Dragon Kiss (epub)
wegstieß und sich in sichere Entfernung ans andere Ende des Zeltes, neben ihr Bett, zurückzog. »Dein Glück, dass ich dir mein Leben schulde, Mistkerl.«
Annwyl wusste, dass ihre Wut jeden Moment ausbrechen konnte. Am liebsten hätte sie den verlogenen Mistkerl durchbohrt. Sie wollte ihn den Schmerz spüren lassen, den sie erlitten hatte, als ihr die Wahrheit bewusst geworden war. Fearghus hatte gewusst, dass sie wenig Ahnung von Drachen hatte, bis auf die Tatsache, dass man sie fürchten musste. Sie hatte keine Ahnung, dass sie sich in Menschen verwandeln konnten. Als Menschen leben konnten. Und, ausgehend davon, was sie in letzter Zeit überall in seiner Schlucht getan hatten, sich auch als Menschen paaren.
Sie fühlte sich wie eine Närrin. Eine Hure und eine Närrin. Und sie hasste ihn dafür, dass sie sich so fühlte. Also: ja. Sie wollte ihn tot sehen. Sein Blut auf ihrem Schwert sehen. Und obwohl er ihr die perfekte Gelegenheit gab, schaffte sie es nicht. In diesem Augenblick hasste sie sich für diese Schwäche.
Er rieb sich das Knie und sah sie an. »Du musst dich beruhigen, damit wir darüber reden können.«
»Ich hasse dich!«
Er stand zu voller Größe aufgerichtet da und hatte sich von dem Tritt bereits erholt. Offensichtlich war er als Mensch nicht so einfach zu töten. Jeder andere Mann hätte von diesem geübten Tritt ein zerschmettertes Knie davongetragen.
»Kannst du mir nicht noch eine Chance geben?«
»Nein.« Das schien ihn zu verwirren.
»Kannst du es nicht einmal versuchen?«
»Nein.«
»Kannst du mir sagen, dass du nichts für mich empfindest?«
»Ich empfand etwas für den Drachen, der mich gerettet hat. Der sich um mich gekümmert hat.«
»Und für den Mann?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich für ihn empfunden habe … für dich … ist ja auch egal.«
Zum ersten Mal log sie. Sie wusste genau, was sie für den Mann empfand. Lust. Rein, schlicht und ziemlich köstlich. Doch das konnte sie ihm nicht sagen. Das konnte sie jetzt auf keinen Fall vor ihm zugeben. Obwohl sie ihre Arme vor der Brust verschränken musste, um ihre Nippel zu verstecken, die hart wurden, oder trotz dieses verfluchten verwirrenden Pulsierens zwischen ihren Schenkeln. Nein, nichts davon konnte sie je vor ihm zugeben.
Doch als sie zu ihm aufsah, wurde ihr klar, dass er es bereits wusste. Allein durch den Ausdruck auf seinem hübschen Gesicht.
Fearghus kam wieder auf sie zu, bis er vor ihr stand. Mutiger Mann , dachte sie bitter. Er sah auf sie herab, dann senkte er den Kopf, bis seine Stirn an ihrer ruhte. Er versuchte nicht, sie zu küssen oder anzufassen. Er lehnte sich nur an sie. Und es fühlte sich wunderschön an.
Sie stand stocksteif und fragte sich, was genau er vorhatte, bis sie ihn flüstern hörte: »Es tut mir so leid, Annwyl. Bitte. Bitte verzeih mir.«
Nein, er würde da nicht mit einer einfachen Entschuldigung wieder herauskommen. Nicht in einer Million Jahre. Auch nicht mit einer Entschuldigung, die so süß und aufrichtig war wie diese.
»Nichts, was du jemals sagen oder tun könntest, würde mich dazu bringen, dir zu verzeihen«, flüsterte sie zurück.
Er trat von ihr zurück und sah sie an. Sie fragte sich, was er wohl dachte, aber das Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, hatte sie nicht erwartet.
»War das eine Kampfansage, Lady Annwyl?«
Ihr Gesicht wurde heiß, und sie stieß sich von ihm weg. »Das war es ganz sicher nicht!« Sie rannte ihm davon und huschte um den Tisch herum. Er stand auf der anderen Seite, die Hände auf das harte Holz gelegt.
»Es klang wie eine Kampfansage.«
»Es war keine Kampfansage, sondern eine Feststellung der Tatsachen. Ich werde dir nie verzeihen.«
»Kampfansage.«
»Hör auf damit!« Sie versuchte, den Blick abzuwenden, aber sie sah immer nur seinen herrlichen nackten Körper. Doch als sie hinauf in seine Augen sah, sah sie ihn. Seine Seele. Und er sah sie an.
Sie ging wieder um den Tisch herum, und er folgte ihr langsam; jeder Muskel in Bewegung in Vorfreude auf die Jagd.
Er sah sie an, und sie ertappte sich dabei, wie sie seine langen schwarzen Wimpern bestaunte.
»Ich wette, ich kann dich dazu bringen, mir zu vergeben.«
Zur Hölle mit ihm . Sie hasste ihn. Sie hasste ihn mit jeder Faser ihres Seins. Aber ihr verfluchter verräterischer Körper reagierte wie niemals zuvor. Sie zwang sich weiterhin, sich von ihm zu entfernen, doch es wurde schwerer und schwerer. Vor allem, wenn ihr Körper nur
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