Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
fallen. »Aber du hast wahrscheinlich recht. Sie hasst die Westlichen Reiter und ihre Pferdegötter.« Die Nomadenstämme des Westens waren viele Jahre der Fluch von Annwyls Leben gewesen. Sie waren hauptsächlich Sklavenhändler, die schwache, schlecht geschützte Städte angriffen und Kinder und die schwächeren Männer und Frauen entführten, um sie den Sovereigns zu verkaufen. Annwyl hasste Sklaverei jeder Art, was sie zu einer Feindin der Reiter machte. Eine sehr verhasste Feindin.
»Sie haben versucht, die Zwillinge und Rhi umzubringen, als wir alle im Krieg gegen die Eisendrachen und Sovereigns waren«, erinnerte Éibhear sie.
»Stimmt. Und alle, die etwas damit zu tun hatten, wurden durch Annwyls Schwert und Wut von dieser Welt gefegt, als sie nach Garbhán zurückkam.«
»Ich glaube, deine Axt war auch beteiligt.«
»Na ja, ich war ihr Knappe. Ich konnte sie nicht allein kämpfen lassen.«
»Wann tust du das je?« Er gab ihr das Dokument zurück. »Essen ist fertig.«
»Ja, gut.« Sie warf einen Blick auf die anderen Papiere, die sie beiseitegelegt hatte. »Ich glaube, die nehme ich auch mit.« Sie schob sie zusammen und steckte sie in ihre Reisetasche. »Nur zur Sicherheit.«
Izzy folgte Éibhear zurück in den Saal, blieb aber auf einmal stehen und schloss die Augen. »Ihr Götter … das riecht wundervoll!«
»Ich musste mich mit Wildschwein begnügen. Es gab kein Lamm.«
»Ich habe solchen Hunger, das ist mir egal.«
»Und keinen Wein. Ich habe überall gesucht.«
»Oh, ich weiß, wo der ist. Er versteckt ihn.«
»Versteckt ihn? Vor wem?«
Als sie ihn mit offenem Mund anschaute, nickte er. »Natürlich, klar. Vor seinen eigenen Sprösslingen.«
Izzy ging zu dem Schrank, der tief in Brams Bibliothek verborgen war, wo er Kisten mit Wein und Bier aufbewahrte. Sie zog heraus, was ihr am Interessantesten aussah. Als sie zurückkam, stand das Essen auf dem Tisch und im Kamin brannte Feuer. Éibhear hatte außerdem Teller und Besteck herausgeholt und ihre Stühle über Eck an den Tisch gestellt.
»Ist das in Ordnung für dich?«, fragte sie, denn sie vermutete, dass der Königssohn mehr von Wein und Bier verstand als sie.
Éibhear nahm ihr die zwei Flaschen ab und blies den Staub herunter. Als er das Siegel sah, riss er die Augen auf. »Ihr Götter, Izzy! Das ist von meinem Großvater!«
»Ailean?«
»Das können wir nicht nehmen. Das ist wahrscheinlich alles, was Bram hat.«
»Du meinst, abgesehen von all den Kisten, die er im Schrank in der Bibliothek aufbewahrt?«
»Er hat kistenweise Bier meines Großvaters?«
»Aye.«
»Dieser geizige Mistkerl! Ist ihm nie in den Sinn gekommen zu teilen?«
Izzy nahm die Flaschen wieder und stellte sie auf den Tisch. »Mit dir anscheinend nicht.«
»Das kann man nicht beim Essen verschwenden«, sagte er, schob die Flaschen von den Tellern weg und zog eine Karaffe Wasser heran.
»Wenn es nicht zum Essen gedacht ist, wofür dann?«
Éibhear grinste. »Als Dessert.«
»Hast du mit Talwyn gesprochen?«
Talaith schaute ihre Freundin an. Annwyl war in letzter Zeit so still. Das sah ihr nicht ähnlich. Nicht dass sie eine laute Königin war. Aber so ruhig war sie auch nicht. So abwesend. Es war, als warte sie auf den nächsten Schlag.
Und vielleicht hatte sie mit diesem Gefühl auch recht. Auch wenn Talaith ihre eigenen Sorgen um ihr Kind hatte – die Kyvich gehörten nicht dazu. Da sie seit Anbeginn der Zeit Todfeinde der Nolwenn-Schwestern waren – zumindest hatte man ihr das von Geburt an gesagt –, tolerierten die Kyvich die Anwesenheit ihrer Tochter, warben sie aber nicht an.
Allerdings hatte die Anführerin der Kyvich-Einheit in den letzten Jahren manchmal Rhi beobachtet. Nicht wie sie Talwyn beobachtete, mit purer Berechnung. Nein, wenn es um Rhi ging, sah Talaith Sorge im harten Gesicht der Kommandeurin. Die noch schlimmer wurde, je offensichtlicher Rhis Macht wurde.
Ásta sah Rhi als Bedrohung, da war sich Talaith sicher. Noch ein Grund, warum Talaith zu glauben begann, dass es vielleicht die beste Lösung für alle wäre, ihre junge Tochter in den Süden zu schicken.
»Worüber gesprochen?«
»Über ihre Beziehung mit dieser Kyvich-Schlampe?«
»Was gibt es da zu reden? Ásta und die anderen sind ihre Beschützerinnen. Natürlich fühlt sie sich ihnen nahe. Sie waren hier, als ich es nicht war.«
»Tu das nicht«, sagte Talaith und drohte ihr mit dem Finger. »Wage es ja nicht, dir diesen Schuh anzuziehen, meine Freundin! Wir alle
Weitere Kostenlose Bücher