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Dragon Fire

Dragon Fire

Titel: Dragon Fire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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hatte
viele Arten von Lächeln, die meisten von ihnen genauso gekünstelt wie sie
selbst. Aber dieses, bei dem sich ihr linker Mundwinkel nur eine Spur weiter
nach oben verzog als der rechte und ihre Augen durch diese dichten Wimpern zu
ihm aufsahen – das war die wahre Keita. Sein Bruder und sein Vetter weigerten
sich, diese Keita zu sehen.
    »Warum wollten sie
dich überhaupt hinrichten, Keita?«, fragte der Blaue seine Schwester.
    Sie gab Ragnar die
Flasche zurück. »Sie dachten, ich hätte Baron Bampour umgebracht.«
    »Oh Keita«, heulte der
Blaue auf. »Das hast du nicht!«
    »Nein, habe ich
nicht.« Als ihr Bruder eine dunkelblaue Augenbraue hob, beharrte sie: »Wirklich
nicht!«
    »Warum haben sie dich
dann angeklagt?«, fragte Ragnar.
    »Sie haben mich in
seinem Zimmer gefunden.«
    »Mit der Leiche?«
    »Ja. Aber ich war’s
nicht.« Warum nur hatte Ragnar das Gefühl, dass in dieser Erklärung ein
»Diesmal« fehlte?
    »Was wolltest du in
seinem Zimmer?«
    Sie starrte Ragnar
kurz an, dann antwortete sie: »Ihm einen guten Morgen wünschen?«
    »Ist das eine Antwort,
Prinzessin, oder eine Frage?«
    »Ach!« Sie warf die
Hände in die Luft. »Ist das wichtig? Ich habe ihn nicht umgebracht.« Sie schmollte
ein bisschen und rümpfte dabei die Nase – es sah irgendwie charmant aus. »Sie
wollten mir nicht einmal zuhören. Haben nur ständig darauf beharrt, dass ich es
gewesen sein musste, nur weil sie mich allein in seinem Zimmer fanden, die
Leiche noch warm war und ich eine Phiole Gift dabeihatte.«
    Die Männer starrten
sie alle an, doch als sonst keiner fragte, wusste Ragnar, dass wohl er es tun
musste. »Und warum hattest du eine Phiole Gift dabei?«
    »Was hat das denn mit
der ganzen Sache zu tun?«
    »Ich bin mir ziemlich
sicher … gar nicht wenig.«
    »Nein. Hat es nicht.
Weil die Phiole immer noch voll war, und das bedeutet, dass sie nicht benutzt
wurde, und das bedeutet wiederum, dass ich Bampour nicht umgebracht habe.«
    Ragnar war bereit,
mitzuspielen. »Wenn du ihn nicht umgebracht hast … wer war es dann?«
    »Ein nacktes blondes
Mädchen, das in seinem Zimmer war, als ich hereinkam.«
    »Verstehe. Und was ist
mit ihr passiert?«
    »Ich habe sie aus dem
Fenster geworfen.«
    »Natürlich hast du
das.«
    »Keine Sorge«, warf
der Fremde ein. »Ich habe sie aufgefangen und sanft abgesetzt.«
    »Siehst du?«, sagte
die Frau.
    »Sehe ich was?«
    »Ich habe sie
gerettet. Ihr das Leben gerettet. Und trotzdem wollten sie mich hinrichten. Was soll daran gerecht sein?«
    Ragnar nickte. »Tun
wir mal so, als würdest du nicht lügen.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht so
recht, warum du eine Mörderin retten solltest.«
    »Na ja, sie hat ja nur
dem Rest der Welt einen Gefallen getan.«
    »Verstehe.«
    »Er war kein netter
Mensch.«
    »M-hm.«
    »Er musste sterben!«
    »Und warum? Hat er dir
nicht genug … Sachen geschenkt?«
    »Oh, doch, das hat
er.« Sie berührte die Kette um ihren Hals. »Er hat mir das hier geschenkt.« Sie
berührte den Armreif an ihrem Handgelenk. »Und das.« Sie berührte die Ohrringe.
»Und die hier … oh, warte. Nein. Hat er nicht. Die sind von seinem Sohn. Eine
Schande, dass die kleine Blonde nicht dazu kam, sich um ihn auch noch zu
kümmern.«
    Ragnar deutete auf den
Schmuck. »Ich bin überrascht, dass sie dich das alles behalten ließen.«
    »Ich glaube nicht,
dass sie das vorhatten. Aber nachdem ich den Hund gegessen hatte, wollten sie
nicht mehr in meine Nähe kommen, außer um mir die Ketten anzulegen.«
    »Keita!«, platzte der
Blaue heraus, während der Fremde lachte.
    »Ich hatte Hunger! Ich
hatte noch kein Frühstück gehabt, und sie wollten mir nichts zu essen geben,
und … und dieser Hund hat versucht, mich zu beißen! Es war fast schon Notwehr!«
    »Irgendwie bezweifle
ich das.«
    »Du«, wandte sie sich
an Ragnar, »kannst ganz ruhig sein!«
    »Schon gut, schon gut,
schon gut«, unterbrach sie der Blaue. »Vergessen wir das alles. Das Wichtigste
ist, dass du in Sicherheit bist.« Daraufhin lächelte die Prinzessin, bis ihr
Bruder hinzufügte: »Und dass du mit uns zurück nach Garbhán Isle reisen
kannst.«
    »Oh.«
    Ragnar lehnte sich mit
dem Rücken an einen Baum, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete,
wie Ihre Königliche Majestät versuchte, sich aus dieser Sache herauszuwinden.
Denn er erkannte allein an der Panik in ihrem Blick, dass sie verzweifelt
versuchte, aus dieser Sache herauszukommen.
    »Garbhán Isle. Das ist
auch eine Möglichkeit.«

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