Dragon Fire
herein.
»Du schaust dir Briecs
Sprössling vor meinen an?«
»Ihre Mutter hat mich
hergeführt. Du dagegen warst zu beschäftigt damit, Gwenvael auszulachen.«
Er prustete. »Ja, das
war lustig.«
»Wo sind sie?«, fragte
Keita und versuchte, über und unter seinen unglaublich breiten Schultern
hinwegzuspähen. »Bei ihrem Kindermädchen?«
Ihr Bruder prustete
noch einmal. »Das haben sie schon vor Stunden abgehängt. Sie haben mich selbst
gefunden.«
Fearghus sah über die
Schulter und sagte: »Also, kommt hier hoch. Ich will euch eure Tante Keita
vorstellen.«
Keita sah, wie zwei
Augenpaare – eines strahlend grün, das andere unendlich schwarz – über die
Schultern ihres Vaters spähten.
Wie süß , dachte sie. Sie sind schüchtern .
Bei ihrem Anblick
kamen die grünen Augen höher, und ein schmutziger kleiner Junge zog sich hoch,
die Hände fest um Fearghus’ linke Schulter geklammert. Er musterte Keita mit
einem langen Blick von oben bis unten – und grinste.
Keita blinzelte und
ihr Blick ging zu Fearghus, der eilig sagte: »Ich will nicht darüber reden.
Lass es einfach.«
»Ja, aber …«
»Keine Diskussion!«,
blaffte er.
Und da stürzte sich
das Kind auf seiner rechten Seite auf Keita, ein kleines hölzernes
Übungsschwert fest in ihrer pummeligen kleinen Faust.
Glücklicherweise war
Fearghus schnell und schnappte seine ebenfalls schmutzige Tochter hinten am
Hemd.
»Was habe ich dir über
Überraschungsangriffe beigebracht?«, fragte er das schwarzhaarige Kind. Er
klang so gelangweilt bei der Frage, dass Keita das sichere Gefühl hatte, dass
er diese Diskussion seit ihrer Geburt fast täglich mit ihr hatte. Das war zwar
sehr beunruhigend, aber auf jeden Fall noch viel beunruhigender war die Tatsache, dass das Mädchen
weiter sein Schwert gegen Keita schwang, während es mit seinen winzigen Babyzähnen
schnappte.
»Ist das normal,
Bruder?«
»Es wird noch ungewöhnlicher
werden«, warnte Talaith.
»Und wie ist das
möglich?«
Als Antwort darauf
streckte Talaiths Tochter ihre winzige Hand nach ihrer Cousine aus und legte
sie an Keitas Kinn. Einen Augenblick später entspannte sich Fearghus’ Tochter
und senkte das Schwert.
»Es gefiel ihr nicht,
dass du ihre Cousine im Arm hältst«, erklärte Talaith, »das heißt, bis sie ihre
Zustimmung hatte.«
Mit einem Schritt
rückwärts fragte Keita: »Was in allen Höllen geht hier vor?«
»Wir wissen es nicht«,
sagte Talaith gähnend. »Aber wir haben uns diese Frage selbst schon oft genug gestellt.«
»Aber wir mussten
damit aufhören«, fuhr Fearghus fort. »Denn um ganz ehrlich zu sein …«
»… hat uns das alles
ein bisschen Angst gemacht.«
»Aber das Positive
ist«, fügte Fearghus eilig hinzu, »dass keiner von ihnen einen Schwanz hat.«
»Oder Schuppen.«
»Oberflächlich
betrachtet scheinen sie also recht normal zu sein.«
Keita runzelte die
Stirn. »Und das ist okay für euch?«
Fearghus und Talaith
tauschten einen Blick, bevor sie gemeinsam antworteten: »Es könnte schlimmer
sein.«
Branwen die Schwarze
war gerade damit beschäftigt, ihrem älteren Bruder Fal die Haare zu flechten,
als sie Izzy sah. Iz sah ganz gut aus, obwohl einer ihrer Vettern sie ins Zelt
von Branwens Mum geschleudert hatte. Branwen wusste, dass es ein Kompliment war
– dass die Cadwaladrs Izzy für hart genug hielten, die Misshandlungen
auszuhalten, die sie an jeden jungen Drachen austeilten –, aber das hieß nicht,
dass Iz gern herumgeworfen wurde. Andererseits hatte Branwen selbst auch nicht
allzu viel dafür übrig, und sie konnte immerhin fliegen.
»Izzy scheint nicht
besonders gut gelaunt zu sein«, bemerkte Fal.
Izzy zog so ein
finsteres Gesicht, dass sie fast aussah wie Onkel Bercelak, was seltsam war,
denn keiner von ihnen war tatsächlich mit Izzy blutsverwandt. Das war aber auch
nicht wichtig. Sie waren jetzt alle eine Familie. Und nach zwei Jahren und
zahllosen Kämpfen waren sich Branwen und Izzy unglaublich nahe. Sie war netter
als jede von Branwens Schwestern und verständnisvoller als alle ihre Brüder.
Natürlich lagen sie im Alter mehr als sechs Jahrzehnte auseinander, und Iz war
tragischerweise ein Mensch, aber auch das war nicht wichtig. Nicht für sie.
Branwen ließ die Haare
ihres Bruders los und stieg über den Baumstamm, auf dem er saß. »Izzy?«
Izzy blieb stehen und
sah ihre Cousine an. »Wusstest du es?«
»Wusste ich was?«
»Du meinst das mit
deiner Mutter?«, fragte Fal und sah äußerst gelangweilt
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