Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
Sie beugte sich ein wenig vor, die Hände verschränkt. »Stimmt es, dass ihr ohne Rüstung in die Schlacht zieht … und ohne Waffen?«
Éibhear lehnte sich zurück. »Was?«
»Nackt? Nur mit euren Krallen?«
»Warte, warte, warte.« Éibhear rieb sich das Gesicht. »Wir sind Krieger, Izzy. Nicht verrückt.« Ihr Götter, was hatten seine Brüder ihr erzählt? »Wir tragen leichte Panzerung, je nach Weisung, manchmal auch gar keine Rüstung. Aber wir sind immer bewaffnet. Mehr bewaffnet als alle anderen, die ich kenne.«
»Und ihr trinkt das Blut eurer Feinde? Und tragt ihre Köpfe als Totems?«
»Nein! Was haben meine Brüder dir erzählt?«
»Um genau zu sein, stammt der letzte Teil von Celyn.«
Éibhear verdrehte die Augen. »War ja klar.«
»Stimmt es nicht?«
»Die Mì-runach haben über die Jahrhunderte einen weiten Weg hinter sich gebracht.«
»Und das bedeutet …?«
»Wir trinken weder das Blut unserer Feinde noch tragen wir ihre Köpfe als Totems … heutzutage nicht mehr. Und ich habe nie irgendetwas dergleichen getan.«
Sie verengte die Augen, als sie ihn musterte. »Beschmiert ihr euch mit dem Blut eurer Feinde?«
»Manchmal«, blaffte er genervt, »aber ich will nicht darüber reden. Ich kann nicht darüber reden. Es gibt ein paar heilige Riten, die wir immer noch durchführen und die dich nichts angehen. Genauso wenig wie meine Brüder.«
»Hmmm.« Sie dachte kurz nach. »Na gut.«
»Hör mal, Izzy, wir sind das, was man eine … Spezialeinheit nennt. Wir gehen rein, normalerweise im Schutz der Nacht, und töten entweder jemand Bestimmten oder so viele feindliche Soldaten, wie wir können. Wie du dir vorstellen kannst, wären eine volle Drachenrüstung oder auch eine Menschenrüstung nicht sehr nützlich für uns. Also schützen wir unsere wichtigsten Teile, bewaffnen uns bis an die Zähne und tun das, was wir am besten können.«
»Dann ist das ein guter Job für dich«, sagte sie nach einem Augenblick des Schweigens.
»Was meinst du damit?«
»Weil du ein Chamäleon bist, dich in der Dunkelheit und auch tagsüber bewegen kannst, ohne entdeckt zu werden, nicht wahr? Aber diese ganze Rüstung macht Lärm, was dem Zweck widersprechen würde, mit der Umgebung zu verschmelzen.«
Schockiert stammelte Éibhear: »Warte … was willst du … Ich weiß nicht, was du …«
Sie wischte den Versuch seiner Lüge beiseite. »Ich weiß es, Éibhear. Ich habe es immer gewusst.«
»Woher? Wer hat es dir erzählt?«
»Niemand. Ich kann dich sehen.«
»Warte.« Éibhear holte verwirrt Luft. »Was meinst du damit, du kannst mich sehen?«
»Ich kann dich sehen. Ich konnte dich immer sehen.« Sie kicherte. »Beim ersten Mal dachte ich, du wärst verrückt. Du bist herumgeschlichen und um alle herumgegangen. Du hast absolut irre ausgesehen. Aber dann wurde mir klar, dass die anderen dich nicht ignorierten … sie konnten dich nicht sehen. Ich schon. Aber keine Sorge«, fügte sie hinzu. »Ich habe es nie jemandem erzählt. Weder von dir noch von Gwenvael.«
»Gwen … Gwenvael ist ein …«
»Oh, Mist. Das wusstest du nicht?«
»Weiß er, dass du es weißt?«
»Nein. Und bitte sag es ihm auch nicht.«
»Warum?«
»Es würde Dagmar nur in Verlegenheit bringen.«
»Warum sollte es … oooh.« Er machte sich nicht die Mühe, seinen Ekel zu verbergen. »Er macht Dinge mit ihr, wenn keiner ihn sehen kann, oder?«
»Sie haben da ziemlich was am Laufen. Das willst du gar nicht wissen.«
»Nein, wirklich nicht.«
»Aber«, sagte sie, plötzlich lächelnd, »er liebt sie wirklich. Es ist so süß!«
»Iiiks.«
»Iiiks? Ist das überhaupt ein Wort?«
»Ist es nicht. Aber ich glaube, es umschreibt meinen Ekel ganz gut.« Er zeigte auf die immer noch ungeöffneten Flaschen Bier. »Dessert?«
»Ist das der nächste Schritt in deinem großen Plan, mich zum Reden zu bringen? Mich betrunken zu machen?«
»Bei anderen Menschen hat es schon funktioniert.«
»Éibhear«, sagte sie, als sie ihm den Becher abnahm. »Ich habe Tante Ghleanna unter den Tisch getrunken.« Sie hob zwei Finger. »Zweimal.«
»Oh.« Éibhear stellte seufzend die Flasche ab. »Onkel Addolgar?«
Sie schüttelte den Kopf. »Kann nicht mit mir mithalten. Er hat mir immer noch nicht verziehen, dass ich ihm damals ›Ich liebe Menschen‹ auf die Stirn geschrieben habe, als er ohnmächtig wurde.«
Éibhear lachte, ein Laut, den Izzy schon ewig nicht mehr gehört hatte. »Das kann ich ihm nicht verdenken!«
Sie stimmte in das
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