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Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Titel: Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und die Stimme. So urteile ich
erst mal, wenn ein männliches Wesen auf mich zukommt. Natürlich spielt auch die
Figur eine Rolle.“
    Tim grinste, war aber in
Gedanken mit dem Bild des Südosteuropäers beschäftigt. Später — als Tim bereit
gewesen wäre, sich selbst zu ohrfeigen, fragte er sich rückblickend, wieso er
so auf dem Schlauch gestanden hatte. Eine Ahnung hätte ihn beschleichen müssen,
ein grummelndes Misstrauen. Doch nichts davon! Er sah sich im Laden um,
wartete, begutachtete das funkelnde Geschmeide und stellte sich vor bei diesem oder
jenem Stück, wie es an Gaby aussehe.

12.
Treibjagd auf Sabac
     
    Der Bungalow am Ende der Straße
lag zurückgesetzt. Eine dichte Hecke umfriedete das Grundstück. Der einzige
Nachbar konnte nicht einsehen, hatte lediglich freien Blick auf die
auberginenfarbenen ( rötlich-violetten ) Dachziegel. Ihn interessierte
auch nicht, was sich tat bei Hans-Dieter Vierhaus, einem wohlhabenden
Geschäftsmann, der sich bereits mit 50 zurückgezogen hatte ins Privatleben,
Single war und Kettenraucher.
    Natürlich begegnete man sich
hin und wieder auf der Straße. Doch seit einigen Tagen hatte er Vierhaus nicht
gesehen. Allerdings hatte er Vierhaus’ Wagen gehört, einen grauen Mercedes —
wenn der Benz von der Garage auf die Straße rollte.
    Wie auch an diesem Nachmittag.
Zufällig stand der Nachbar — er hieß Wilfried Schulzgarten — an der Einfahrt.
Er sah, wie der graue Wagen auf die Straße rollte. Aber nicht Vierhaus war der
einzige Insasse, sondern ein schwarzhaariger, schnurrbärtiger Typ, den
Schulzgarten hier noch nie gesehen hatte.
    Der Mercedes schwenkte nach
links und fuhr Richtung Innenstadt.
     
    *
     
    Zeit verstrich. Tim sah auf
seine Uhr. Im Juweliergeschäft war es still. Kein Kunde. Carina saß hinten in
dem kleinen Büro und beschäftigte sich mit Papierkram. Sie war jetzt nicht mehr
nervös. Klößchen füllte einen grazilen Ledersessel von Armlehne zu Armlehne,
hatte die Augen geschlossen und döste. Karl las in einem der ausliegenden
Journale, einem Fachblatt für Goldschmiedekunst. Tim und Gaby saßen
nebeneinander auf der Zwei-Sitzer-Lederbank, die zu dem grazilen Sessel passte.
Tim hatte den Arm um seine Freundin gelegt, aber locker, denn bei der
Affenhitze draußen war körperliche Berührung schweißtreibend — auch hier im
Geschäft, wo die Klimaanlage kühlte.
    Wo bleibt der Mistkerl?, überlegte
Tim. Allmählich könnte er antanzen.
    „Wo bleibt der Kerl?“, fragte
Gaby. „Wenn er nicht bald kommt, hole ich mir ein Eis aus dem Venezia.“
    „Gute Idee!“, murmelte
Klößchen. „Bring mir bitte einen Riesenbecher Schokoeis mit.“
    „Ich habe nur noch Geld für
eine Kugel Vanille.“
    „Ich zahle doch selbst für
mich.“
    Carina, die dieses denkwürdige
Gespräch nicht verstanden hatte, rief aus dem Büro: „Ist es soweit? Kommt er?“
    „Weit und breit niemand“,
erwiderte Tim. „Wir warten hier auf Teufel komm raus und Engel komm rein — und
vielleicht kommt der Karten-Ganove erst morgen.“
    „Er wollte die Kette aber heute
abholen — sagt Elke.“
    „Auf Kriminelle ist niemals
Verlass“, murmelte Tim. Dann spürte er einen Gedanken. Aber nicht im Kopf,
sondern im Magen — auf eine mulmige Weise, die niemand sehr schätzt.
    Er nahm den Arm von Gaby und
zog sein Handy aus der Gürteltasche.
    „Wen rufst du an?“, fragte
Pfote.
    „Vierhaus.“
    „Noch mal? Warum?“
    „Ich glaube, ich bin ein
Vollidiot.“
    „Generell würde ich das nicht
behaupten“, sagte Karl, „aber du bist offenbar auf ein Fehlverhalten gestoßen —
einen Fehler deinerseits.“
    Tim hatte die
Vierhaus-Rufnummer im Kopf und wählte. Niemand meldete sich. Neuer Versuch.
Wieder nichts.
    „Verdammte Sch... ande!“ Tim
klappte sein Handy zu. „Warum fällt’s mir erst jetzt auf?! Vierhaus hat mit
Akzent gesprochen. Nur ein schwacher Akzent in flüssigem Deutsch. Aber zu
diesem Akzent könnte ich mir — jetzt leider erst — einen großen, derben Typ
vorstellen mit schwarzem Haar, Schnurrbart und Windpockenhaut. Glimmende Augen
sowieso. Amigos, ich habe das verdammt ungute Gefühl, dass ich vorhin mit dem
Ganoven gesprochen habe. Gesprochen? Wenn’s wirklich so ist, dann habe ich ihn
in geradezu komplizenhafter Weise gewarnt.“
    „Aber wieso denn?“, rief
Carina. Sie war aus dem Büro gekommen.
    Tim hob die Schultern, während
er aufsprang. „Keine Ahnung. Für den Zusammenhang fehlt noch der Durchblick.
Mein Instinkt hatte Hitzefrei.

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