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Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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machtvollen Zauber erden.«
    Während sie von dem stärkenden Wein trank und Brot und Käse knabberte, baute Bryan den Altar rasch ab, wobei er sich immer wieder wachsam umschaute.
    »Hast du sie auch gespürt? Die Kälte?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Hast du die Flügel gehört?«
    »Nein.« Er schaute sie an. »Aber ich glaube, dass du sie gespürt und gehört hast.«
    »Manche Indianerstämme glauben, dass Vögel ein schlechtes Omen bedeuten. Vor allem schwarze Vögel.«
    »Ich stelle mir gerne vor, dass Nyx uns bittet, uns eigene Omen zu erschaffen.« Er lächelte und deutete auf eine Gruppe hoher gelber Blumen, die in ihrer Nähe wuchsen. Darum herum flatterte ein leuchtender Hüttensänger mit einem orangefarbenen Fleck auf der Brust. »Das ist nun wirklich kein schlechtes Omen.«
    Anastasia konnte wieder lächeln. »Nein, das ist ein wunderschöner Vogel.«
    »Und er sitzt auf einer dieser riesigen gelben Blumen. Das muss auch ein gutes Zeichen sein.«
    »Das sind Sonnenblumen.« Sie schaute sie liebevoll an, worauf Dragon die Stirn runzelte.
    »Sind die nicht wie Unkraut?«
    Sie schüttelte den Kopf und schien seine mangelnden botanischen Kenntnisse zu missbilligen. »Das ist kein Unkraut. Man bringt sie mit Liebe und Leidenschaft in Verbindung. Sie sind stark, leuchtend und fruchtbar – von Vögeln bis hin zu Menschen ernähren sich alle von ihren Samen.«
    »Du würdest also sagen, sie seien ein gutes Omen.«
    »Ja.«
    »Und bei diesem zweiten guten Omen sollten wir es auch belassen. Wir sind hier draußen angreifbar, und es dämmert gleich.«
    Sie nickte und verließ mit ihm die Wiese, wobei sie noch von ihrem Wein trank. Bryan trug in einer Hand den Korb, in der anderen sein Schwert.
    »Danke, dass du mir geglaubt hast«, sagte sie, während sie eine Weile in kameradschaftlichem Schweigen gegangen waren.
    »Gern geschehen.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Du bist anders, als ich erwartet hatte.«
    Er lächelte. »Ich bin kleiner, stimmt’s?«
    Sie lächelte zurück. »Ja, du bist eindeutig kleiner.«
    Kurz darauf fragte Bryan: »Magst du kleine Männer?«
    Sie lächelte nur.
    »Ich glaube, du hast zumindest nichts gegen mich.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Ja, aber der Zauber hat es bewiesen.«
    »Und wie hat er das gemacht?«
    »Er sollte doch die Wahrheit über mich und all meine«, er überlegte, »all meine arroganten Missetaten enthüllen.«
    Ihr Gesicht wurde heiß, und sie wandte sich ab.
    »Wenn ich wirklich so wäre – nur arrogant und selbstgefällig und gleichgültig anderen gegenüber –, dann hättest du das erkannt und würdest mich nicht mögen.«
    Jetzt schaute sie ihn an. »Du irrst dich. Wenn einem Menschen die Wahrheit über dich enthüllt wird, bedeutet das nicht, dass derjenige dich automatisch nicht mag – selbst wenn du arrogant und selbstgefällig bist.«
    Er lachte. »Ich glaube, das war nett gemeint, auch wenn es sich nicht so anhörte.«
    »Und ich glaube, du bist besser in Zaubersprüchen und Ritualen, als du zugeben willst«, konterte sie.
    »Um das herauszufinden, musst du dir wohl meine Unterlagen ansehen.«
    »Das werde ich tun.«
    »Du wirst überrascht sein.«
    Sie begegnete seinem Blick. »Ja, das ist möglich.«
    Die Sonne ging gerade über den Klippen im Osten auf, als sie die Tür zu den Lehrerunterkünften im Hauptgebäude erreichten. Bryan gab ihr den Korb.
    »Vielen Dank. Ich – nun – wir sehen uns dann im Unterricht.«
    »Ich hatte Zaubersprüche und Rituale schon im letzten Semester. Aber du wirst mich trotzdem sehen.«
    Anastasia holte tief Luft. »Was den Kuss angeht, Dragon –«
    Er hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Nein«, sagte er schnell, »sag jetzt
nicht
, dass es ein Fehler war.«
    »Du bist ein Jungvampyr. Ich bin eine Lehrerin.«
    »Ist es deswegen? Ist es das einzige Problem, das du mit mir hast?«
    »Das reicht schon«, erwiderte sie mit fester Stimme.
    Trotz ihrer Worte trat ein langsames, triumphierendes Lächeln auf seine Lippen. »Gut, das ist nur ein vorübergehendes Problem.« Er griff nach ihrer Hand, hob sie und küsste ihre Handfläche. Dann legte er lächelnd die Faust aufs Herz, verneigte sich mit vollkommenem Respekt und erklärte: »Frohes Treffen, frohes Scheiden, frohes Wiedersehen,
Professor
Anastasia.«
    Bevor sie etwas sagen konnte, drückte er ihr einen raschen Kuss auf die Wange, drehte sich um und schritt fröhlich pfeifend davon.

    Dragon hatte recht

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