung ausgelöst. Mehr aber nicht, denn sie hatte den Kunden bedient:
einen Fremden. Doch jetzt klingelte was im Hinterkopf. Sie erinnerte den
Vornamen. Ja, das war auch ein Hans-Dieter gewesen. Er hatte ein goldenes
Feuerzeug gekauft — und ebenfalls mit Karte bezahlt.
Die Leistungsbelege waren noch
da. Sie begann zu suchen, nur um zu sehen, ob es derselbe Kunde war.
Sie fand den Beleg. Hans-Dieter
Vierhaus. Aber eine andere Unterschrift.
Beide Belege lagen vor Carina
auf dem Tisch. Ihr Blick glitt über die Kreditkarten-Nummern.
Unmöglich! Das konnte nicht
sein. Es war dieselbe Kreditkarte. Hans-Dieter Vierhaus hatte zweimal mit der
selben bezahlt, aber seine Unterschriften waren so verschieden wie Hieroglyphen
und Keilschrift. Sie versuchte, sich zu erinnern. Hatte sie seine Unterschrift
auf dem Beleg mit der auf der Kreditkarte verglichen?
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