Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
sie durch die nächtliche Stadt radelten. „Einzelheiten über
das Wie, Was, Warum wird dein Vater, Gaby, im Verhör aus ihnen rausholen. Uns
steht das wichtigste Gespräch noch bevor — nämlich mit Verena. Wenn unsere
Vermutung zutrifft und sie tatsächlich als Informantin mitgemacht hat, müssen
wir uns was einfallen lassen. Ich meine, damit sie noch ein paar Pluspunkte auf
die Reihe kriegt und nicht zu schwer bestraft wird.“
„Schade, dass wir Nachtwähr
nicht fragen konnten“, sagte Karl. „Und dass Vonlipp so verbockt war. Der hat
ja die Zähne zusammengepresst, als wollte er nie wieder reden. Aber man konnte
merken, Tim, dass er ganz schön gebügelt war, als du ihn nach Draculas Erben
und Verenas eventueller Verstrickung gefragt hast.“
Tim nickte. „Den werden sie
lange verhören müssen. Da fällt mir ein. Wir sollten Verena anrufen und
ankündigen, dass wir nachher noch zu ihr kommen. Wahrscheinlich nach
Mitternacht.“
„Wird wieder ein verdammt
langer Tag.“ Klößchen gähnte wie ein Löwe, spuckte dann wild und bekam einen
Hustenanfall. „Kruzitürken! Mir ist ein Nachtfalter zwischen die Zähne
geflattert.“
„Du hast ihn doch nicht etwa
gebissen!“, rief Gaby, die Tierfreundin.
„Gebissen? Verschluckt!“
„Schande! Eines Tages frisst du
noch einen Schmetterling. Zum Schutz der Motten und Nachtfalter verpflichte ich
dich, beim Gähnen die Hand vor den Mund zu halten. Wie alle Tierfreunde. Klar?“
„Dass ich fast erstickt wäre,
zählt wohl gar nicht?!“
„Dich hätten wir gerettet.“
Versöhnlich klopfte ihm Gaby auf den Rücken.
Sie befanden sich gerade in
einer Bus-Halte-Bucht. Weit und breit war kein Mensch. Tim benutzte sein Handy
und rief Verena an.
Sie meldete sich mit
Heuschnupfenstimme. Dann merkte er, dass sie weinte.
„Äh... Verena, Sie haben schon
mit Kommissar Glockner gesprochen?“
„Ja, Tim. Er hat mich eben
angerufen. Ich weiß jetzt Bescheid und ihr... wart ja mitten drin.“
„Dass die beiden Mistkerle
Ihren Freund niedergemacht haben, konnten wir nicht verhindern. Das war schon
passiert.“
„Ich weiß.“ Sie schluckte.
„Jetzt ist alles vorbei. Der Traum von einem neuen Leben, einem Neuanfang mit
dem geraubten Geld in Amerika. Bert kann wegen dem Verbrechen von damals nicht
noch mal verurteilt werden. Er hat seine Strafe verbüßt. Dass einer von beiden
— er oder Vonlipp — das Geld haben musste, war ja klar. Aber jetzt bin ich an
der Reihe. Natürlich habe ich gewusst, dass Bert das Geld hat. Deshalb ist er
ja getürmt, deshalb hat er seinen Tod vorgetäuscht. Und ich sollte nachkommen
in spätestens zwei Jahren. Der Traum ist nun ausgeträumt und ich muss mich
verantworten als Mitwisserin.“
„Ich denke mal“, sagte Tim
lahm, „in dieser Sache werden Sie milde Richter finden. Es spielt zuviel Liebe
mit. Bei mir“, er lachte hohl, „hätten Sie mildernde Umstände. Trotzdem,
Verena, müssen sich TKKG noch mal mit Ihnen unterhalten. Am besten noch bei
Dunkelheit. Denn die Nacht ist ja ohnehin kaputt. Bei Ihnen könnte das
Sandmännchen vermutlich säckeweise eine Düne anschleppen — ohne Erfolg zu
haben. Und TKKG sind auch noch ganz munter.“
„Aha.“ Ihre Stimme klang
plötzlich gespannt. „Und worüber unterhalten wir uns? Über meinen Job?“
„Nicht direkt. Obwohl er dabei
eine Rolle spielt. Aber es ist nichts fürs Telefon. Besser, wir kommen zu
Ihnen.“
„Na gut. Jetzt gleich?“
„Vielleicht etwas später.“ Tim
grinste seine Freunde an. „Wir müssen erst noch einen Anruf abwarten.“
„Ich bin zu Hause. Heute Nacht
läuft sowieso alles an mir vorbei.“
„Danke. Wir klingeln dann. Und
im Treppenhaus sind wir leise wie... wie Einbrecher.“
24. Verenas
Geständnis
Bei den Viersteins im
Gartenhaus standen zwei Feldbetten, eine Gartenliege und eine durchgelegene
Bettcouch. Karls Mutter hatte anstelle von Schlafsäcken weiße Bettbezüge
vorbereitet. Sie dufteten nach einem Waschmittel, das wiederum Flieder als
Duftnote anstrebte. Als Betthupferl warteten auf jedem Kopfkissen ein
vollreifer Pfirsich — und auf dem weißen Gartentisch lag ein Zettel. Karls
Mutter, die immer früh ins Bett geht, wünschte allen eine gute Nacht, teilte
außerdem mit, im Bad — natürlich drüben in der trutzigen Villa — seien
Handtücher und Waschlappen für die Gäste.
„Eine Dusche könnte ich
vertragen“, meinte Gaby und setzte sich auf das Feldbett unterm Fenster. „Der
Tag war lang und wiedermal
Weitere Kostenlose Bücher