Dragon Fire
dabei am besten ein fröhliches
Liedchen zu singen.
»Du kannst ja gehen«,
sagte sie dieser
Stimme , ohne deren
Besitzer anzusehen. »Aber wie du siehst, befinde ich mich mitten in einem
Gespräch.«
»Wir müssen hier raus.
Sofort.«
Er sprach mit ihr wie
mit einem seiner barbarischen Drachenkrieger. Ohne das kleinste bisschen
Ehrfurcht vor der Tatsache, dass sie von königlichem Blut war und, was noch
wichtiger war, keine Angst davor hatte, ihm das Gesicht abzureißen und dabei
ein fröhliches Liedchen zu singen!
Keita, die das Leben
an diesem Tag ganz besonders schwierig fand, ignorierte den groben Kerl
demonstrativ, doch dann hörte sie eine andere Stimme.
»Bitte, Mylady. Wir
sollten gehen, bevor diese menschlichen Soldaten ihre Männlichkeit wiederfinden
und zurückkommen.«
Ah. Der Bruder . Sie erinnerte sich an den Bruder. Und
der Vetter. Sie hatte vergessen, dass sie schon seit mehreren Minuten direkt
neben ihr standen.
Vor zwei Jahren hatte
Keita die beiden Barbaren und ihre jüngeren Verwandten mühelos bezaubert,
während sie von den Nordländern in den Süden gereist waren. Nur der barbarische
Bastard hatte es geschafft, sie zu ignorieren. Das hatte sie mehr gestört, als
ihr lieb war.
Sie verzog die Lippen
zu einem angemessenen – und ziemlich verführerischen – Lächeln, drehte sich um
und wandte sich den beiden anderen Blitzdrachen zu.
»Bei den Göttern«,
sagte sie, die Hände an der Brust. » Ihr seid das!« Sie rief sich rasch ihre Namen ins Gedächtnis
zurück und versuchte, sie richtig zuzuordnen. Nicht einfach, weil die beiden
recht ähnlich aussahen. Beide hatten violette Haare, die zu einem Zopf
geflochten waren, der ihnen bis zur Mitte des Rückens hing, beide hatten breite
Schultern und waren groß, beide hatten Narben. Also, wie sollte sie sie
auseinanderhalten, bevor …?
»Vigholf!« Sie umarmte
den mit den grauen Augen und der brutalen Narbe am Kiefer. »Meinhard!« Dann
umarmte sie den mit den grünen Augen und der brutalen Narbe, die sich von
seinem Haaransatz bis unter sein Auge zog. »Wie wunderbar es ist, euch beide
wiederzusehen!«
Sie nahm je eine ihrer
Hände und drückte sie fest. »Ich hoffe, euch beiden ist es gut ergangen!«
»Ja, Mylady, danke«,
sagte Vigholf. Er war immer der Selbstbewusstere gewesen, wenn es ums Reden
ging. Wenn sie Meinhard eine direkte Frage stellte, sah er immer in die Enge
getrieben aus, bevor er eine Antwort murmelte. Allerdings hatte sie rechtzeitig
herausgefunden, dass Meinhard viel mit den Augen sagte, ohne ein Wort zu
sprechen. Eine liebenswerte Eigenschaft – und ungewöhnlich bei den meisten
männlichen Wesen.
»Und ich sehe, dass
ihr euch hervorragend um meinen Bruder gekümmert habt. Vielen Dank euch beiden.
Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ihm etwas Schreckliches passiert wäre.«
»Meinhard ist mein
Mentor«, warf Éibhear ein.
»Und ich weiß, dass
mein Bruder sehr viel von dir gelernt hat, lieber Meinhard.« Sie schenkte ihm
ihr umwerfendstes Lächeln, und der arme Meinhard schien kurz davor, ihr zu
Füßen zu sinken.
Doch da trat der grobe
Kerl zwischen sie und entriss ihr die Hände seiner Verwandten.
»Und was soll das
werden?«, fragte sie ihn.
»Ich beschleunige das
Ganze.«
»Tja, wenn du dir die
Mühe gemacht hättest, mich freundlich zu fragen – oh!«, keuchte sie, als er sie
wieder hochhob und sie sich über die Schulter warf wie einen Sack Abfall. »Wie
kannst du es wagen!«
»Raus hier!«, befahl
er.
»Willst du ihm das
durchgehen lassen?«, wollte sie von Ren wissen. Viele, viele Jahre schon waren
sie nun Reisegefährten und beste Freunde. Er brachte sie zum Lachen wie
Gwenvael, aber im Gegensatz zu ihrem lieben Bruder war Ren viel zuverlässiger.
Gwenvael war vieles, aber zuverlässig konnte sie ihn leider nie nennen.
»Er scheint ziemlich
entschlossen zu sein«, erklärte Ren, dessen Lippen sich zu einem leichten
Lächeln verzogen. »Kannst du dich nicht einfach entspannen, bis er fertig ist?«
»Ich will nie wieder hören, dass du einer Frau so eine Frage stellst, und zwar so lange du lebst, Ren
der Auserwählte!«, befahl sie.
Doch da keiner willens
schien, ihr zu helfen, war Keita gezwungen, sich damit abzufinden und zu
warten, bis es vorbei war. Allerdings nutzte sie jede Gelegenheit, um Ragnar
den Bastard mit der Hacke an der Nase zu treffen.
Wenn schon sonst
nichts, so fand sie doch zumindest das recht unterhaltsam.
3 Fearghus der
Zerstörer, Erstgeborener der Drachenkönigin,
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