Dragon Fire
vielen genialen Frauen geschah … – aber er
hätte es besser wissen müssen. Wenn er eine Überlebenskünstlerin kannte, dann
war das Dagmar Reinholdt. Dreizehnter Sprössling Des Reinholdt, Einzige Tochter
Des Reinholdt und jetzt schockierend mächtige Kriegsherrin von Annwyl der
Blutrünstigen, der Verrückten Königin der Dunklen Ebenen. Er hätte wissen
müssen, dass Dagmar nie zugelassen hätte, dass irgendwer sie ausmusterte. Er
hätte es wissen müssen.
»Und dir gefällt deine
Aufgabe?«
»Ziemlich, ja.«
»Dann bist du also …
glücklich?«
Sie schürzte die
Lippen, die Hände um ihre Teetasse gelegt, den Blick an die Decke gerichtet.
Schließlich fügte
Ragnar hinzu: »Glücklich für eine Nordländerin.«
»Oh! Oh, dann ja.
Ziemlich glücklich.«
»Ich bin nur froh,
dass du wieder zu Hause bist«, sagte Fearghus, küsste Keita auf den Scheitel
und zog sie noch einmal eng an sich.
»Und ich bin froh,
wieder hier zu sein. Ich habe euch fast alle vermisst.«
Fearghus lachte. »Und
du sagst, ich sei nachtragend.«
»Du bist auch
nachtragend – genauso wie deine Gefährtin.«
»Annwyl?« Fearghus
lehnte sich ein wenig zurück. »Was hat sie getan?«
»Sie hat Lord Vigholf
fast den Kopf abgeschlagen und das Bein des armen Lord Meinhard zertrümmert.«
Fearghus zog sie wieder
an seine Brust. »Das … das ist wirklich nicht gut. Ich werde später, wenn ich
sie sehe, mit ihr darüber reden.«
Es war zu still.
Keita machte sich von
Fearghus los und stellte fest, dass ihre gesamte Verwandtschaft – inklusive
Ren! – lachte. Lautlos, aber dennoch! »Das ist nicht lustig!«
»Doch!«, krähte Briec
und beendete damit ihr Schweigen. »Ist es!«
»Wisst ihr eigentlich,
was ich alles anstellen musste, um die Lage zu beruhigen? Wir können es uns
nicht leisten, sie uns zu Feinden zu machen, weil du deine Gefährtin nicht
unter Kontrolle hast, Fearghus.«
»Annwyl kontrollieren?
Ich versuche nicht, sie zu kontrollieren, kleine Schwester. Ich lasse sie auf
die Welt los wie einen verheerenden Sturm vom Meer.«
»Da kommen sie«,
bemerkte Gwenvael kopfschüttelnd. »Und schaut, wer sie anführt.«
Briec schniefte. »Ich
sehe, zwei Jahre haben dem Idioten nicht mehr Verstand eingetrichtert.«
»Ich bin mir sicher,
dass sie jetzt Freunde sind«, seufzte Fearghus, der jeden Tag mehr wie ihr
Vater aussah und vor allem klang .
Aber das wollte Keita
nicht hinnehmen. Ständig hackten sie auf dem kleinen Éibhear herum! Es war unverzeihlich!
Keita stellte sich vor
ihre drei Brüder, die Hände in die Hüften gestemmt. »Hört mir gut zu, ihr
herzlosen Echsen. Seid nett zu unserem Bruder! Er hat die ganze Reise von
nichts anderem geredet als davon, euch alle wiederzusehen, und ihr werdet ihm
das Gefühl geben, willkommen zu sein, oder ich werde alles tun, was in meiner
Macht steht, dass ihr so sehr leiden werdet, dass sogar die Götter Angst
bekommen.«
»Was ist mit unserer
jammernden kleinen Keita passiert?«, fragte Gwenvael.
Dafür boxte sie ihn so
plötzlich in den Unterleib, dass er auf die Knie sank. »Ich sagte: sei nett !«, knurrte sie ihren jetzt jammernden älteren Bruder
an. »Also lächelt alle! Und heißt ihn willkommen!«
Keita holte Luft und
rief: »Talaith?«
Die Hexe, die ein paar
Minuten zuvor in die Burg zurückgegangen war, kam heraus.
Mit einem Kopfnicken
deutete Keita hinter sie. »Schau, wer da ist.«
Talaith ging um ihren
Gefährten und Fearghus herum. »Ihr Götter … Éibhear?«
»Er ist ein bisschen
gewachsen«, neckte Keita.
»Éibhear!«, jubelte
Talaith und warf die Arme in die Luft, bevor sie die Steinstufen hinunter auf
ihn zurannte.
»Seht ihr?«, sagte
Keita. »Das ist ein wahres Willkommen!«
Fearghus und Briec
sahen einander an, zuckten die Achseln und warfen ebenfalls die Arme in die
Luft. »Éibhear!«, jubelten sie beide mit quiekenden Stimmen, und Keita stampfte
mit dem Fuß auf.
»So habe ich das nicht
gemeint!«
Noch eine
atemberaubende Frau rannte zu dem übergroßen Küken und warf sich in seine Arme.
»Was hat der Junge
bloß an sich?«, fragte Vigholf. Als ob Meinhard das wusste. Er musste sich schon Mühe geben, damit
Menschenfrauen nicht schreiend vor ihm davonliefen. Wie seine Schwester einmal
gesagt hatte: »Dieser ständige finstere Blick und die Tatsache, dass man wegen
deinen Schultern deinen Hals nicht richtig sehen kann, lässt Menschenfrauen
glauben, dass du nur vergewaltigen und ihre Dörfer plündern willst. Aber wenn
sie
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