Dragon Fire
Erbe des königlichen Throns,
Gemahl von Annwyl der Blutrünstigen, Vater der Dämonenzwillinge der Dunklen
Ebenen und argwöhnisches, eifersüchtiges männliches Wesen an Königin Annwyls
Hof, saß auf den Stufen, die zum Rittersaal der Burg seiner Gefährtin führten,
und beobachtete Annwyl, die hinter einem der Wachhäuser hervorkam. Ihr folgten
die beiden Hunde, die sie von der Anführerin ihrer Kriegsherren, Dagmar
Reinholdt, geschenkt bekommen hatte. Fearghus hatte nichts gegen die beiden
Hunde, auch wenn sie ihn hungrig machten. Aber Annwyl liebte die Biester fast
so sehr wie ihr Pferd, und Fearghus war nicht in der Stimmung, mit ihr zu
streiten, wenn sie ihn dabei erwischte, wie er einen der Beinknochen ihrer
Hunde benutzte, um sich die anderen Reste zwischen den Reißzähnen
herauszustochern.
Mit schmalen Augen
musterte Fearghus seine Gefährtin. Obwohl Annwyl immer hart trainiert hatte,
seit er sie kannte, trainierte sie seit ein paar Monaten, seit der Geburt ihrer
Zwillinge, noch härter. Er wusste auch, was sie antrieb. Angst. Nicht Angst um
sich selbst, sondern Angst um die Sicherheit ihrer Zwillinge. Angst, dass sie
sie nicht beschützen konnte. Er wusste nicht, warum sie das dachte. Sie hatte
eine komplette Herde von Minotauren abgeschlachtet, um ihre Babys zu
beschützen. Aber sie schien zu glauben, dass etwas Schlimmeres als Minotauren
auf sie zukam. Und was auch immer dieses Schlimmere war, dass es kam – oder sie
kamen –, um die Babys zu holen.
Und vielleicht hatte
sie recht. Obwohl sie noch keine zwei Winter alt waren, wurden die Zwillinge
von vielen gefürchtet. Dämonen, Abscheulichkeiten, böse – mit all diesen
Wörtern wurden jene wunderbaren Wesen beschrieben, die gerade mit ihrem
neuesten Kindermädchen oben waren. Irgendwie schafften sie es nicht, die
Position des Kindermädchens über einen längeren Zeitraum besetzt zu halten. Er
hatte gewusst, dass seine Sprösslinge anders sein würden. Aber nicht so anders. Nicht so gefährlich. Und Götter, für etwas so
Kleines waren sie wirklich gefährlich!
Annwyl hob jetzt
Stöcke vom Boden auf und hielt sie ihren Hunden hin, um mit ihnen spielerisch
darum zu kämpfen, bis sie an den Stufen zum Rittersaal ankamen.
»He, Weib«, sagte
Fearghus zum Gruß.
Annwyl schaute mit
diesen grünen Augen zu ihm auf, die das Herz in seiner Brust immer noch ein
wenig zum Stolpern brachten.
»He, Ritter.«
»Wo warst du?«
»Beim Training.«
Das sah er. Ihr Körper
war bedeckt von Schweiß, neuen blauen Flecken, frischen Schrammen und Schnitten.
»Training mit …?«
Sie zuckte die Achseln
und schaute auf ihre Hunde hinab, die immer noch mit ihr um die Stöcke
kämpften. »Ein paar von den Männern.«
Und er wusste, dass
sie log.
»Wie ist es
gelaufen?«, fragte er, statt sie für etwas anzuklagen, das er noch nicht
beweisen konnte.
»Es lief gut.« Er
wusste, dass das die Wahrheit war. Sie wurde von Tag zu Tag stärker. Mächtiger.
Ihre Muskeln waren gestählt, und an ihrem Körper war kein Fett. Ihre eigenen
Männer fürchteten ihre Stärke, und daher wusste er auch, dass sie nicht mit
ihnen trainiert hatte. Und seine Sippe fürchtete sie ebenfalls. Drachen, die
dafür bekannt waren, jederzeit gegen jeden zu kämpfen, hielten sich möglichst
von Fearghus’ Gefährtin fern, wenn sie nach einem Sparringpartner suchte. Aber
jemand half ihr. Jemand, von dem sie ihm nicht erzählen wollte.
»Brastias und Dagmar
suchen dich«, sagte er.
»Oh.« Annwyl blinzelte
ein paarmal, dann sagte sie: »Ich sollte aber vorher nach den Babys sehen,
oder? Ich gehe Brastias und Dagmar später suchen.«
Es hatte eine Zeit
gegeben, da hätte Annwyl zuerst mit Brastias gesprochen. Sie hatte Kämpfe,
Schlachten, Kriege gesucht – alles, was nach ein bisschen Blutvergießen aussah.
Aber das war vor den Zwillingen gewesen. Jetzt mied sie den General ihrer Armee
und ihre oberste Kriegsherrin, als brächten sie Nachrichten über die neueste
Mode aus der Stadt. Die Zwillinge waren allerdings lediglich die
Entschuldigung, die die Königin benutzte, um zu meiden, was sie bedrängte.
Doch wie lange glaubte
sie, das noch tun zu können? Sie war Königin, eine der mächtigsten Königinnen
seit tausend Jahren, und viele verließen sich auf sie. Natürlich konnte sie
sein wie manche anderen Monarchen – seine Mutter eingeschlossen –, die Soldaten
und Ausrüstung schickten, während sie selbst sicher zu Hause in ihrer Festung
blieben. So war Annwyl aber nicht. So würde
Weitere Kostenlose Bücher