Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
ein Versteck hinter
Büschen aus. Von dort konnten sie Haus und Grandstück überschauen, denn die
Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt. Karl erspähte Gartenmöbel
und die Jungs schleppten vier Stühle heran. Eine Weile unterhielten sie sich
flüsternd. Nur einmal fuhr ein Wagen vorbei auf der Heppentaler Allee. Gaby saß
dicht neben Tim, schmiegte den Kopf an seine Schulter und wurde schläfrig,
gestützt von seinem Arm. Karl zählte die Sterne am Himmel, kam mehrmals durcheinander
und gab schließlich auf. Klößchen brummelte, der Stuhl sei ihm unbequem. Er
legte sich ins Gras, das noch nicht feucht war vom nächtlichen Tau. Als Tim auf
die Uhr sah, war es vier Minuten nach zwei. Dann wurden auch ihm die Lider
schwer.
25. Sie
kommen im Morgengrauen
Später an diesem Tage waren
alle beschämt. Und fragten sich, welche Sorte von Schlafpillen sie betäubt
hatte. Es konnte nur ein ziemlich starkes Kaliber gewesen sein. Aber TKKG
hatten keine Schlafpille geschluckt und der bleierne Tiefschlaf in unbequemer
Position war wohl eher zurückzuführen auf einen langen, anstrengenden Tag ohne
Pausen.
Tim wurde wach von irgendwas.
Wusste erst im zweiten Moment, wo er war. Ringsum graute der Morgen. Es wurde
hell — so hell wie es an einem strahlenden Sommertag um 4.04 Uhr nun mal ist.
Die Vögel in den Gärten der Heppentaler Allee jubilierten aus voller Kehle.
Offenbar wollte jeder den gefiederten Nachbarn mit seinem Morgenlied
übertrumpfen. Blüten dufteten.
Tims Blick fiel auf seine
Freunde. Gaby, Karl und Klößchen lagen auf dem kurzen dichten Rasen. Der
Zustand: Tiefschlaf. Gaby lag auf der Seite, hatte das obere Bein angewinkelt und
den Kopf in beide Arme gelagert. Ihre goldblonde Mähne breitete sich aus. Tims
— noch total sauberes — Stofftaschentuch lugte seitlich unter der Mähne hervor
und Tim entsann sich, dass er im Laufe der Nacht — so gegen drei Uhr — diese
Art von Kopfkissen für Gaby hingebreitet hatte. Ihr war’s zu unbequem geworden
auf dem Gartenstuhl.
Wann Karl sich ausgestreckt
hatte — in Rückenlage — , wusste Tim nicht. Karls Brille war mit einem Bügel
vorn in sein T-Shirt gehängt. Klößchen schnarchte. Allerdings so verhalten,
dass er den Gesang der Vögel nicht störte.
Tim saß, nein, hing noch auf
seinem Gartenstuhl, die Beine weit ausgestreckt, den Nacken auf der
Rückenlehne. Tim fühlte schmerzhaft sein Kreuz.
In diesem Moment fiel ihm ein,
was ihn geweckt hatte.
Motorengeräusch.
Er rieb sich die Augen, spähte
dann durch die dicht belaubten Zweige der Büsche, hinter denen sie sich
versteckten.
Vom war das Tor der Einfahrt
geöffnet. Ein massiger Lkw, ein Transporter mit festem Laderaum, schob sich
rückwärts herein, wurde eingewiesen von zwei Typen, die auf dem Hof standen.
Der Lkw sah modern aus und war rot lackiert.
Rückwärts also rollte er in
Richtung der Doppelgarage und des Geräteschuppens daneben. Der Schuppen war
eigentlich kein Schuppen, sondern ein massives Gebäude aus Backsteinen. Es
passte zur Villa, war natürlich aus derselben Entstehungszeit und hatte nur
zwei kleine, stabil vergitterte Fenster. Der Eingang war ein zweiflügeliges Tor
aus dicken Eichenbohlen.
Tim wusste: In diesem Schuppen
— Wichmann nannte ihn so — befand sich die wertvolle Bertone-Karosserie, dieses
Unikat von 1950.
Sie sind da!, dachte Tim und
sein Puls erhöhte die Schlagzahl. Draculas Erben sind da. Unsere Vermutung war
richtig.
Etwa 20 Meter vor dem Schuppen
hielt der Lkw. Der Motor wurde ausgeschaltet und die beiden Hälften der Hecktür
gingen auf.
Tim traute seinen Augen nicht.
Sieben Typen, die sich auf einem Steckbrief gut ausmachen würden, sprangen
heraus. Keiner war maskiert. Fast alle hatten gewaltige Schnauzbärte. Zusammen
mit den beiden Einweisern standen jetzt neun Einbrecher hinter dem Lkw. Als
zehnter gesellte sich der Fahrer dazu, ein Fleischberg mit einem Schädel wie
ein Granitblock, auf dem schwarze Wolle klebt. Offenbar war das der Boss, denn
alle Blicke richteten sich auf ihn und alle Ohren hörten seine Anweisungen. Das
Gemurmel drang verzerrt bis hierher, aber Tim hätte auch aus der Nähe nichts
verstanden, kann nämlich keinen Brocken Rumänisch.
Immerhin deutete der Boss jetzt
mit ausgestreckter Hand und Tim folgte der Richtung mit dem Blick. Im richtigen
Moment. Der Boss wies zwar nicht direkt zur Hintertür der Villa — denn die
konnte er nicht einsehen — , aber dort, wo auch ein paar Steinfiguren
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