Dragon Fire
mit jemandem
verschwenden, der so geistlos war wie sie? So nutzlos? So hübsch? Moment mal.
Er meinte so dumm. Nicht hübsch. Wo kam jetzt dieses Hübsch her?
Der Fremde ging um ihn
herum und half der immer noch entrüsteten Prinzessin auf die Klauen.
»Geht’s dir gut?«
»Mir geht es nicht gut!«, beschwerte sie sich. »Dieser
Barbar ist gewalttätig geworden, und dabei habe ich mir den Hintern an ein paar
Felsen aufgeschürft.« Sie versuchte, sich den Schaden anzusehen, schaffte es
aber nur, sich im Kreis zu drehen.
»Deine Tante ist weg,
Keita. Und zwar schon eine ganze Weile, würde ich sagen.«
»Das ist unmöglich.«
Sie hörte auf, ihren Hintern sehen zu wollen, und entschied sich, ihn
stattdessen zu reiben. »Esyld verlässt ihr Haus nie, außer um in die Stadt zu
gehen.«
»Soweit du weißt. Es
ist ja nicht so, als würdest du sie jeden Tag sehen.«
Einen Augenblick lang
sah sie reuevoll aus, ihre Schultern sackten ein wenig nach vorn, doch dann richteten
sich ihre braunen Augen auf Ragnar. »Was willst du von meiner Tante, Warlord?«
»Das ist eine Frage an
deine Mutter. Sie hat mich hergeschickt.«
Einen schmerzlichen
Moment lang hatte Ragnar das Gefühl, als habe er die Prinzessin geschlagen, so
verletzt sah sie aus. Er hätte nichts gesagt, wenn er gewusst hätte, dass seine
Worte so eine Reaktion hervorrufen würden.
»Meine Mutter? Meine
Mutter hat dich hergeschickt? Um meine Tante zu töten?«
»Ich bin kein Mörder,
Mylady. Ich sollte deine Tante nur abholen und sie und deinen Bruder zu Königin
Rhiannon zurückbringen. Was deine Mutter von da an tut, weiß ich nicht.«
»Und du hast
zugestimmt?«
»Es hieß, entweder ich
oder die Sippe deines Vaters. Ich nahm an, dass sie bei mir sicherer wäre.«
Der Ostländer warf ihr
einen Blick zu. »Da hat er nicht unrecht, Keita.«
Keita ging zum Haus
ihrer Tante, nahm im Gehen ihre menschliche Gestalt an und öffnete die Haustür.
Sie suchte nach einem Zeichen ihrer Tante oder wohin sie gegangen sein mochte.
Nachdem sie sich kurz im Raum umgesehen hatte, ging sie durch die Hintertür
hinaus in den Garten.
»Ich habe dir gesagt,
dass sie nicht da ist, Schatz.«
»Wo ist sie dann,
Ren?«
»Ich weiß es nicht,
aber sie ist schon eine Weile weg.«
»Woher weißt du das?«
»Auf allem liegt eine
feine Staubschicht – und ihre Präsenz hat schon angefangen, von hier zu
schwinden.«
Mit dem Rücken zu Ren
und eine Hand auf den Magen gepresst, fragte Keita: »Ist sie tot?«
»Ich weiß nicht. Aber
wenn sie es ist, ist sie nicht hier gestorben.«
Rens Instinkte
täuschten ihn nie, und er log Keita niemals an. Falls jemand ihre Tante getötet
hatte, wüsste er es und würde es ihr sagen.
»Wurde sie entführt?«
»Das spüre ich nicht.
Es ist sauber hier. Als wäre sie gerade gegangen.«
Keita wandte sich ihm
zu. »Und wohin gegangen?«
»Ich weiß nicht, aber
es sagt mir auch nichts, dass etwas nicht stimmt.«
»Außer dass meine
Mutter weiß, dass Esyld hier ist.«
»Deine Mutter weiß
viele Dinge. Ich bezweifle, dass sie auch nur auf ein Fünftel davon reagiert.«
»Aber hier geht es um
Esyld die Verräterin.«
»Die zu holen die
Königin einen Blitzdrachen geschickt hat.«
»Vielleicht hat sie
gehofft, dass Esyld die Reise nicht überlebt.«
»Dann hätte sie die
Sippe deines Vaters geschickt, deren Loyalität unbestritten ist – aber deren
Ehre ein bisschen wacklig ist.«
»Du glaubst, dass ich
mir unnötige Sorgen mache, oder?«
»Du machst dir selten
Sorgen, meine Freundin. Wenn du dir also Sorgen machst, tust du das nie
unnötigerweise. Aber ich weiß nicht so recht, was wir im Moment tun könnten.«
»Sie suchen?«
»Damit deine Mutter
sicher weiß, wo sie ist?«
Er hatte recht. Wie
immer.
»Was soll ich deiner
Meinung nach tun?«
»Nach Hause gehen.«
Als sie schnaubte, fügte er hinzu: »Du wirst nie herausfinden, was deine Mutter
vorhat, wenn du nicht gehst.«
»Und du glaubst, sie
wird es mir sagen?«
»Das bezweifle ich.
Aber deine Brüder werden es tun, wenn sie es wissen. Ihre Gefährtinnen. Deine
Freunde bei Hof. Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wie man an Informationen
herankommt, meine liebe Lady Keita.«
Jetzt wieder lächelnd,
stellte sich Keita auf die Zehenspitzen und schlang Ren die Arme um den Hals.
»Soso, mein lieber Freund, du schlägst also vor, dass ich am Hof meiner Mutter spionieren gehe?«
»Ich bin erschüttert,
dass du so etwas auch nur von mir denkst !«
Sie lachten
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