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Draculas Fluch

Draculas Fluch

Titel: Draculas Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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Doppellandschaft, die er von Mal zu Mal abschätzen mußte, indem er jeweils das eine oder das andere Auge zukniff und somit immer eine der Landschaften und deren Besonderheiten aus seinem Denken ausschloß.
    Immer nur echten Boden unter den Füßen erhaltend, stieg Cam immer höher. Die Stürme zerrten an seinen Kleidern, die Schneemassen, die aufgewirbelt wurden, verbargen seinen Weg.
    Zum Glück hatten die Soldaten des Zauberers auch keine bessere Sicht als er. Zweimal hatte er schon die Magnum hochreißen und einen Schuß abgeben müssen, weil keine fünf Meter von ihm entfernt ein Soldat wie aus dem Boden gewachsen aufgetaucht war. Bei einem drittenmal hatte er sie dazu benutzt, seinem Gegner den Schädel einzuschlagen, denn der Schuß, den er hatte abgeben wollen, hatte den Lauf nicht verlassen. Die Waffe war durch die sibirische Kälte funktionsunfähig geworden. Er hatte sie dann in den Rucksack gesteckt, um wenigstens die Hand freizuhaben.
    Und er sollte sie brauchen, seine Hände. Je weiter er in die höheren Regionen des Gebirges vorstieß, desto zahlreicher wurden die Soldaten. Zum Glück konnte er Gruppen von mehreren aus dem Weg gehen. Die ersten zwei Soldaten, auf die Cam stieß, waren so überrascht, ihn plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen zu sehen, daß sie nicht einmal dazu kamen, sich zu wehren. Der eine bekam einen steifgefrorenen Lederhandschuh an die Schläfe, der andere einen stahlharten Schlag an die Luftröhre. Die nächsten zwei wurden von den Lanzen der ersten beiden durchbohrt. Und so kämpfte sich Cam seinen Weg nach oben. Nur zweimal wurde er vom Feind zuerst gesehen.
    Beim erstenmal kam der Angriff direkt von oben. Cam befand sich gerade auf einem Eisvorsprung, als über ihm eine dunkle Bewegung das Weiß des Schnees störte. Er fuhr herum, um den ersten Soldaten, der sich auf ihn fallen lassen wollte, mit der Lanze aufzuspießen. Der zweite jedoch riß ihn zu Boden. Er kam mit dem Rücken auf dem Eis auf, machte eine Rolle und war im Bruchteil einer Sekunde wieder auf den Beinen. Er schlug den Gegner nieder, bevor dieser das Schwert ziehen konnte.
    Der zweite Angriff hätte tödlich sein können. Er kam von schräg oben. Cam hörte erst ein Keuchen, und fast im selben Augenblick wollte sich der Gegner, den Cam immer noch nicht sehen konnte, auf ihn stürzen. Er konnte ihn deshalb nicht sehen, weil er sich nicht vom Schnee abhob.
    Es war ein Yeti.
    Zeit zum Denken blieb keine. Cam mußte handeln. Instinktiv ließ sich Cam auf das rechte Knie fallen und trieb dem Ungeheuer ein Schwert in die Brust. Mit seiner ganzen Kraft riß er den Griff gleichzeitig nach oben und warf den aufgespießten Yeti über die Schulter. Das Monster landete an einem Steilhang, rollte nach unten und hatte sich schon nach kurzer Zeit in eine Lawine verwandelt.
    Mit zunehmender Höhe fiel Cam das Atmen schwer. Er überlegte, ob er den Sauerstoff an die Maske anschließen sollte, beschloß aber schließlich, doch noch zu warten. Vor allem deshalb, weil seine Gedanken um einen anderen Punkt kreisten.
    Das Wetter schien sich zu ändern. Es kamen Flauten auf. Wo die Luft vor ihm in einem Moment noch von Schneegestöber erfüllt gewesen war, war im nächsten Moment alles klar und windstill.
    Cam ließ sich flach auf den Boden fallen. Nicht ein Muskel seines Körpers bewegte sich, nur seine Augen gingen hin und her.
    Und dann blieb ihm fast das Herz stehen.
    Er befand sich am Rand eines Abgrunds. Wenn er auch nur noch einen Schritt getan hätte, wäre er Tausende von Metern in die Tiefe und damit in den Tod gestürzt.
    Cams Blick ging nach oben, und er hielt den Atem an. Er war nur noch knappe zehn Meter vom Gipfel entfernt — vom Dach der Welt.
    Und auf dem Gipfel standen zwei Gestalten.
    Dracula und der Mongole!
    Das Heulen des Windes dröhnte wieder in Cams Ohren, aber der Schnee um ihn herum wurde nicht aufgewirbelt. Die Sicht zwischen ihm und dem Gipfel war klar. Dem Gipfel oder der Zinne – je nachdem, welches Auge er zukniff. Wenn er nur das linke schloß, sah er, daß auch er selbst auf einer Zinne stand, deren Rand nur einen halben Meter vom echten Rand einer Eisplatte entfernt war. Mit klopfendem Herzen wartete Cam darauf, daß der Schnee wieder aufgewirbelt wurde.
    Und dann hatte er plötzlich begriffen.
    Der Schnee würde nicht aufgewirbelt werden, zumindest nicht der Schnee um ihn herum. Direkt hinter ihm tobten die Stürme. Es war nirgends eine Flaute aufgekommen. Die Stürme hatten sich keine

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