Dragon Fire
Kreuzigung bedeutet, dass ich tot wäre. Man
kann nicht mehr viel tun, wenn man tot ist, oder? Abgesehen davon« – sie
rümpfte wieder ihre Nase – »habe ich gehört, dass eine Kreuzigung kein
schneller Tod ist, vor allem für Drachen nicht.«
»Das stimmt.« Ragnar
wandte sich noch einmal dem weiten Meer zu, das vor ihm lag. »Es gibt viel
Geschrei und Blut und eine jubelnde Menge. Das ist extrem unangenehm.«
Sie neigte sich um ihn
herum und spähte zu ihm hinauf. »Du hast eine gesehen.«
»Ich habe vieles
gesehen.«
»Ich meine, du hast
eine in den Hoheitsgebieten gesehen.«
»Ja.«
»Warum hättest du es
riskieren sollen, dorthin zu gehen? Ich habe gehört, dass die Eisendrachen die
Blitzdrachen hassen.«
»Stimmt, aber es
kämpft sich schwer gegen einen Feind, den man nie gesehen hat.«
»Ich habe schon
gehört, dass sie euch hassen, aber ich wusste noch nicht, dass sie eure Feinde
geworden sind.«
»Ich weiß nicht, ob
sie es sind, aber ich höre seit Jahren, dass die Hoheitsgebiete sich auf einen
Krieg vorbereiten.«
Die Prinzessin
schnaubte und schaute kopfschüttelnd aufs Meer hinaus. »Mylord Ragnar, die
Hoheitsgebiete bereiten sich immer auf einen Krieg vor. Ich würde mich also
nicht für etwas Besonderes halten.« Sie sah zu ihm hinüber und sagte mit einem
Lächeln: »Wenn ich es richtig sehe, würden sie praktisch jeden töten.«
»Ihr Götter, Ren. Die
Hoheitsgebiete? Wenn sie etwas mit denen zu tun hatte, kann ich ihr nicht
helfen. Niemand kann das.«
Ren aus der Dynastie
der Auserwählten beobachtete seine Freundin und Reisegefährtin, wie sie über
den kleinen See schaute, in dem sie sich entspannten, während sie darauf
warteten, dass Éibhear das mitgebrachte Fleisch fertig zubereitet hatte.
»Bevor du anfängst, in
Panik zu geraten …«
»Ich gerate nicht in
Panik!«
»… schauen wir uns
doch zuerst an, was wir herausfinden können. Wir kommen in den nächsten zwei
Tagen sowieso an Fenella vorbei. Wir können eine Weile dort bleiben, ich kenne
jemanden, der die Kette für uns schätzen kann, und dem vertraue ich eher als
diesem bescheuerten Barbaren.«
Keita kicherte ein
bisschen. »Und ich kann Gorlas besuchen. Wenn jemand etwas weiß …«
»… dann ist das
Gorlas«, stimmte Ren zu, der wusste, dass der Einfluss ihres alten Freundes und
Mentors sich nicht auf die Südländer beschränkte. Dieser Elf hatte überall Beziehungen und wusste über jeden Bescheid. Und er war sehr stolz
darauf. »Aber ich will, dass du für den Moment aufhörst, dir Sorgen um deine
Tante zu machen. Wir können im Augenblick nichts tun.«
»Das stimmt wohl.«
Um Keita davon
abzulenken, sich in etwas hineinzusteigern, das sowieso nicht ihn ihrer Macht
stand, eine ihrer weniger offensichtlichen Macken, nahm ihr Ren den Becher Wein
aus der Hand und stellte ihn auf die festgetretene Erde. Er deutete auf seine
Haare und drehte sich von ihr weg.
»Meine Haare könnten
mal eine ordentliche Wäsche vertragen anstatt dein Gejammer.«
»Ich bin keine
Dienerin, Ostländer.«
»Aber niemand macht es
so gut wie du, meine liebe, alte, süße Freundin.« Er schaute sie über die
Schulter an und klimperte mit den Lidern.
»Du bist erbärmlich«,
erinnerte sie ihn, während sie sich hinkniete und anfing, ihm all den Schmutz
und das Blut aus den Haaren zu schrubben.
»Stimmt, aber ich habe
gelernt, meine Schwäche zu akzeptieren. Das solltest du auch tun.«
Er seufzte wohlig und
ließ seinen Kopf noch etwas mehr nach hinten sinken. »Ich sollte dich wohl
warnen, dass wir uns vielleicht mit deiner Cousine auseinandersetzen müssen,
wenn wir in den Dunklen Ebenen sind.«
»Ich fürchte, du wirst
dich genauer ausdrücken müssen. Wenn es ein Fest auf Garbhán Isle gibt, werden
viele Cousinen da sein, mit denen ich mich auseinandersetzen muss.«
Ren lachte. »Das
stimmt, aber ich meinte jetzt speziell, ähm, Elestren.«
»Oh.«
Ren war sich sicher,
dass Keitas letzte Tage auf dem Ausbildungsberg der Drachenkrieger, Anubail,
immer noch fest in ihre oft flüchtige Erinnerung eingegraben waren. Was für ein
schlechter Vorschlag war das von ihm gewesen. Sie hatte nur ein paar Monate
Training in unbewaffnetem Kampf gebraucht, damit sie besser darüber hinwegkam,
wie hilflos sie sich in den Händen der Nordländer gefühlt hatte. Was er nicht
eingerechnet hatte, war ihre grüngeschuppte Cousine. Nicht nur, dass Keita
jetzt kein Stück besser im Faustkampf war als vorher, aber anscheinend schaffte
es nicht
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