Dragon Fire
Bruder zu flüstern. Als Ragnar
fertig war, ging er weg, und zwar in eine Richtung, die Keita gar nicht gefiel.
Keita schmiegte sich
scheinbar spielerisch an Ren und verschränkte ihren Schwanz mit seinem. Doch
während sie kicherte und ihn neckte, beugte sie sich zu ihm und flüsterte:
»Siehst du, wo er hingeht?«
»Aye.«
»Ich bringe ihn um. Du
kümmerst dich um die anderen beiden.« Sie wollte Ragnar folgen, doch Ren zog
sie zurück.
»Müssen wir wirklich
immer wieder darüber diskutieren?«
»Was würdest du denn
vorschlagen, Fürst Ich-Töte-Nicht?«
»Du hältst König Überheblich auf . Ich kümmere mich um den Rest.«
»Na gut.«
Ren küsste sie auf die
Wange und ging dann hin und her, bis er die Aufmerksamkeit der anderen beiden
Blitzdrachen auf sich gezogen hatte. Es war nicht schwer – sie beobachteten
Ren, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatten, mit etwas, das Angst sehr nahe
kam. Zumindest mit so viel Angst, wie ein Nordländer sich anmerken lassen
würde. Sie wussten nur, dass Ren anders war; und »anders« machte sie eindeutig
nervös.
Während sie ihn
beobachteten, lehnte sich Ren an einen kleinen Hügel – und war verschwunden.
»Was zum …«
Keita wusste, dass die
Blitzdrachen jetzt Ewigkeiten nach ihm suchen würden, also folgte sie Ragnar.
Dagmar Reinholdt,
unter ihren Landsleuten in den Nordländern auch als Die Bestie bekannt, machte
ihre mittägliche Runde zu den Zwingern, um nach den Hunden zu sehen. Ihr
neuester Wurf Welpen entwickelte sich gut, und die Männer, die sie eigens
ausgesucht hatte, damit sie mit den Hunden trainierten und sie im Kampf
führten, waren besser, als sie gehofft hatte.
Wie immer dachte sie
voraus und plante, mit starken Kampfhunden für die Südland-Königin und ihre
Soldaten bereitzustehen.
Sie vergewisserte
sich, dass die Tiere gefüttert worden waren, dass alle gesund aussahen und dass
sie frisches Wasser in ihren Ausläufen hatten. Als das erledigt war, ging sie
die Reihe entlang, sprach mit jedem Tier, achtete auf Veränderungen und dachte
über seine Ausbildung nach.
Doch als sie den
letzten Zwinger erreichte, wurden die bellenden Hunde, die immer so lebhaft
waren, wenn sie in der Nähe war, plötzlich still, und Dagmar spürte, wie sich
ihr fast unmerklich die Nackenhaare sträubten.
»Muss das denn immer
sein?«, fragte sie nach einem Augenblick.
»Was denn?«
Sie drehte sich zu der
Göttin um, die hinter ihr stand. Inzwischen besuchten viele Götter sie gern,
egal, wie sehr Dagmar ihre Anwesenheit störte oder wie dumm und inhaltslos ihre
Gespräche sein mochten, doch Eirianwen, Menschengöttin und Gefährtin des
Drachenvatergottes Rhydderch Hael, nannte Dagmar gern ihre »Freundin«. Das war
seltsam, denn Dagmar verehrte keine Götter. Sie waren einfach viel zu
nervtötend, um verehrt zu werden. »Schleich dich nicht immer so an mich heran!«
»Ich bin eine Göttin,
Dagmar. Ich schleiche mich an niemanden heran. Es ist nicht meine Schuld, dass
ich einfach erscheinen kann, wo immer ich will.«
Dagmar neigte den Kopf
zur Seite. »Wo ist dein Arm?«
Eir musterte ihre
linke Schulter. »Oh. Ach ja. Hab ich in einem Kampf verloren.« Sie zuckte mit der
rechten Schulter. »Er wächst ja wieder nach.«
»Wie schön für dich.«
Nicht gerade ein
angenehmer Anblick kurz vor dem Mittagessen. Natürlich hätte es schlimmer sein
können. Ein paar Monate zuvor hatte der Göttin der halbe Kopf gefehlt, als sie
aufgetaucht war. Nachdem Dagmar damit fertig gewesen war, sich zu übergeben,
hatten sie allerdings noch ein sehr nettes Gespräch geführt.
»Also, wie läuft’s?«,
fragte Eir.
»Ganz gut.«
»Und deine Königin?«
Dagmar wusste, dass
die hinterlistige Kuh nicht nur da war, um nach ihr zu sehen. »Ihr geht’s gut.«
»Lügnerin.«
»Aber das kanntest du
doch schon von mir.«
»Stimmt auch wieder.«
Eir kam auf sie zu und hinterließ dabei eine Spur von Exkrementen, Blut und
Schlamm. Ihrem Aussehen nach musste sie direkt von irgendeinem Schlachtfeld
kommen. »Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, meine Freundin, dass deine
Königin härter werden muss.«
Verärgert, dass die
Göttin die Stirn hatte, das zu sagen, antwortete Dagmar: »Wenn sie noch härter
wäre, würde sie nur noch aus Muskeln, Augen und einem Schwert bestehen.«
»Ich meine nicht
körperlich, und das weißt du auch.«
»Sie tut ihr Bestes.
Du kannst ihr keinen Vorwurf machen, dass sie sich um ihre Kinder sorgt. Nicht
nach dem, was dein Gefährte
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