Dragon Fire
Morfyd
aufrichtig. »Ren!« Sie küsste den Ostland-Drachen auf beide Wangen. »Wie geht
es dir, alter Freund?«
Der süße Ren aus der
Dynastie der Auserwählten war im Hause Gwalchmai fab Gwyar allseits beliebt.
Selbst bei solchen wie Briec, der niemanden außer sich selbst liebte, und
Bercelak, der nur ihre Mutter liebte. Ren war vor fast einem Jahrhundert zu
ihnen gekommen, geschickt von seiner Familie, um mehr über die Südland-Drachen
zu erfahren, während im Austausch eine ihrer Cousinen, die auf den Pfaden der
Drachenhexen wandelte, nach Osten gegangen war.
Morfyd hatte nicht
weiter über dieses Arrangement nachgedacht. So etwas war auch früher schon vorgekommen
und hatte immer gut funktioniert, aber die, die aus dem Osten kamen, blieben
selten. Warum auch? Sie hatten im Osten ein viel ruhigeres, viel einfacheres
und viel extravaganteres Leben als das am Hof ihrer Mutter. Und doch war Ren
geblieben. Er blieb, weil er es geschafft hatte, ein anerkannter Teil der
Familie zu werden, die sich ansonsten kaum untereinander ertragen konnte, ganz
zu schweigen von Außenstehenden. Selbst von Fearghus wusste man, dass er Ren
schon auf das eine oder andere Getränk in seine Höhle in der Finsteren Schlucht
eingeladen hatte. Fearghus lud nicht einmal seine Brüder dorthin ein. Sie kamen
zwar ab und zu vorbei, aber eingeladen waren sie nie.
Morfyd musste aber
zugeben, dass sie anfangs besorgt gewesen war, als Ren sich so eng mit Keita
angefreundet hatte. Obwohl Keita damals kaum dreißig Winter alt gewesen war,
hatte sie bei einigen Männern schon einen gewissen Ruf gehabt. Nicht dass es
Morfyd gekümmert hätte, mit wem ihre Schwester ins Bett ging. Wie hätte sie
infrage stellen können, was Keita tat, während an Gwenvael niemand zweifelte?
Doch Keita war bekannt dafür, im Kielwasser ihres Schwanzes eine Spur von
gebrochenen Herzen zu hinterlassen, denn sie verließ Männer so mühelos, wie
Morfyd Briec beim Kartenspielen schlug. So etwas hatte sie dem mächtigen Magier
nicht gewünscht, der anders als die meisten anderen seine Macht weder für
selbstverständlich hielt noch sie offen zur Schau stellte, um sich wichtig zu
machen. Doch nach kurzer Zeit hatte sie bemerkt, dass Keita und Ren alles
andere als ein Paar waren. Sie waren gute Freunde. Es milderte die Sorgen ihrer
Brüder um Keitas Wohlergehen, wenn sie wussten, dass Ren mit ihrer jüngsten
Schwester reiste und sie zumindest alarmieren konnte, wenn sie in
Schwierigkeiten geriet.
Doch es erstaunte sie
alle immer noch, dass Keita und Ren nach so vielen Jahren immer noch
Reisegefährten und Freunde und einander genauso loyal wie Blutsverwandte waren.
»Mir geht es gut. Und
Keita sollte uns deinen Beistand sichern und dich nicht wütend machen.«
»Sie hat angefangen«,
beschwerte sich Keita.
»Du hast mich
beleidigt.«
»Erst, nachdem du es
gewagt hast, an meinen Komplimenten zu zweifeln! Glaubst du vielleicht, ich
mache jedem Komplimente, du Quengelziege?«
»Keita!« Ren lächelte
Morfyd an. »Vielleicht wird es einfacher, wenn ich sage, dass ich deine Hilfe brauche, meine Liebe.«
Ja. Es half außerdem,
dass Ren ein hervorragender Friedenswächter war, ohne dabei lästig zu sein.
»Natürlich, Ren. Für dich tue ich alles.« Sie nahm seinen Arm. »Wie kann ich
dir helfen?«
»Unsere
Blitzdrachengäste hatten einen kleinen Zusammenstoß … mit eurer Königin.«
»Mutter?«
»Nein. Die andere
verrückte Monarchin, die ihr euer Land regieren lasst.«
Morfyd schnappte nach
Luft. »Ihr Götter, sind sie tot?«
»Nein. Aber es gab ein
paar Verletzungen. Sag mal«, begann er, während er sie zu den wartenden Nordländern
hinüberführte, »ich bin da selbst etwas ratlos. Kennst du zufällig einen
Zauber, der Haare wachsen lässt?«
Die Hände in die
Hüften gestemmt, schaute Keita finster ihrem Reisegefährten und dieser
nachtragenden, kleinkarierten Vestalin nach. Sie folgte ihnen nicht. Sie war zu
verärgert, und sie wusste sowieso, was passieren würde. Ragnar würde ihre
Schwester anschmachten. Ihre perfekte, strahlende, magieerfüllte Schwester.
Nicht in Stimmung, sich das anzusehen, blieb Keita stehen, bis Ren wiederkam,
wie sie es erwartet hatte.
»Wie lange hattest du
vor, hier stehen zu bleiben und vor Wut zu kochen?«
»Bis ans Ende der
Zeit«, sagte sie und achtete darauf, besonders schnippisch zu klingen.
»Ich dachte, du
wolltest unseren Blitzdrachen im Auge behalten.«
»Fang nicht damit an,
Ren.«
»Ich mache mir
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