Dragon Fire
Sie hatte schon vor langer Zeit
akzeptiert, dass es nicht Schönheit war, die sie durchs Leben bringen würde.
Dennoch konnte es
vorkommen, dass Momente wie dieser sie überraschten und freuten – und sie kamen
öfter vor, als sie es bei ihrem unmöglichen Drachen für möglich gehalten hätte.
»Ich traue diesem
Lächeln nicht.« Er legte den Arm um ihre Taille. »Zurück ins Bett. Ich habe das
Gefühl, ich muss noch einmal meine Dominanz über dich zur Geltung bringen.«
Sie versuchte –
ziemlich halbherzig, musste sie zugeben –, seinen Arm von ihrer Taille zu
lösen. »Ich werde meine Nordland-Kameraden heute Abend beim Essen nicht mit
deinen Brüdern allein lassen.«
»Seit wann sind sie
Kameraden?« Gwenvael warf sie aufs Bett. »Mach die Beine breit, Weib! Mach dich
bereit!«
Dagmar begann zu
lachen.
»Damit tust du dir
keinen Gefallen.« Er krabbelte aufs Bett und schob sich über sie. »Aber du
wirst niemandem als dir selbst die Schuld zuschreiben können.«
Er griff nach ihr und
knurrte, als es an der Tür klopfte.
»Geh weg. Wir vögeln
gerade.«
Dagmar, die sich
fragte, wie sie es geschafft hatte, irgendeinen von diesen Drachen zu ertragen,
widersprach: »Komm rein, wir tun nichts dergleichen.«
»Noch nicht.«
Die Tür öffnete sich
einen Spalt, und Gwenvaels jüngste Schwester spähte durch den Spalt. »Bist du
sicher? Ich will meinen Bruder nicht unterbrechen, wenn er etwas wunderbar
Schmutziges tut.«
»Nicht, wenn sie an
der Tür lauschen kann.«
»Ich habe nicht
gelauscht!« Keita lächelte und sah dabei Gwenvael ähnlicher, als es jemand tun
sollte. »Ich habe nur Karten dafür verkauft. Habe heute Nacht ein Vermögen
damit gemacht.«
Gwenvael legte sich
entspannt auf die Seite. »Bist du gekommen, um vor der Herrin meines Herzens,
von der du grausamerweise geglaubt hast, sie sei eine kleine Dienerin, zu
buckeln und sie um Vergebung anzuflehen?«
»Nein.« Keita trat
vollends ins Zimmer. »Aber ich bringe ihr ein Kleid.«
Dagmar verzog das
Gesicht. Angesichts des leuchtend blauen, glitzernden Kleides, das die
Prinzessin trug, hatte sie wenig Lust zu sehen, was für ein Kleid sie ihr mitgebracht
hatte. »Das ist sehr nett von dir, Prinzessin …«
»Keita, Schwester.
Nenn mich Keita. Wir sind ja jetzt eine Familie, oder nicht?«
Dagmar musterte die
Prinzessin gründlich. Sie vertraute wenigen auf dieser Welt, und obwohl
Gwenvael und seine Brüder viel von Keita hielten, hatte Dagmar noch keinen
Beweis, dass sie irgendetwas anderes war als eine verzogene Göre mit teurem
Klamottengeschmack. Sind das echte Diamanten an ihrem Kleid?
»Natürlich sind wir
das«, sagte Dagmar, die kein Wort von dem glaubte, was sie da sagten.
Die Prinzessin
kicherte. »So eine kleine Lügnerin, Dagmar Reinholdt. Aber ich werde darüber
hinwegsehen, weil du meinen Bruder glücklich machst. Also, sag mir, was du
davon hältst.«
Sie zog das Kleid
hervor, das sie hinter dem Rücken versteckt hatte, und hielt es Dagmar hin.
Obwohl sie wusste, dass sie es schon aus Prinzip schrecklich finden würde,
wusste Dagmar, dass sie das nicht durfte.
Sie rutschte vom Bett
und ging zu Keita hinüber, streckte die Hand aus und berührte das Kleid
vorsichtig.
»Es ist … schön.«
»Ich weiß, du magst
Grau«, sagte Keita und zog Dagmar zum Spiegel hinüber. »Aber Silber und Stahl
gehen genauso gut. Diese Farbe wird bei den Ladenbesitzern ›Schwertstahl‹
genannt« – sie stellte sich hinter Dagmar und hielt ihr das Kleid vor die Brust
– »und es bringt deine Augen perfekt zur Geltung, die wirklich bemerkenswert
sind, möchte ich hinzufügen. Ich wette, dass mein Bruder deine Augen liebt.«
»Da hast du recht«,
sagte Gwenvael vom Bett aus.
»Siehst du? Ich kenne
meine Brüder recht gut. Na los, probier es an.«
»Ja!«, jubelte
Gwenvael vom Bett aus. »Zieh dich für mich und für meine Schwester aus!«
Keita schniefte. »Du
glaubst doch nicht, dass ich das geplant hatte, mein widerwärtiger Bruder? Wo
ich doch weiß, dass du einfach alles ins Unangemessene ziehst?« Sie ging zur
Tür und öffnete sie. »Bring ihn herein.«
Einer der Diener
brachte einen großen Paravent herein und faltete ihn auseinander. Nachdem er
wieder weg war, zog Keita Dagmar dahinter. »Probier es an!«
Ohne zu widersprechen,
wie sonst bei nahezu allem in
ihrem Leben, tat Dagmar, was die Prinzessin ihr befahl.
Keita setzte sich
neben ihren Bruder aufs Bett, während seine kleine Menschenfrau das Kleid
anzog, das sie
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