Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Gauguin wert?“
„Hm. Hängt ab von der Qualität
des Bildes. Auch von der Größe. Ist es ein Highlight des Künstlers oder eher
eine Fingerübung. Grob geschätzt — also, so zwischen 100.000 und 200.000 Euro.“
Tim nickte. „Viel Kohle.
Trotzdem! Kein normaler Kunststudent, der an seine Zukunft glaubt,
kriminalisiert sich deshalb. Außerdem würde das Geld nicht reichen für einen
luxuriösen Lebensabend als Frührentner auf Hawaii. Noch mehr wiegt: Robert
könnte Carina nicht mitnehmen. Und dich, Carina“, er grinste, „würde man nicht
mal für einen Rembrandt aufgeben. Deshalb glaube ich nicht, dass ein Verbrechen
dahinter steckt.“
„Sondern?“, fragte Gaby etwas
spitz, denn das Kompliment für Carina schien ihr zu dick aufgetragen.
Tim hob die Schultern.
„Vielleicht wissenschaftliches Interesse. Und er wird deinen Opa, Carina, mit
einer Expertise ( Gutachten ) überraschen.“
Carina nickte heftig.
Die Türglocke ertönte.
Carina blickte durch ein
Seitenfenster.
„Es ist Robert!“, kreischte
sie.
Nicht zu fassen, dachte Tim,
Carina zittert wie Sülze.
*
„Todesangst!“, sagte Vonlipp.
Mit einer Hand strich er sich über seinen rasierten Schädel. „Damit erreichst
du alles. Das habe ich im Knast gelernt, Josip. Bereite jemandem Todesangst —
und er wird tun, was du willst. Egal was du willst.“
Josip Zivinice nickte. Sein
Gesicht war schmal und gebräunt — mit hakenförmigem, spitzem Kinn. Über der
gelichteten Stirn ließ er sich eine braune Matte wachsen, in die blonde
Strähnchen eingefärbt waren. Er trug teure Klamotten. Seine Sonnenbrille hatte
spiegelnde Gläser. Und er fuhr einen schwarzen Porsche — meistens zu schnell.
„Ich war glaubwürdig“, grinste
Vonlipp mit Knochengesicht. „Verena hat gedacht, ich würde sie umbringen. Die
war sowas von fertig. Ist auf die Knie gefallen, hat um ihr Leben gefleht. Und
ich habe den Psycho gemimt, dem alles egal ist, der nur noch seine Rache will.“
Zivinice grinste und trank
einen Schluck Bier aus der Flasche. Sie saßen in Vonlipps Wohnung. Zwei Räume,
Küche, Bad — alles fast leer. Nur ein paar Möbel vom Flohmarkt. Kein Telefon.
Aber Vonlipp hatte ein teures Handy neuster Technik.
„Als sie merkte, dass ich mit
mir reden lasse, Josip, hat sie geheult vor Erleichterung. Und hat
eingewilligt.“
„Spielt sie ehrlich?“
„Garantiert. Sie weiß, dass
ihre Gesundheit sonst nichts mehr wert ist. Ich habe ihr klar gemacht, dass ich
nur der vorgeschobene Vermittler bin. Hinter mir steht eine Organisation:
Draculas Erben, die ultraharten Raubzügler vom Balkan. Typen, denen jedes
Mittel Recht ist. Nur Beute interessiert. Nur das Beste vom Besten.“
„Von unseren Fischzügen, den
Einbrüchen, stand ja genug in der Zeitung.“
Vonlipp nickte. „Sie wusste
Bescheid, wusste gleich, wen ich meine.“
„Wie hast du erklärt, dass du
Kontakt zu uns hast. Du bist ja kaum raus aus dem Knast.“
„Da konnte ich ganz ehrlich
sein — wie’s sich ja wirklich abgespielt hat. Auch im Knast hat man
Verbindungen nach draußen und kriegt für die bevorstehende Entlassung Aufträge
von den richtigen Leuten. Mein Auftrag ist, für euch auszubaldowem, zu
erkunden, wo die Superbeute zu holen ist. Die richtigen Tipps, also. Und weil
ich natürlich wusste, dass sie sich einen Job als Location-Scout aufgebaut hat,
ist sie ein Glücksfall für mich. Sie kommt in die Häuser. Sie hat Einblick. Sie
sieht, wo die privaten Kunstschätze sind, die teuren Gemälde, die edlen Waffen,
die Raritäten der Kunstsammler. Tja, und Verena spurt, wie du ablesen kannst am
Ergebnis der letzten Nacht. Ohne ihren Hinweis hättet ihr die Holland
& Holland-Büchse niemals erbeutet.“
„Gut. Und so geht es
hoffentlich weiter. Mich wundert nur, dass sie keine Provision verlangt, keine
Beteiligung.“
„So stehen wir nicht
miteinander, als dass sie irgendwas verlangen könnte. Sie rettet ihr Leben,
glaubt sie. Und das ist mehr wert als ‘ne Provision.“
„Damit die Bullen keinen
Zusammenhang wittern, werden wir nicht nur dort einbrechen, wo sie’s empfiehlt.
Auch woanders — als Ablenkung.“
„Super. Noch ‘n Bier?“
„Nee. Ich muss fahren.
Hoffentlich haben mir diese Reporter-Kids nicht den Wagen zerkratzt!“
„Wenn er ‘nen Kratzer hat,
kaufst du dir einen neuen. Da fällt mir ein: Woher wussten die eigentlich von
mir und meiner Entlassung?“
„Du hast gefragt, aber dieser
Bursche — wie hieß er doch? Peter Carsten?
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