Dragon Fire
Erwachsene benehmen, und wenn Morfyd diese
rotznäsige kleine Zicke zu einem Päckchen verschnüren und ihr die Schuppen vom
Leib reißen musste, um dafür zu sorgen!
Darüber würde sie sich
aber ein andermal Gedanken machen. Nicht gerade, wenn der Mann, den sie liebte,
sie anlächelte, sie neckte und sein Möglichstes tat, um sie glücklich zu
machen. Ehrlich, was wollte sie mehr?
»Du, Mylord«, neckte
Morfyd zurück, »wirst mich nicht zu einem Leben in Faulheit verführen.«
»Warum sollten wir
anders sein als alle anderen in diesem Haus?«, fragte er und küsste sie wieder,
als sie lachte.
»Müsst ihr das hier
vor allen Leuten machen?«, schnauzte eine Stimme, sodass sie sich erschrocken
hastig aus ihrer Umarmung lösten.
Morfyd schaute finster
zu ihrem Bruder hinauf, golden und schön, wie er an diesem Morgen war – genau
wie an jedem anderen Morgen. »Musst du das jedes Mal machen, wenn du uns siehst? Du könntest auch einfach
weitergehen.«
»Du bist meine
Schwester, Morfyd, nicht irgendeine Hure. Er behandelt dich wie eine Hure!«
»Du behandelst jeden
wie eine Hure!«
Gwenvael der Schöne
zuckte die Achseln. »Na und?«
Brastias, der ihre
Brüder zurzeit selten ernst nahm, zog Morfyd an dem böse dreinblickenden
Gwenvael vorbei zur Treppe, die in den Rittersaal führte. Während sie
hinabstiegen, sah sie, dass der größte Teil ihrer Verwandtschaft schon wach und
halb fertig mit dem Frühstück war.
Sobald sie unten
angekommen waren, ließ Brastias ihre Hand los und ging um den Esstisch herum,
sodass sie sich gegenüber saßen. Wenn unbelebte Objekte sie trennten, warfen
Briec und Fearghus ihnen weniger böse Blicke zu. Nach zwei Jahren hätte sie
eigentlich gedacht, dass sich ihre Brüder an ihre Wahl des Gefährten gewöhnt
hatten. Aber aus irgendeinem Grund schienen sie sich alle von Brastias
»betrogen« zu fühlen. Sie wusste nicht warum, und es war ihr auch egal. Die
arroganten Mistkerle würden ihre Vereinigung einfach akzeptieren müssen … eines
Tages. In den nächsten tausend Jahren oder so.
»Annwyl?«, fragte
Brastias den ganzen Tisch, während er zwischen Talaith und Briec hindurchgriff,
um sich einen Laib frisches Brot zu nehmen.
»Training«, murmelte
Fearghus, der seine Aufmerksamkeit auf die Pergamente vor sich gerichtet hielt.
»Meine Güte«, sagte
Gwenvael und ließ seinen großen Körper auf den Stuhl neben Morfyd fallen, »sie
trainiert wirklich viel in letzter Zeit.«
Fearghus hob den Kopf
von den Papieren. »Was soll das jetzt heißen?«
»Nur eine
Feststellung, Bruder.« Gwenvael griff nach seinem eigenen Brotlaib und riss ihn
in mehrere Stücke, bevor er hinzufügte: »Auch wenn wir sie nie wirklich trainieren sehen . Nicht wie früher. Sie verschwindet
einfach stundenlang, bevor sie ganz verschwitzt und ziemlich abgekämpft
wiederkommt. Ich frage mich, wohin sie geht … und mit wem.«
Morfyd machte den Mund
auf, eine beißende Antwort auf der Zunge, doch Talaith – Briecs Gefährtin und
eine Hexenkollegin, obwohl sie menschlich war – war schneller und eine große,
runde Frucht flog über den Tisch und krachte an Gwenvaels Nase.
»Auuu!«, schrie er
auf. »Du herzlose Schlange!«
»Tut mir leid«,
zischte Talaith ohne sichtbare Reue, die ihre Entschuldigung bekräftigt hätte.
»Aber ich hatte den Eindruck, dein ständig offen stehender Mund bräuchte etwas,
um ihn zu füllen. Tragischerweise habe ich danebengezielt.«
Briec warf den Kopf
zurück und lachte, bis sich schwarzer Rauch aus Gwenvaels Nasenlöchern kräuselte.
Dann schnaubte Briec – eine wortlose Herausforderung an Gwenvael. Gwenvael
schnaubte natürlich zurück, und schon gingen sie sich gegenseitig über den
recht breiten Tisch hinweg an die Kehle. Morfyd beugte sich dazwischen und
schwang die Arme, um sie zu trennen.
»Hört auf! Ihr beide,
hört auf damit!« Sie traten zurück – keiner von ihnen wollte sie ins Gesicht
schlagen –, und Morfyd fragte sich wieder einmal, wie lange sie alle es noch
gemeinsam unter einem Dach aushalten würden. Und dann auch noch als Menschen!
»Also ehrlich!«,
beschwerte sie sich und strich ihr Hexengewand glatt. »In letzter Zeit benehmt
ihr euch alle wie Kampfhunde in einer Arena.«
»Dagmar lässt uns das
nicht mehr machen«, erinnerte sie Gwenvael nutzloserweise. »Sie sagt, es ist
falsch.« Er wandte den Blick ab. »Auch wenn ich immer noch nicht verstehe,
warum.«
Morfyd versetzte ihm
einen Schlag auf den Hinterkopf.
»Au! Wofür war
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