Dragon Dream (epub)
lange vorüber. Seit Fearghus eine menschliche Gefährtin hatte und ihre Königin der Verrückten Hexe von Garbhán die Treue aller Drachen zugesprochen hatte, wäre es geschmacklos gewesen, mit ihnen zu spielen.
Abgesehen davon wusste er, dass Talaith das überhaupt nicht schätzen würde. Und das reichte aus, um sich nicht in die Sache hineinziehen zu lassen.
»Leider, kleine Schwester, wird das nicht möglich sein.«
Die Schnute kehrte zurück. »Oh?«
Er sah die drei Männer an. »Vielleicht ein andermal.«
Keita nahm ihn am Arm. »Würdet ihr uns bitte einen Moment entschuldigen, Gentlemen?« Ohne sich die Mühe zu machen, auf ihre Antwort zu warten, zog sie ihn weg. »Du hast dich verändert, Bruder.«
»Eigentlich nicht. Wir müssen alle irgendwann einmal erwachsen werden.«
»Warum? Ich bin erst hundertneunzig Winter alt. Ich habe noch Jahre Zeit, bis ich so langweilig wie Fearghus und Morfyd werden muss.«
Lachend beugte sich Briec hinunter und küsste seine Schwester auf die Stirn. »Sei aber vorsichtig, du Gör. Du spielst zu oft mit dem Feuer.«
»Wir sind doch das Feuer, Bruder!« Sie tätschelte ihm die Brust und schlenderte davon, aber als sie die Männer erreicht hatte, wirbelte sie noch einmal zu ihm herum. »Soll ich Daddy gegenüber erwähnen, dass ich dich getroffen habe?«
Nur Keity nannte Bercelak den Großen, einen der gefürchtetsten Drachen in dieser – und übrigens auch jeder anderen – Gegend »Daddy«. Und sie war auch die Einzige, der er das durchgehen ließ.
»Nein.«
Nickend erwiderte sie: »Das dachte ich mir.«
Sie ging weiter, und die Ritter folgten ihr wie gut abgerichtete Hunde.
Der Wind nahm wieder etwas zu, und Briec wusste, dass ein neuer Sturm aufzog. Er wollte zurück zu Talaith. Wollte ihr schönes Gesicht sehen und vielleicht einen neuen Streit anfangen über … er hielt kurz inne, um zu überlegen. Ah ja. Das Obst. Sie hatte bestimmt das ganze Obst aufgegessen.
Er zuckte die Achseln. Das würde genügen für einen ordentlichen Streit.
Sie sah zu der Göttin auf, die jetzt seit sechzehn Jahren der Fluch ihrer Existenz war. Sie hasste Arzhela, die Göttin des Lichts, der Liebe und der Fruchtbarkeit. Talaith hasste diese Schlampe für das, zu was sie sie gezwungen hatte und für das, was sie noch für sie tun musste. Talaith hasste sie dafür, dass sie sie von ihrem Volk fortgeholt und in jenem Dorf ausgesetzt hatte, wo sie immer eine Außenseiterin geblieben war.
Aber wofür sie diese miese Göttin am meisten hasste war, dass sie ihr die Tochter genommen hatte.
»Du hast mich gerufen, Göttin?«
Gebadet in goldenem Licht, den goldenen Kopf mit einem Kranz aus goldenen und weißen Blumen geschmückt, lächelte die Göttin zu ihr herab. »Du sagst das immer so höhnisch, mein liebes Mädchen.«
»Ach ja? Das hatte ich gar nicht bemerkt.«
Talaith sah die Göttin nicht länger an. Sie fürchtete, was ihre Augen verraten konnten. Also starrte sie auf ihren Hals. Er war glatt, blass und lang, und Talaith träumte davon, ihn mit ihrem Dolch aufzuschlitzen.
»Natürlich hast du das bemerkt«, stellte Arzhela fröhlich fest. Die Göttin sah immer fröhlich und munter aus. Das verbarg die dunkle Seele dahinter. »Aber das spielt keine Rolle für mich. Denn deine Zeit naht heran.« Sie klatschte in die Hände. »Und ich bin so aufgeregt!«
»Ja, Göttin.«
Arzhela schmollte. »Du klingst nicht aufgeregt.«
Grausames, herzloses Miststück!
»Was immer dir Freude bereitet, Göttin, bereitet auch mir Freude.«
»Da ist schon wieder dieser Tonfall!«, bemerkte sie munter, aber ohne eine Spur von echtem Humor. »Wie dem auch sei, alles fügt sich zusammen, wie ich es geplant habe.«
Talaith blickte finster, den Blick immer noch auf die Kehle der Schlampe gerichtet. »Wie bitte, Göttin?«
»Nun, deine Anwesenheit hier. Hast du wirklich geglaubt, ein Drache würde dich wollen?«
Arzhela wollte Talaith glauben machen, Briec sei eine ihrer vielen Schachfiguren, wie ihre Priesterinnen und Lord Hamish, der Talaiths Tochter all die langen Jahre in seiner Burg gefangen hielt – um so sicherzustellen, dass sie zwar nahe, aber doch so weit weg von ihr war. Doch Talaith wusste, dass Arzhelas Macht nicht über die Menschen hinausreichte. »Wenn ich eines weiß, dann, dass du keine Macht über die Drachen hast. Vor allem nicht über diesen.«
Talaith hörte das kehlige Zischen schon eine Sekunde, bevor die Göttin sie mit ihrer Magie hochhob und sie gegen die
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