Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Nickerchen gemacht, vermutlich in einem
Ohrensessel oder auf der Couch.
„Ich konnte nicht schlafen,
Carina“, sagte er grimmig. „Diese Hitze! Nanu, da ist ja der Herr Student.
Hallo, Frau Holik! Und ihr seid wohl die Schülerzeitungs-Reporter.“
„Volle Punktzahl, Herr
Wichmann“, sagte Tim ohne jeden Respekt. „Vielen Dank, dass wir kommen dürfen.
Selbstverständlich kriegen Sie ein Exemplar unserer Zeitung. Aber das ist erst
Ende Juli so weit.“
„Robert, was haben Sie denn da?
Das ist doch die Schachtel vom Gauguin.“
Robert trat einen halben
Schritt vor. „Das Gemälde ist drin, Herr Wichmann. Und ein ausführliches
Gutachten. Aber zunächst möchte ich mich bedanken. Dafür, dass ich für nichts
und wieder nichts Ihren Dachboden entrümpele, haben Sie meine Ehrlichkeit
angezweifelt und mir eine Falle gestellt. Ja, ich fand das Gemälde, aber keine
Erklärung dafür, dass es dort oben verstaubt. Wie auch immer — bevor ich Ihnen
diese atemraubende Entdeckung verkünde, wollte ich mich vergewissern: Ist es
echt? Ist es ein echter Gauguin? Gewissheit! Damit nicht eventuelle
Enttäuschung die atemraubende Entdeckung erschlägt. Also habe ich das Bild zu
Cornelius Plaaten gebracht, einem der renommiertesten Gutachter. Er hat Ihren
Gauguin genau untersucht — unter dem elektronischen Spektroskop. Und das
Ergebnis ist eindeutig.“
Robert machte eine Pause und
hielt an sich, um sein Grinsen zu unterdrücken. „Ich hoffe, Sie haben damals
nicht zu viel bezahlt, Herr Wichmann. Denn das Bild ist nichts wert. Es ist
kein Gauguin. Es ist entstanden in den zwanziger Jahren, also lange nach
Gauguins Tod. Sicherlich — es ist ganz in seinem Stil, eine hervorragende
Fälschung, aber eben nur eine Fälschung. Und in der Kunst will man immer das
Echte.“
Peng!, dachte Tim. Hoffentlich
kriegt Opa keinen Herzinfarkt.
Gaby, Karl und Klößchen
verzogen keine Miene. Auch Verena blieb cool. Wie sollte man sich auch
verhalten, denn die Situation war voll peinlich. Lediglich Carina gestattete
sich eine Grimasse der Erleichterung.
Albert Wichmann grinste. Sein
Hemd in die Hose stopfend, kam er die restlichen Stufen herunter.
„Robert, das wusste ich doch
längst. Vor 20 Jahren habe ich’s in Cannes einem Gutachter gezeigt. Inzwischen
schäme ich mich nicht mehr. Dem Kerl, der mich reingelegt hat, konnte ich nicht
mehr ans Leder. Er war längst überm Jordan. Nun bin ich richtig erfreut, dass
Sie so ein ehrlicher Bursche sind. Eine preiswerte Fälschung ist ja noch
leichter zu verkaufen als ein teures Kunstwerk, nicht wahr? Dass Sie trotzdem
mit dem Ding zurückkommen, spricht für Sie. Ab jetzt sind Sie mir willkommen.“
Diese Stille ist hörenswert,
dachte Tim.
Dann begann Gaby glucksend zu
lachen und alle stimmten ein.
10. Carinas
rettender Einfall
Friede, Freude, Eierkuchen!,
dachte Tim. Alle sind happy, jedenfalls fast alle. Verena streunt durch die
Villa und richtet ihren Camcorder in jede Ecke. Wir begleiten sie. Karl macht
ab und zu ein Foto von ihr — für unsere Postille — und der falsche Gauguin
hängt jetzt unten in der Eingangshalle links. Robert durfte den Nagel in die
Wand schlagen für die Fälschung. Dem alten Albert muss man lassen: Er hat ‘ne
besondere Art von Humor.
Verena war nicht happy. Trotz
der beruflichen Ausbeute merkte man ihr’s an. Sie riss sich zwar zusammen,
bedachte mit ,Ah!’ und ,Oh!’ diesen und jenen der 16 Räume in der Villa. Aber
gegen die Angstblässe in ihrem Gesicht wäre auch das dickste Make-up machtlos
gewesen.
„Sie geht seelisch auf
Krücken“, flüsterte Gaby ihrem Freund zu. „Und wir finden raus, weshalb.“
Robert und Carina hatten sich
verabschiedet. Er war vom Entrümpeln beurlaubt und Carina musste zur Arbeit, zu
ihrem Job beim Juwelier Glonke. Zurzeit sei nicht allzu viel los, hatte sie
erklärt.
„Der Juli ist kein
Geschmeide-Monat, wisst ihr. Außerdem ist die Wirtschaftslage anhaltend mies.
Die Käufer üben sich im Geiz. Glonke beschäftigt sonst fünf Verkäufer und zwei
Goldschmiede. Tempi passati (war einmal )! Jetzt sind Elke und ich das
ganze Personal. Und seit zwei Wochen teilen wir uns sogar den Tag. Elke
arbeitet vormittags, ich nachmittags.“
„Wenn die Preise unterirdisch
werden“, hatte Tim gegrinst, „komme ich mal wieder vorbei. Gaby wünscht sich
eine Perlenkette.“
„Glaub ihm kein Wort“, lachte
Gaby. „Ich will keine Perlen. Ich wünsche mir den Großmogul (schönster
Diamant der Welt, 280
Weitere Kostenlose Bücher